Erst kürzlich wurde Joachim Gauck in einem Interview mal wieder die Frage aller Fragen gestellt: „Fühlen Sie sich eigentlich als Ossi?“, wollten die Kollegen von ihm wissen und schoben gleich noch eine Alternative hinterher: „Oder eher als Norddeutscher?“ Als wäre die eigene Identität eine frei zu treffende Entscheidung.
Gauck wird diese Frage in den letzten 23 Jahren oft gehört haben. Sie ist ein Klassiker, genau wie die, was man am Abend des Mauerfalls gemacht habe. Ferngesehen? In der Sauna gewesen? Vielen Ostdeutschen werden diese Fragen bekannt vorkommen. Nicht wenige werden sie zwar nicht in den umständlichen Worten Joachim Gaucks, aber letztlich auch abwehrend und verneinend beantwortet haben: „Im Gemüt bin ich Ostdeutscher, im Kopf nicht … Das heißt, dass ich mit all meinen Überzeugungen westlichen Werten verpflichtet bin. Ich gehöre dem Reich der Freiheit an.“
Ein Ostdeutscher, der kein Ostdeutscher sein will und damit doch nichts anderes als ein Ostdeutscher ist. Daran hat sich die Öffentlichkeit, nicht nur im Fall von Joachim Gauck, gewöhnt. Auch Angela Merkel redet ja nur in Allgemeinplätzen über dieses Thema. Stattdessen hängt sie sich ein Portrait von Konrad Adenauer über ihren Schreibtisch. Das dürfte auf viele wie ein Schutz oder ein Ablenkungsmanöver wirken.
Damit aber nähren beide jene Wunschvorstellung, die sich landauf, landab über die Jahre als eine neue Wirklichkeit etabliert zu haben scheint und die man auf den Satz reduzieren kann: Ost und West, das ist doch kein Thema mehr! Aber wie wahr ist diese Behauptung wirklich?
Viele Psychologen und Psychotherapeuten nämlich widersprechen dieser Darstellung. Da ist Hans-Joachim Maaz, der Hallenser Therapeut und Buchautor des Bestsellers Der Gefühlsstau, der sagt: „Die Sozialisation eines Menschen kann man nicht ablegen wie ein Hemd. Die Unterschiede übertragen sich über Generationen. Die behauptete Angleichung an den Westen mag manche Äußerlichkeit betreffen, nicht aber den psychosozialen Zustand der Menschen.“ Da ist die junge Therapeutin Dorothea Frick aus Berlin-Schöneberg, die erst seit kurzem im östlichen Bezirk Weißensee arbeitet und erstaunt festgestellt hat: „Ich hätte nie gedacht, dass die DDR-Prägungen so lange überdauern.“
Wie bei Migranten
Da ist Jochen-Friedrich Buhrmann, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Schwerin, der in seiner täglichen Arbeit sieht, dass bei gut fünfzig Prozent seiner Patienten die behandlungsbedürftigen Störungen ihre Wurzeln in den Erfahrungen aus der DDR, der Wende und den Nachwendejahren haben. Da ist der Potsdamer Psychotherapeut Michael Froese, der in den Erzählungen seiner Patienten immer wieder auf eine historische Dimension stößt und überzeugt ist: „Mit ostdeutschen Patienten ist es wie mit Migranten. Es ist gut, wenn man etwas von ihrer Kultur und Geschichte versteht.“ Und da sind die Wissenschaftler aus Leipzig und Dresden, die im Rahmen der sächsischen Längsschnittstudie seit dem Jahr 1987 immer wieder hunderte Teilnehmer befragen, die 1973 noch in den DDR-Bezirken Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt geboren wurden. Sie kommen darin zu dem Schluss, dass sich die Befragten umso ostdeutscher fühlen, je länger die DDR vorbei ist.
Und da sind die Patienten mit den unterschiedlichsten DDR- und Nachwendebiografien, aus allen Altersklassen und sozialen Schichten, die sich mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Bluthochdruck, Kreislaufbeschwerden, Gelenkschmerzen und in den vergangenen Jahren auch immer mehr mit Essstörungen oder mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Ängsten und Panikattacken schließlich für eine Therapie entscheiden. Und dort „froh und dankbar sind, offen über ihre Probleme zu sprechen, ohne beschämt zu sein“, wie Hans-Joachim Maaz erzählt.
Im Grundgesetz heißt es, die Deutschen hätten „in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet“. In den Praxen und Studierstuben des Landes aber sieht es anders aus. Denn hier untersucht man, welche persönlichen, historischen, politischen und kulturellen Umstände und Ereignisse auslösende Bedingungen für psychische Störungen geworden sind, wie Michael Froese und sein Kollege Christoph Seidler in dem Buch Traumatisierungen in (Ost)-Deutschland schreiben. Und erlebt, dass die Patienten mit ihrer Identität und DDR-Herkunft ringen und Antworten auf die Frage suchen, warum, verdammt nochmal, Dinge, die mehr als 20 Jahre zurückliegen, noch immer Auswirkungen auf ihr heutiges Leben haben. Warum diese Menschen am Arbeitsplatz und in ihren Beziehungen nicht so „funktionieren“, wie sie wollen und sollen.
Dabei gehen die Psychologen heute davon aus, dass überwältigende seelische Erlebnisse nicht nur im Fall von Extremtraumatisierungen über Generationen weitergegeben werden. Auch politisch-kulturelle Umbruchsituationen können, sofern sie die Identität der Menschen in so ausgeprägter Weise wie nach dem Mauerfall oder auch dem Kriegsende im Jahr 1945 treffen, zu ähnlichen Weitergaben von Affekten und damit zu nachhaltigen psychischen Reaktionen führen. Diese Verletzungen müssen nicht unbedingt traumatischer Natur sein, nicht alle Menschen müssen darunter leiden, schreiben Froese und Seidler weiter. Aus ihrer Arbeit aber wissen sie, dass anhaltende posttraumatische Belastungsstörungen bei gut einem Drittel ihrer Patienten dann auftreten, wenn „zentrale Werte, politische, philosophische, religiöse Weltanschauungen und Überzeugungen, Ich-Idealbildungen, praktische Lebensformen, Rituale, Identitäten“ nicht länger in bekannter Weise Bestand haben und neue Lebensformen erst erlernt werden müssen.
Um von solchen Störungen betroffen zu sein, musste man in der DDR nicht unter Repression und Verfolgung gelitten haben. Man musste auch nicht in herausgehobener oder staatsnaher Position gearbeitet haben. Man musste sich nicht einmal mit dem System identifiziert haben. Unter vielen DDR-Bürgern war eine gewisse Resignation gegenüber den realen Zuständen ja gelebte Praxis. „Aber natürlich schützt bewusste Ablehnung“, wie der Berliner Psychotherapeut Frank-Andreas Horzetzky im selben Buch schreibt, „nicht vor den Auswirkungen unbewusster Identifikation“.
Vor zehn Jahren kam Jochen-Friedrich Buhrmann aus Hamburg nach Schwerin, um dort die Leitung der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zu übernehmen. Er habe damals, erinnert er sich, eine Einrichtung übernommen, in der noch nach den gleichen therapeutischen Konzepten wie in der DDR gearbeitet worden sei. Bevor er sich überhaupt mit den Ostspezifika seiner Patienten beschäftigen konnte, krachten im Kollegenkreis erst einmal ganz unterschiedliche Biografien und Sozialisationen aufeinander. Erst nach zwei bis drei Jahren sei ihm wirklich aufgegangen, „wie groß bei vielen Ostdeutschen die Verletzungen sind, die im Zusammenhang mit der friedlichen Revolution und ihren Folgen entstanden sind“.
Kein Tag ohne Wende
Bei vielen, die ein normales Leben führten, habe die Wende einfach zu massiven Brüchen in der Biografie geführt – von denen manche so traumatisch gewesen seien, dass sie noch heute Nachwirkungen hätten. „Da kommen Menschen mit Schmerzsymptomen oder verschiedenen körperlichen Beschwerden, die organisch nicht krank sind. Manche leiden unter depressiven Stimmungen, haben Schlafstörungen, können sich nicht konzentrieren. In den Symptomen, mit denen sie zu uns kommen, unterscheiden sie sich nicht von anderen Patienten. Aber in den Gesprächen wird dann klar, wie sehr ihnen die Umstände der Wiedervereinigung zugesetzt haben“, erzählt Buhrmann. Er denke da etwa an einen Mann, der mit Herz- und Bauchbeschwerden in die Klinik gekommen sei. „Der hat nach der Wende unglaublich viel Kraft investiert, um seinen Betrieb in Schwerin am Leben zu erhalten. Das ist auch erst einmal gelungen – aber ein paar Jahre nach der Wiedervereinigung wurde er gekündigt. Diese Kränkung hat er nicht verarbeitet.“
Wenigstens jeden zweiten seiner psychosomatischen Patienten beschäftige eine DDR- und Wendeproblematik, davon ist Jochen-Friedrich Buhrmann heute überzeugt. Zehntausende Menschen seien allein in Mecklenburg-Vorpommern derart betroffen, dass sie eigentlich in Behandlung gehörten. Kein Tag sei in den letzten Jahren vergangen, an dem die Wende nicht auf irgendeine Weise in der klinischen Arbeit zum Thema geworden sei.
Warum aber werden diese Nachwirkungen von DDR und Wiedervereinigung, unter denen so viele zu leiden scheinen, so wenig thematisiert? Wird darüber nur privat mit Freunden gesprochen? Wieso hat man sich stillschweigend darauf geeinigt, dass die Menschen in Chemnitz und Celle, München und Magdeburg gleich ticken müssen? Und warum haben die Erfahrungen des Umbruchs, „dass man Geschichte machen und dass sie glücken kann“, nicht zu Stolz und Selbstbewusstsein geführt?
Diesen Fragen geht Buhrmann nun beharrlich nach. Seit Jahren veranstaltet er in Schwerin Symposien, auf denen Fachleute aus Ost und West diskutieren. So sollen die Schweriner Bürger informiert und seine Mitarbeiter sensibilisiert werden. Wahrgenommen allerdings werden diese Symposien meist nur von einer kleinen, ohnehin interessierten Öffentlichkeit. Als „Befindlichkeit“ und „Jammerei“ wird der Diskurs von vielen abgetan.
Allein mit der Angst
Dabei sind längst nicht nur jene betroffen, die nach dem Mauerfall mit ihrer Arbeit auch die bisherige Klarheit, die finanzielle Basis und oftmals den bisherigen Sinn ihres Leben verloren hatten. Und das waren nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in den Jahren 1990 und 1991 allein rund 2,5 Millionen Menschen. Zu keinem Zeitpunkt in der deutschen Nachkriegsgeschichte verloren so viele Menschen in so kurzer Zeit ihren Arbeitsplatz. Traumatisiert sind auch deren Kinder, also jene Gruppe, die 1989 zwischen 13 und 18 Jahre alt war. Denn schnell ablaufende gesellschaftliche Veränderungen gefährden die adoleszente Identitätsbildung massiv, schreibt Frank-Andreas Horzetzky. Gleichwohl gab es Eltern, die mit einer gefestigten persönlichen Autorität auch damals ihren Kindern Halt bieten und ein Gegenüber für Auseinandersetzungen sein konnten.
Bei Hannah Sommer (Name geändert) aber war das nicht so. Wie stark die Eltern mit ihrer Wendeverunsicherung auch ihre eigene Persönlichkeit beeinflussen würden, ahnte sie damals noch nicht: „Ich war nur erschrocken darüber, dass meine Eltern wie versteinert vor dem Fernseher saßen und auf einmal niemand mehr zu wissen schien, wie es weitergehen sollte.“ Jeden Tag seien neue Hiobsbotschaften gekommen, „wenn wieder jemand aus dem Freundeskreis seinen Job verloren hatte“. Irgendwann traf es auch die Familie selbst: „Meine Mutter hatte an einer Hochschule gearbeitet und kam als Lehrerin an eine Mittelschule. Das war für sie eine schlimme Kränkung. Und mein Vater hat als Lehrer bei verschiedenen freien Trägern gearbeitet und wurde immer wieder arbeitslos.“
Viel schlimmer für das Kind war aber damals: „Die hatten einfach überhaupt keinen Nerv für uns. Aber für uns war ja auch alles neu – keiner wusste, wie das mit den Schulen weitergehen würde und was man danach überhaupt für Möglichkeiten haben würde. Meine Eltern waren gar nicht in der Lage, mich in irgendeiner Weise an die Hand zu nehmen oder mir auch nur einen Rat zu geben.“ Alleingelassen mit ihrer Angst habe sie sich gefühlt, erzählt die heute 35-jährige Frau. „Aber meine Mutter und mein Vater haben sich in dieser neuen Welt noch weniger zurechtgefunden als ich.“
Und da, wo Reden geholfen hätte, um sich zu orientieren, blieb man in der Familie stumm. „Ich habe ziemlich schnell nach der Wiedervereinigung angefangen, mich politisch zu engagieren“, erzählt Sommer. „Ich war wirklich begeistert von Demokratie und Partizipation. Davon wollte daheim aber niemand etwas hören. Meine Eltern sind irgendwie in ihrem Beleidigtsein verharrt.“ Jede Kritik am untergegangenen System sei als Angriff auf die eigene Biographie empfunden und mit den Worten quittiert worden, sie wisse doch überhaupt nicht, wie das Leben damals gewesen sei. Oder ob sie sich denn in der Kindheit unterdrückt und eingesperrt gefühlt habe?
„Als ich dann auch noch damit angefangen habe, mich für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts zu interessieren, war das für meine Eltern wie eine Ohrfeige. Ich glaube, sie erleben mich seither im Grunde wie den personifizierten Vorwurf.“ Warum ihr Weg für die Eltern so eine Belastung war, erfuhr sie erst ein Jahrzehnt später. „Mit dem Auftauchen ihrer Akte musste meine Mutter dann zugeben, dass sie für die Stasi gearbeitet hatte. Das hat sie mir in einer Mail in ein paar Sätzen mitgeteilt – aus, Ende. Darüber gesprochen haben wir nie.“
Für sie, die ihre Mutter bewundert habe, sei damals eine Welt zusammengebrochen. Das Gefühl, allein zu sein, wuchs ins Unendliche – ebenso wie die Unmöglichkeit, sich im Leben zurechtzufinden. Sommer fing Ausbildungen an und brach sie wieder ab, verlor sich in Beziehungen, die nicht gut für sie waren. Kniete sich, als sie für sich endlich den passenden Job gefunden hatte, so hinein, dass sie körperlich und seelisch überfordert war. „Ich hatte kein Gefühl dafür, was für mich gut war.“ Erst ein Zusammenbruch machte ihr klar, dass es so nicht weitergehen könne. Inzwischen arbeitet sie mit einem Coach. Gesprächen mit ihren Eltern aber versucht sie, weiterhin aus dem Weg zu gehen.
Kinder in der Elternrolle
Michael Froese kennt Patienten wie Hannah Sommer. Der Potsdamer Psychotherapeut behandelt Dutzende von Menschen, die während der Wendezeit erwachsen wurden. „Sowohl in der frühen als auch in der späten Adoleszenz werden die Eltern als Objekte gebraucht, von denen wir uns abnabeln müssen. Wenn die selbst hilfebedürftig sind, ist es unglaublich schwer, das zu tun, was eigentlich normal wäre: sich zu reiben, zu raufen und sich schließlich abzunabeln. In dieser Phase ist häufig das Gegenteil passiert. Wir sehen heute, dass die Jugendlichen, die zur Wende in der frühen Adoleszenz waren, es schwerer hatten, da sie selbst noch unreifer waren und ihre Eltern und Lehrer mehr gebraucht haben. Sie gerieten mit ihren Separationsbemühungen in konflikthafte Zustände. Manche Jugendliche haben ihren Müttern und Vätern gegenüber eine Elternrolle eingenommen. So etwas behindert das eigene Erwachsenwerden.“
Doch auch wer zu Zeiten des Umbruchs schon erwachsen gewesen sei, habe vor großen Herausforderungen gestanden. „Diejenigen, die schon älter waren, denen fiel es leichter. Sie traten häufig eine Flucht nach vorn an, nahmen nicht selten eine pseudo-progressive Entwicklung und nutzten die neuen Freiheiten, indem sie sich hineinstürzten. Auf jeden Fall war eine gesunde Abnabelung für beide Gruppen ,behindert‘.“
Überforderung ist das Wort, das Eva Werner (Name geändert), ein paar Jahre älter als Hannah Sommer, spontan einfällt, wenn sie an die Wendejahre denkt. Grundsätzlich sei die Wiedervereinigung für sie eine riesige Chance gewesen. „Meine Eltern waren in der DDR nicht besonders angepasst. Deshalb habe ich immer gewusst, dass ich vermutlich nicht auf die Erweiterte Oberschule hätte gehen können. Dass sich 1990 auf einmal die Möglichkeit ergab, doch Abitur zu machen und später zu studieren, habe ich als riesiges Glück empfunden.“ Sie sei damals wild entschlossen gewesen, alle Chancen zu nutzen, „darin haben mich auch meine Eltern immer bestärkt, auch wenn sie mir bei der Entscheidung nicht helfen konnten, weil sie selber nicht wussten, was eigentlich der richtige Weg sein würde“.
Und so habe sie mehr und mehr die Bürde gespürt, nicht nur die Entscheidungen für die Zukunft allein treffen zu müssen, sondern dabei auch die Träume, die sich ihre Eltern nicht hatten erfüllen können, mit zu leben. „Die waren einfach so furchtbar froh darüber, dass ich jetzt alle Möglichkeiten hatte. Praktika in verschiedenen Bereichen, Studium im Ausland, einen Beruf auswählen, der mir wirklich gefällt – also all das, was sie selbst gern gemacht hätten. Da wollte ich sie um keinen Preis enttäuschen.“
Der Druck war so groß, dass Eva Werner nicht zugeben konnte, dass die Dinge irgendwann nicht mehr so liefen wie gewünscht. Dass sie mit den Hausarbeiten im Rückstand war, verschwieg sie. „Ich habe mich einfach nicht getraut zuzugeben, dass ich das mit den vielen tollen Chancen irgendwie nicht hinbekommen habe.“ Monatelang erzählte sie Eltern und Freunden, dass das mit der Abschlussarbeit und den Prüfungen schon in Ordnung gehen würde. Bis zu dem Tag, an dem ihre Eltern eigentlich zur Abschlussfeier kommen wollten. „Da war dann auf einmal eine Mauer, es ging nicht mehr weiter. Ich habe wirklich darüber nachgedacht, mich umzubringen.“ Die Enttäuschung ihrer Eltern sei riesengroß gewesen, als sie ihnen gegenüber die Lügen beichten musste. „Damit hatte ich lange zu kämpfen.“
Eva Werner wie auch Hannah Sommer haben lange gebraucht, um mit Hilfe ihrer Therapeuten zu verstehen, dass mindestens ein Teil ihrer Probleme nicht nur mit ihrer ganz persönlichen Vergangenheit zu tun hatte, sondern auch mit dem Staat, in dem sie gelebt hatten. Vor 1989 gab es eine andere Erziehung und Sozialisation vor allem im Kollektiv. „Heute gelten polar entgegengesetzte Normen“, sagt Hans-Joachim Maaz. „Und die Übernahme des neues Verhaltens ist nicht in den Ostdeutschen gegründet. Sie tragen es nicht in sich und geraten deshalb in eine Krise.“
Dorothea Frick arbeitet sowohl in Weißensee als auch in einer Praxis im westlichen Stadtteil Schöneberg. Bei einigen ihrer ostdeutschen Patienten hat sie eine Angst vor Individualität festgestellt, weil die als „Chaos und Durcheinander“ empfunden werde. Und auch das: Während bei den aus Westdeutschland stammenden Klienten die Konflikte ihre Ursachen größtenteils in entwicklungsbedingten Defiziten haben, die innerfamiliär ausgelöst wurden, spielen bei ostdeutschen Patienten häufig gesellschaftlich-strukturelle Bedingungen bei der Genese der Symptomatik eine Rolle.
Mit der Frage jedoch, welche Rolle die eigene Vergangenheit im gegenwärtigen Leben spielt, wie groß und wirkmächtig Prägungen sind, die man in der Kindheit und Jugend erfahren hat, damit wiederum stehen die Ostdeutschen nicht allein. Dennoch gebe es „eine gewisse Tendenz, die Vergangenheit für nicht wichtig zu erklären“, meint der Potsdamer Therapeut Froese. „Dabei haben aber gerade die Ostdeutschen erlebt, wie fundamental die Geschichte die psychische Entwicklung einzelner Menschen beeinflusst.“
Schon vor zehn Jahren schuf der Verhaltenstherapeut Michael Linden den durchaus umstrittenen Begriff der „posttraumatischen Verbitterungsstörung“. Der Leiter der Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Berliner Charité beschrieb damit erstmals die Unfähigkeit, ein bestimmtes, als kränkend, verletzend oder ungerecht empfundenes Ereignis zu verarbeiten. Anstatt, wie Depressive in Lethargie zu versinken, wüteten Verbitterte immer wieder gegen die Kränkung an und sinnten auf Rache. Linden sagt, dass die Welle der Verbitterten vor rund zehn Jahren ihren Höhepunkt erreicht habe.
Das innere ostdeutsche Erbe
Heute legen sich nun deren Kinder auf die Couch. Und auch bei jenen, die die Wendejahre vermeintlich unbeschadet überstanden haben, hält sich das innere ostdeutsche Erbe. Besonders paradox dabei ist: Je länger der Zusammenbruch der DDR zurückliegt, desto wichtiger wird für viele der ostdeutsche Teil ihrer Identität. Der Wunsch und die Überzeugung, die Unterschiede zwischen hüben und drüben würden sich von ganz allein auswachsen, ist somit widerlegt. Beredtes Zeugnis dafür ist jene bereits erwähnte Sächsische Längsschnittstudie.
Im Abstand von wenigen Jahren werden die 1973 Geborenen gebeten, Fragen zu ihren Erfahrungen mit dem Systemwechsel, ihren politischen Ansichten und Erwartungen an die Zukunft zu beantworten. Das prägende Gefühl für die Wendejahre, gaben die meisten zu Protokoll, war: Angst.
Angst vor allem davor, mit dem Arbeitsplatz auch die Existenz zu verlieren. Der Glaube, man könne sich an diese Bedrohung gewöhnen, wurde dabei schnell widerlegt: Gerade weil mehr als 70 Prozent der Teilnehmer mindestens einmal tatsächlich arbeitslos waren, sind die Werte für die persönliche Zukunftszuversicht weiter gesunken. Inzwischen fürchten sie nicht nur, den Job erneut zu verlieren, sondern sie haben auch Angst vor einer möglichen Armut im Alter – für die Wissenschaftler ein Signal für eine tiefe Verunsicherung, die nicht von allein verschwindet.
Verblüffend aber war für die Forscher auch: Obwohl gut ein Viertel der Studienteilnehmer inzwischen in den alten Bundesländern lebt, beschreiben sie sich noch immer eher als Ostdeutsche denn als Bundesbürger. Das, so die wissenschaftliche Erklärung, liege vor allem daran, dass die Ostdeutschen nach der Wende kaum eigene Institutionen, Vereine oder Medien gehabt hätten, in denen sie ihre Positionen, ihre Hoffnungen oder ihren Kummer hätten öffentlich artikulieren konnten. Stattdessen wuchs der Druck, nach westdeutschem Vorbild zu funktionieren. Auch wenn das äußerlich betrachtet vielen der Befragten inzwischen gelingt, schneidet in der Längsschnittstudie die DDR im Vergleich zum heutigen System in sozialer Hinsicht von Jahr zu Jahr besser ab.
Von der Euphorie der friedlichen Revolution ist nicht viel übrig geblieben – und viele Westdeutsche sind inzwischen genervt von den Ostdeutschen, die noch immer lamentieren und nicht dankbar sein wollen für die Segnungen der freien Marktwirtschaft. Und im Osten will und kann man die Erinnerung an das frühere Leben nicht ausschalten, auch wenn gerade dort von den Politikern und Medien, vor allem den Regionalzeitungen, das Gegenteil behauptet wird. Zur Genesung vom Aneinander-Leiden aber könne vor allem das Miteinander-Reden beitragen. Michael Froese und Christoph Seidler weisen ausdrücklich auf die Rolle der Öffentlichkeit hin. Vielen Patienten wird erst durch mediale Debatten ermöglicht, sich psychotherapeutische Hilfe zu suchen und sich dort zu trauen, über bisher gemiedene, abgespaltene oder verdrängte Erlebnisse zu sprechen.
Und mehr Selbstbewusstsein: Der Westen dürfe die Anpassungsleistung des Ostens nicht länger „als eine Art Bringschuld“ betrachten, weil der ja schließlich eingegliedert werden wollte, sagt Jochen-Friedrich Buhrmann. Im Osten dagegen dürfe man sich nicht in der Überzeugung einigeln, dass es Anerkennung ohnehin nicht gebe. Dass die DDR und die Zeit danach für die eigene Identität eine Rolle spielen, so die Botschaft, ist kein Makel. Auch wenn es wohl noch eine Zeit dauern wird, bis der überwiegende Teil der Ostdeutschen die Frage aller Fragen tatsächlich mit „Ja, natürlich!“ beantworten wird können.
Susanne Kailitz lebt als Journalistin in Dresden
Kommentare 59
Schön, dass westdeutsche Psychologen und Psychotherapeuten den einheitsgebeutelten Ostdeutschen helfen, den zum Trauma mutierten Traum von der deutschen Einheit zu verarbeiten und zu bewältigen.
Dass sich Ostdeutsche nun auch auf die Couch legen, halte ich für fatal. Sie sollten wieder auf die Straße gehen stattdessen ...
Ostdeutschland wurde nie als gleichberechtigter Teil der vereinheitlichten Bundesrepublik gebraucht, sondern nur als Absatzmarkt für die westdeutsche Industrie, mit allen Folgen für die Ostdeutschen, deren Arbeitskraft nicht gebraucht wurde und nicht mehr gebraucht wird. Dafür haben sie ja jetzt Zeit, sich auf die westdeutschen Psychologencouch zu legen. Bei allen Ausnahmen, die es immer gibt ...
Nachtrag. Ein Amerikaner hat ein passendes Lied zu Ostdeutschlöand geschrieben, zu dessen Zustand, den auch die Fotos gut zeigen, ohne dass er das wusste: John Mellencamp mit "Ghost Towns Along The Highway"
Ich glaube Sie verwechseln Psychologie mit Physiotherapie
Das passt auch schön als musikalischer Kommentar:
http://www.youtube.com/watch?v=wfkVka77yZo&feature=related
Die Entwicklung zum vorübergehenden Absatzmarkt war immer schon absehbar.
Ja, vielen Dank! Ein wichtiger, ein notwendiger Beitrag zur Diskussion, weil die Macht der Erinnerungen um so stärker rührt, wo sie keine Worte findet, so erklärt sich vielleicht das beschriebenen Paradox teilweise: Je länger der Zusammenbruch der DDR zurückliegt, desto wichtiger wird für viele der ostdeutsche Teil ihrer Identität. Der Wunsch und die Überzeugung, die Unterschiede zwischen hüben und drüben würden sich von ganz allein auswachsen, ist somit widerlegt.
„Haben die Soldaten den Palast zerstört, damit der Schatz nicht den Feinden in die Hände fällt?“ fragt Mies. „Nein, für einen Schatz gibt es keine Belege,“ erwidert Will, „alle Menschen sind sich gegenseitig in die Arme gefallen, haben über Nacht vergessen, dass sie so viele Jahre Fremdheit pflegten......"
https://www.freitag.de/autoren/archinaut/spur-des-untergangs
Ja, ganz guter Artikel.
"Dabei gehen die Psychologen heute davon aus, dass überwältigende seelische Erlebnisse nicht nur im Fall von Extremtraumatisierungen über Generationen weitergegeben werden. Auch politisch-kulturelle Umbruchsituationen können, sofern sie die Identität der Menschen in so ausgeprägter Weise wie nach dem Mauerfall oder auch dem Kriegsende im Jahr 1945 treffen, zu ähnlichen Weitergaben von Affekten und damit zu nachhaltigen psychischen Reaktionen führen."
Deshalb sind die Deutschen ja auch Stabilitätsfreaks, die Hyperinflation von anno dazumal lässt grüßen. Fatal ist nur, dass sie ihre eigene Einstellung für die Vernünftigste und einzig richtige halten und gerne alle anderen damit beglücken wollen.
"Der Druck war so groß, dass Eva Werner nicht zugeben konnte, dass die Dinge irgendwann nicht mehr so liefen wie gewünscht."
Das mag, wie alles, von der Wende mit beeinflusst worden sein, aber solchen Erwartungsdruck gibts im Westen wohl auch gelegentlich. Ich hatte ein anderes Problem: keinerlei Erfahrungen mit dem Universitätsalltag, nicht nur weil meine Eltern aus dem Arbeitermileu stammen, sondern auch weil all die Erfahrungen meiner studierten Bekannten und Verwandten obsolet waren. Dazu die finanziell unsichere Situation, das hat mich (aus jetziger Perspektive) um viel Möglichkeiten gebracht und mich meiner Heimat entfremdet (man fühlt sich ungebraucht und ungewollt). Kapitalistische Wirklogik halt, sozial zersetzend, meine Familie ist mittlerweile über die ganze Republik verstreut.
"Angst vor allem davor, mit dem Arbeitsplatz auch die Existenz zu verlieren."
Eine besonders begründete Angst, da die Ostdeutschen keine Wirtschaftswunderzeit hatten, in der sie sich ein Vermögens-Fettpölsterchen und Selbstbewusstsein hätten anfressen können. Noch dazu wo die Zeiten immer offener neoliberal-turbokapitalistisch werden, die Abgehängten teilweise wie nutzloses Vieh behandelt werden und die Jobsituation ohnehin im Osten prekärer ist.
"schneidet in der Längsschnittstudie die DDR im Vergleich zum heutigen System in sozialer Hinsicht von Jahr zu Jahr besser ab"
Das heutige System versucht ja auch, sich von Jahr zu Jahr zu verschlechtern.
"Von der Euphorie der friedlichen Revolution ist nicht viel übrig geblieben"
Depremierte Katerstimmung und das Bewusstsein, dass der Westen genausowenig demokratisch ist, wie der Osten. Lediglich das Warenangebot ist größer, so man es nutzen kann.
Was meiner Generation erhalten bleibt, ist vor allem die eine Gewissheit, die vielen Westdeutschen abgeht: politische Systeme, mit all ihrer Verlogenheit und Macht, können über Nacht stürzen. Und ja, man kann es überleben.
"politische Systeme, mit all ihrer Verlogenheit und Macht, können über Nacht stürzen. Und ja, man kann es überleben."
Leider ist das etwas das man nicht Erlernen kann man muß es erlebt haben.
Und nein die Psychocouch wird nichts ander Fähigkeit der Ostdeutschen zum Dialektischen Denken ändern. Selbst meine Enkel können schon Dialektisch denken als wäre das die Natürlichste sache der Welt.
Es sind ja keine neuen Erkenntnisse, dass sich Sozialisation und historische Ereignisse über Generationen hinweg manifestieren.
Diskussionswürdig ist die besondere Situation der Ostdeutschen allerdings schon. Denn sie tragen mehrfach an der Last der Vergangenheit und Gegenwart.
Als Deutsche stehen sie natürlich in der historischen Verantwortung für die Greuel des Nationalsozialismus.
Als Ostdeutsche müssen sie aber auch die Last des realsozialistischen Zusammenbruchs tragen. Da ist die Häme der vermeintlichen Sieger. Da sind aber auch die unausgesprochenen Beschuldigungen der westdeutschen Linken, dass die Ostdeutschen die Utopie von einer gerechteren Welt nicht nur vergeigt, sondern schließlich für den billigen Konsum von Bananen, gebrauchte VW Golf und Mallorca-Reisen verraten haben.
Nicht zuletzt ist da auch das Problem, dass die Geschichte der DDR abgekoppelt von der der BRD auf Stasi, SED-Diktatur und Mauer reduziert wird.
Solange Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologen nicht in der Lage sind, ein differenzierteres, d.h. realistischeres Bild der DDR zu zeichnen und somit die Hegemonie des konservativen, von den Metaphern des Kalten Krieges beherrschten Geschichtsbild zu brechen, solange werden sich die Ostdeutschen mit ihrer Sozialisation ohne psychotherapeutische Hilfe weder kritisch noch hoffnungsvoll auseinandersetzen können.
Nachtrag: Gedanken zum Unrechten
und nein!
"Als Ostdeutsche müssen sie aber auch die Last des realsozialistischen Zusammenbruchs tragen. Da ist die Häme der vermeintlichen Sieger. Da sind aber auch die unausgesprochenen Beschuldigungen der westdeutschen Linken, dass die Ostdeutschen die Utopie von einer gerechteren Welt nicht nur vergeigt, sondern schließlich für den billigen Konsum von Bananen, gebrauchte VW Golf und Mallorca-Reisen verraten haben."
Um es deiner unbedarften Ideologie nochmal zu vergegenwärtigen, das waren Popen Pfaffen und andere Geistliche. Keiner von Ihnen Sprach für das Volk.
Aber wir bekommen was wir wollten, darob kannst du sicher sein!
Auch in einer Unzerstörbaren Demokratie wie der BRD:
Hey, Junge, Mädchen, Unsichtbar ;-) Ich habe keine Ideologie. Und hätte ich eine, könnte sie nicht unbedarft sein, weil sie ja eine Ideologie wäre. ;-)
Und doch: Aus der Perspektive des Seelenkonflikts ist es so, dass sich die Ostdeutschen mit Vorwürfen wie Selbstvorwürfen plagen müssen, die die Westdeutschen so nicht kennen.
Ein zutiefst hinterhältiger Artikel.
Wer allmorgendlich Nutella schaufelt und jeden Miniweg mit dem Auto tuckert, muss wirklich zum Arzt, weil hinter der Bauchdecke sich der Wohlstand breitmacht. Die isotonische Sportgesellschaft stößt scheinbar an ihre Grenzen, schon bei Kindern. Erfahrungen in the GDR.
Irgendwie habe ich beim Lesen des Artikels das Gefühl gehabt, dass er aus einer bestimmten Perspektive heraus geschrieben ist, die für die Autorinnen - wahrscheinlich unbewußt - als selbstverständlich vorausgesetzt und damit auch nicht im Artikel direkt transportiert wird. Ohne dass ich das jetzt näher einkreisen oder bestimmen kann betrifft dies wohl das Bild von der DDR und der Wendezeit.
Was mir im Artikel jedoch auf jeden Fall zu kurz kommt (wahrscheinlich ist das einer der Bereiche, die nur mitgedacht, aber nicht mitgeschrieben wurden), ist welche Rolle das gegenwärtige Gesellschaftssystem bei der Genese psychologisch bedingter Erkrankungen spielt. Vor dem Hintergrund Westdeutscher wird dort nur einmal von innerfamiliären Auslösern gesprochen. Dass die Gesellschaft in der wir heute leben genauso viel Druck ausübt, nun nicht mehr auf politischer, sondern auf wirtschaftlicher Ebene, taucht im Artikel nur schemenhaft auf, wenn es darum geht vor welchen Herausforderungen die Ostdeutschen nach der Wende standen.
Sätze wie »Wenigstens jeden zweiten seiner psychosomatischen Patienten beschäftige eine DDR- und Wendeproblematik...« lassen sich ohne weiteres auch, statt auf DDR und Wende, auf den heute herrschenden individuellen Leistungsdruck beziehen. Gleiches gilt nach wie vor für die Verbindung zwischen »persönlicher Vergangenheit« und »dem Staat in dem man lebt«.
Wollte man jetzt sehr einseitig argumentieren, könnte man folgdende Gedankenkette etablieren. Seit Jahren nehmen die psychischen Probleme in der gegenwärtigen Gesellschaft zu. Psychologen betrachten bei der Auseinandersetzung mit psychischen Problemen des Einzelnen seine individuelle Biografie. Da ein Teil der Bevölkerung in der DDR sozialisiert wurde, spielt hierfür nun auch die DDR plötzlich eine Rolle, obwohl die akuten individuellen Probleme durch die gegenwärtige Gesellschaft verursacht/ausgelöst wurden. Dies nur einmal als Gegenthese.
Das ist eine interessante These. Danke!
Ach, der Dr. Michael Froese, den kenne ich. Der war Therapeut am Haus der Gesundheit in Berlin-Mitte. Die hatten eine Station in Berlin-Hirschgarten.
Hier habe ich mal was geschrieben zum Thema.
https://www.freitag.de/autoren/magda/therapie-in-einem-lebensabschnittsland
Da gehts aber nicht um Nachwendeprobleme, sondern um die in der DDR und die eigenen.
Die DDR war anstrengend fürs Gemüt, aber vor allem voller praktischer Ablenkungen. Ich war da immer mal wieder "krank", aber ich habe tatsächlich mehr auf meine eigenen Probleme geschoben.
Mir fällt auf, dass viele Leute in der Tat erst so nachwende-krank geworden sind.
Ich möchte mich auf den Kommentar von "Ich" beziehen, der eigentlich den wahren Grund benannt hat. Andere Dinge bräuchte man gar nicht zu suchen oder zu erwähnen, weil es Unsinn ist. Fakt ist, dass die Kinder sich in diesem Staat schon früh nach Außen profilieren müssen, um anerkannt zu werden, dass war in der DDR nicht nötig.
Eines steht doch fest, dass dieses System ein einziges Chaos auf allen Gebieten darstellt, d.h. nichts läuft hier optimal. Und genau das merken die Menschen. Was heute wichtig ist, wird bereits am nächsten Tag verworfen. Wir brauchen uns nicht zu wundern und ich bin der Meinung, dass in diesem System, egal ob morgen oder später der sozialpolitische Gau ausbricht.
Ich sehe als Ostdeutscher eine sehr schlimme Entwicklung auf die jungen Menschen zukommen. Es entgleiten einem regelrecht die Gesichtszüge, wenn man sich die Entwicklung in diesem Staat anschaut, für mich ist das ein einziges Irrenhaus. Nichts ist geregelt, es geht eben irgentwie weiter.
Der Fehler den die Ostdeutschen an sich haben ist der, dass sie Probleme oder Situationen mit dem Herz aufnehmen, also nicht oberflächlich sind. Bei den Westdeutschen verhält sich das ganz anders, sie lassen sie Probleme überhaupt nicht in die Nähe des Herzens.
Als Zeitzeuge habe ich nach der Wende die ganze Prozedur der Erniedrigung haunah erlebt. Obwohl wir alle ein Hochschulstudium hatten und unsere Arbeit bestens durchgeführt haben, wurde allen gezeigt, wo der westdeutsche Hammer hing. Und so kamen Typen, die zwar einen exquisieten Anzug anhatten und gut reden konnten, aber für unsere Arbeit keinerlei Bildung hatten. Das war auch nicht schlimm, weil wir sowieso alle nach Hause gehen konnten.
Ich habe Dinge erlebt, das war schlimmer wie im Tollhaus. Die ganze Verwandtschaft wurde eingeflogen und die bekamen Posten und sogar noch einen personengebundenen PKW dazu. Wissen hatten die alle gar keins.
Nach einer Gewissen Zeit gingen diese Leuten wieder nach Drüben, weil sie doch nicht zu gebrauchen waren. So ging das hin und her.
Ich möchte denjenigen sehen, der unter diesen Umständen nicht leidet.
Wir bekamen einen Chef (29 Jahre und Kaufmann) der gerade von der Schule kam. Er hätte mein Sohn sein können. Er stellte sich vor das Kollektiv und sagte (sprichwörtlich), dass er uns wie Hunde an einer langen Leine behandeln würde. Wer nicht spurt, dann wird er die Leine verkürzen oder daran ziehen. Dieser Herr hätte eigentlich eine Tracht Prügel beziehen müssen!!!
Ich konnte gottlob ein Jahr später in den vorzeitigen (Entlassung mit Abfindung) Ruhestand gehen. Das sind die Zeiten, die vielen Menschen das Herz gebrochen haben und darum gekümmert hat sich keiner. Es war eine rechtslose Zeit, die sich eigentlich bis heute nicht verbessert hat. Doch nun trifft es auch Westdeutsche, gottlob.
„Es entgleiten einem regelrecht die Gesichtszüge, wenn man sich die Entwicklung in diesem Staat anschaut, für mich ist das ein einziges Irrenhaus. Nichts ist geregelt, es geht eben irgentwie weiter.“
Das (Haargenau) hatten allerdings auch viele viele Ostdeutsche zur DDR zu bemerken. Teils zu Recht, teils aus Gewohnheit. Sie dachten der Westen ist der Fleisch gewordene Werbeclip, zwischen den Mainzelmännchen. Alles andere rote Propaganda. Und wenn jetzt welche auf die Couch müssen dann hat das was von Katerstimmung.
Ob DIE Ostdeutschen nun durch die Bank die reinen Herzens sind und DIE Westdeutschen die Eiskalten … vielleicht ein bisschen zu allgemein gehalten?
„Und so kamen Typen, die zwar einen exquisieten Anzug anhatten und gut reden konnten, aber für unsere Arbeit keinerlei Bildung hatten.“
Die sog. Dünnbrettbohrer.
„Ich konnte gottlob ein Jahr später in den vorzeitigen (Entlassung mit Abfindung) Ruhestand gehen. Das sind die Zeiten, die vielen Menschen das Herz gebrochen haben und darum gekümmert hat sich keiner. Es war eine rechtslose Zeit, die sich eigentlich bis heute nicht verbessert hat.“
Der Wahnsinn geht seitdem erst richtig los. So schlimm das auch war. Seitdem ist freie Schußbahn, Globalisierung.
„Doch nun trifft es auch Westdeutsche, gottlob.“
Davon sollten wir trotz allem doch aber wegkommen. Streiten sich 2 freut sich der 3.
In Bezug auf einige Ansätze (ich bin da kein Experte) was die gegenwärtigen Ursachen von psychischen Problemen angeht, möchte ich noch auf das Buch »Das erschöpfte Selbst« von Alain Ehrenberg hinweisen, insbesondere weil im Artikel folgender Satz auftauchte: »Bei einigen ihrer ostdeutschen Patienten hat sie eine Angst vor Individualität festgestellt, weil die als „Chaos und Durcheinander“ empfunden werde.«
Das Buch von Ehrenberg – es ist leider etwas unstrukturiert geschrieben – vertritt die Grundthese, dass es im Laufe des letzten Jahrhundert eine Verschiebung von hysterischen Erkrankungen hin zu Depressionen gegeben hat. Die Hysterie sieht er als Folie einer Gesellschaft mit wenigen alternativen Lebensweisen in der die Einzelnen, auf die starken Zwänge sich konform zu den gesellschaftlichen Normen zu verhalten, mit einer hysterischen Störung reagieren. Da sich die individuellen Freiheiten immer mehr ausgeweitet haben, befindet sich heute hingegen der Einzelne viel stärker in dem Dilemma sich im Rahmen des Ideals der Selbstverwirklichung zwischen vielen verschiedenen Lebensentwürfen entscheiden zu müssen. Der einzelne reagiert auf dieses Überangebot an Möglichkeiten, wie Buridans Esel, indem es ihm zunehmend schwerer fällt sich zu entscheiden. Dies führt laut Ehrenberg vermehrt zu Erschöpfungszuständen und Depressionen, die dann mit Psychopharmaka behandelt werden.
Solche Probleme konnte ich während des Studiums auch bei Kommilitonen aus den alten Bundesländer beobachten. Was die Sache so kompliziert macht, ist meiner Meinung nach vor allem, dass zu selten reflektiert wird, inwiefern "Selbstverwirklichung" als individuelles inneres Bedürfnis, eigentlich als Folge einer äußeren impliziten gesellschaftlichen Anforderung zustande kommt.
Anfänglich, unscheinbar, bedrückte Menschen, können in unserem System (nicht nur) negative Gefühle, nicht abarbeiten, sondern auch eigene Bedürfnisse nicht ableben, wodurch sich immer mehr aufstaut und im Laufe der Zeit zu einer emotionalen Sperre führt und den Fluss aller Gefühle gänzlich unterbindet. Das Fehlen der eigenen Gefühle führt zu einer Art lebendiges Todsein. Leben jedoch heißt fühlen.
Mir ist die empirische Grundlage nicht klar geworden, trotz der langen Liste von zitierten Fachleuten, eine in Zahlen erfasste Mehrbelastung Ost gegenüber West ist, wenn ich das richtig gelesen habe, nicht vorliegend. Der Artikel unterstellt eine Mehrbelastung, verweist aber lediglich auf spezifische Belastungen.
Bei der Übernahme der Wendesituation auf eine Art kollektiv-gesellschaftlicher Posttraumatische Belastungsstörung drehts mir etwas den Magen um, so verständlich das gefühlsmäßig auch ist. Eine Störung hat immer ein Einzelner (möglicherweise viele Einzelne, aber dafür fehlt auch der Beleg), die Erfordernisse für eine Posttraumatische Belastungsstörung sind geregelt. Zu mir sagte man: Ich hab eine Posttraumatische Belastungsstörung, denn mein Freund hat mich angeschnauzt und sehr verletzende und ungerechtfertigte Dinge geäußert, über die ich nicht hinwegkomm. [Danach Aufzählung der Symptomatik].
Ich sage: Nein, das haben Sie nicht. Für eine Posttraumatische Belastungsstörung brauchen Sie das Erlebnis von Todesgefahr von sich oder einer nahestehenden Person. Sagt sie: Ich hab auch das Gefühl ich müsste sterben. Ich: Nein, Sie denken jetzt nicht sie würden in diesem Moment tatsächlich sterben, und das haben sie auch nicht zum Zeitpunkt der Verletzung als realistisch angenommen. Schauen Sie, diese übele Beleidigung ist ein Unterschied dazu, dass bspw. ein kleines Mädchen mitansieht, wie der Vater mit Stiefeln auf den kleinen Bruder eintritt und das Mädchen denkt der Vater tritt den Bruder zu Tode, wodurch das Welt und Selbstbild des Mädchens fundamental erschüttert wird. Sagt sie: Ja aber mein Selbst- und Weltbild ist dadurch genauso erschüttert.
Manchmal möchte man kopfschüttelnd rausgehen. Die Patientin möchte mitteilen, dass es ihr aus diesem Anlass heraus nicht gut geht. Der Rückgriff auf ein Posttraumtisches Belastungssyndrom ist dagegen der Kommunikation und dem Verstehen nicht grade förderlich.
Ich sehe, dass eine besondere Belastungssituation für Menschen vorliegt, die in der Wendezeit aufgewachsen sind. Die Belastungssituation hängt ganz sicher mit dem den gesellschaftlichen Umständen zusammen. Aber es ist noch nicht klar, ob es überhaupt eine überdurchschnittliche psychische Belastung Ost verglichen mit West gibt. Dann ist nicht klar, wie und ob sie sich auswirkt. Hier wird gesagt, sie wirkt sich in Angst und Überforderung aus. Da klickt natürlich bei jedem aus dem Westen: Nun ja, die haben im Westen auch alle. Ich möchte die Wendezeit nicht nivellieren, halte es auch sehr gut für möglich, dass diese Situation durch die besondere Anpassungsanforderung besondere Mechanismen auslöst. Aber das müsste man genauer untersuchen. Das Spezifische an der Posttraumatischen Belastungssyndrom ist ja auch, dass die Mehrzahl derjenigen, die in solchen existenziellen erschütternden Situationen waren, KEINERLEI Störungen oder Krankheitssymptome davontragen. Und manche erwischts ganz übel. Insofern ist der Ansatz durch ein bestimmtes gesellschaftliches Ereignis entsteht kollektiv eine bestimmte Störung, zu deterministisch.
Ich erseh aus diesem und vorherigen Artikeln: Etwas ist passiert und das hatte Auswirkungen. Das kann man sicher noch klarer fassen. Manche Sachen sind für mich gut verständlich, wobei man wohl aufpassen muss, nicht Individuelles für Gesellschaftliches zu halten. Anderes entsteht wohl eher dadurch, dass man eben nur die Osterfahrung hat und die gesellschaftliche Schärfe möglicherweise für spezifisch hält. Also die Abbruchzahlen im Studium sind ja nicht unterschiedlich. Und hinter jeder Zahl steht ein Drama an Überforderung, Versagen und oft Lügen, das sicher bei besserer Unterstürzung zu vermieden gewesen wäre
Ein Notabene zu den gesellschaftlichen bzw. individuellen Belastungen: Im Artikel war die Mutter bei der Stasi. Wirkt sehr gesellschaftlich. Aber in den meisten Familien gibt es Geheimnisse. Die kann man immer so oder so sehen. Meine Eltern sind sehr christlich. Meine Mutter hat auf uns Heranwachsende dauerhaft eingeredet, Jungfräulichkeit als überaus wichtigen Wert anzusehen (das sahen wir anders, war ein Dauer-Stressthema). Eins ihrer lieblingssschlagenden Argumente war, dass mein Vater als auch sie füreinander die Ersten gewesen seien, und man sehe sich diese wunderbare Ehe an. Sie waren wirklich sehr glücklich miteinander, sind sie immer noch.
Höhö, nur eines Tages brauchte man selbst das Familienstammbuch, um zu heiraten. Und da sehen meine entzündenden Augen, dass mein Vater schon einmal verheiratet war. Sie sehen es, aber der Inhalt dringt nicht in mein Bewusstsein. Es war so undenkbar, dass ichs einfach nicht wahrgenommen hab. Sagt mein Mann zu mir, selbst im Familienstammbuch blätternd: Hei, dein Vater war schon mal verheiratet und ist geschieden, das hast du mir ja gar nicht erzählt. Ich: Das war er ja auch nicht. Er: Doch da stehts. Ich (ich genier mich heute noch dafür): Ach echt? Da hat das Amt sich sicher nur verschrieben. Äh ja. Das nennt man wohl gehirngewaschen.
Meine Mutter hat, darauf angesprochen, gemeint, das zähle nicht, die Ehe sei nicht vollzogen worden. Ich fand es schwierig, meine Mutter noch als mental verlässliche Person anzusehen ^^ Familiengeheimnisse. Es gibt sie immer und überall. Man kann sie gesellschaftlich interpretieren, denn ein Geheimins ist in der Regel nur etwas , was man vor sich selbst und vor anderen nicht gerne eingesteht und daher meistens aus einer gesellschaftlichen Repression resultiert. Man kann es auch individuell bzw. menschheitsverbindend sehen und das ist die Lüge, Verschweigen, Heuchelei.
Ich denk, wenn beide Seiten Ost und West sich füreinander interessierten, erschließt sich auch leichter das tatsächlich Spezifische einer Situation.
Was mich an der Sache so verwundert ist doch die Tatsache, dass trotz Unrechtregime DDR hin oder her, die Menschen eine glückliches Leben trotz Mangel verlebten und in Richtung Erschöpfung usw. nichts zu verspüren war. Den Beruf Psychologe gab es in der DDR kaum. Nach der Wende schossen die Praxen wie Pilze aus der Erde. Der Unterschied war nur, dass diese Praxen meist von westdeutschen Managern besucht wurden, denn in der BRD war der Beruf von Psychologen weit verbreitet. Es ist vieles richtig was hier beschrieben wurde, aber die Menschen in diesem System sind auch den jetzigen Machthabern hoffnungslos ausgeliefert, die Auswirkungen viel verheerender.
Was haben wir uns hinsichtlich der Wende gefreut und haben uns bald gar nicht eingekriegt und jetzt?
Jetzt steht dieses System vor einen riesigen Scherbenhaufen, weil die Obrigkeit wie in der DDR über das Volk regiert hat. Man kann sich unten den Allerwertesten aufreißen, oben ändert sich nichts aber auch gar nichts. Und wie schnell man abrutschen kann, zeigt die Explosion der Tafeln hüben wie Drüben, ein Skandal.
Es ist eben ein Fehler, wenn der Staat sich aus wichtigen Dingen zurückzieht und die Menschen der Gier anderer überläßt. Die Menschen werden eines Tages erkennen, dass sie nichts mehr zu verlieren haben und dann wird hier in der BRD ein Abrechnung vollzogen werden, die sich gewaschen hat. Weit sind wir davon nicht mehr entfernt. Aber die BRD hat ja dann die Zustimmung des Bundesverfassungsgerichtes, bei Katastrophen die Bundeswehr einzusetzen. Übrigens, auch der damalige Arbeigeberpräsident Schleyer wollte schon zu seiner Zeit die Bundeswehr auf das Volk schicken. Man sieht daran, Dingen wiederholen sich oft.
"Solange Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologen nicht in der Lage sind, ein differenzierteres, d.h. realistischeres Bild der DDR zu zeichnen und somit die Hegemonie des konservativen, von den Metaphern des Kalten Krieges beherrschten Geschichtsbild zu brechen, solange werden sich die Ostdeutschen mit ihrer Sozialisation ohne psychotherapeutische Hilfe weder kritisch noch hoffnungsvoll auseinandersetzen können."
Das ist ein starkes Stück, der Satz. Es gibt durchaus Streit unter Wissenschaftlern um den Umgang mit der DDR-Geschichte. Nur, diejenigen, die z. B. wie Martin Sabrow gegen Thinktanks kämpfen muss, die ganz andere - ideologisch gefärbte - Interessen an der DDR -Geschichtsschreibung haben, wird das nix. http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Sabrow (Da müssen Sie selbst mal nachsehen. )
Es gibt ein hervorragendes Buch - eine Doktorarbeit - von Carola Rudnick. http://www.transcript-verlag.de/ts1773/ts1773.php
"Die andere Hälfte der Erinnerung!". Reichlich erhellend - diese Analyse des Umgangs mit der Geschichte. Ich sitze da dran, aber es ist ein ziemlicher Wälzer.
Aber, das ist überhaupt nicht von Belang, weil das in den Medien nicht vorkommt.
Die Ostdeutschen brauchen nicht alle psychotherapeutische Hilfe,das ist doch Quatsch. Die meisten haben sich prima neu angepasst - was auch legitim ist. So wie es ohnehin nicht "die Ostdeutschen" gibt.
Ich habe heute mit einigen meiner früheren Arbeitskollegen über das Thema gesprochen. Alle waren der Meinung, dass die Wahrheit in der heutigen menschenfeindlichen und ausbeuterischen Arbeitsweise liegt. Der Schutz der arbeitenden Menschen wird mit Füßen getreten. Früher waren in den DDR-Betrieben stets und ständig gut arbeitende Arztpraxen, sei es praktischer Arzt wie Zahnarzt. Es gab auch Frauenruheräume, wo sich Frauen in gewissen Situationen einmal zurück ziehen konnten. Die Werktätigen konnten während der Arbeitszeit hier untersucht werden. Das alles ist in diesem kapitalistischen System vernichtet worden, es gilt nur noch der Profit. Was ein großes Problem darstellt, ist das Mobbing, was aber durch die schlechten Arbeitsbedingungen hervorgerufen wird. Der Chef freut sich, wenn die Belegschaft uneins ist. So läßt sie sich besser im Griff halten.Wenn die Menschen von der Arbeit kommen, hatte man zu DDR-Zeiten noch viel Zeit zur Erholung oder für seine Hobbys gehabt. Heute wird nur noch gehastet und das macht viele Menschen kaputt und natürlich auch viele Familien. Die Kinder leiden darunter und sind schon in ihren jungen Jahren teilweise verhaltensgestört. Das alles hat diese schikanöse chaosartige System BRD zu verantworten. Was heute war, gilt schon am anderen Tag nicht mehr. Die DDR hatte bestimmt in einigen Dingen eine falsche Moral, dieser Staat BRD hat überhaupt keine Moral und genau das ist das Problem. In der DDR hatte übrigens jeder Werktätige nach einer ärztlichen Untersuchung das Recht auf eine prophylaktische Kur. Das gilt heute auch nicht mehr. Man sieht den Menschen nur noch als Wirtschaftsfaktor und natürlich als Konsument.
MopperKopp schrieb: "Ein zutiefst hinterhältiger Artikel."
Zumindest ist er konsequent nach dem Dogma geschrieben: Das System hat immer Recht, der Einzelne hat immer Unrecht.Wie der Einzelne trotz seiner illegitimen Geburt doch noch für die Bedürfnisse der Finanzinvestoren, Wenderecken und Bilderberger zugerichtet werden kann, beschäftigt die Autorinnen, fein säuberlich eingeschweißt in Maaz-sche Psycho-Plastikfolie. Dazu gibt es Bertelsmann-Soße und Springer-Sättigungsbeilage. Würg!
Magda bringt es auf den Punkt!-Dialektik!
Eben dieses dialektische Denken haben die sozialisierten "DDRler uns BRD lern " voraus.
Da können die "Wessies" noch viel von lernen,anstatt immer die angepassten Arschlöcher gegenüber den Unternehmern und Politikern etc. zu spielen und zu leben,was noch schlimmer ist.
Die deutsche Michelmütze haben die DDR ler jedenfalls abgelegt und darauf können sie unwahrscheinlich stolz sein!
Es war und ist mir immerwieder ein Genuss,mich in Ostberlin ,in "meinen" Kneipen mich mit den dortigen "Indigenas"zu unterhalten.Ein geistiger Orgaßmuß jagt teilweise den Nächsten.Man kann mit Leuten diskutieren,ohne in die Adenauerfalle zu tappen (Anpassung ist alles...)
Der aufgeklärte "Deutsche" sollte vom "Ossi" lernen,sich nicht anzupassen,sondern alles in Frage zu stellen,was uns die heutigen BRD Politiker aufzuschwatzen versuchen!
"Tierra y Libertad! Mit diesem Kriegsruf marschierte ein Heer von Indianern aus dem Dschungel im Süden der Republik hinaus,die Diktatur zu stürzen und Land und Freiheit für sich zu erobern."
Mit diesen Worten B. Travens aus Ein General kommt aus dem Dschungel möchte ich meinen Kommentar schließen.
Wie gesagt,wir können noch sehr viel von den "Ossies" lernen.
Schade. Aber, " Hätte, hätte, Fahrradkette..." Viel Richtiges dabei, fein. Trotzdem: Wenn sich die Blockflötenvorturner der sogenannten softbürgerlichen DDR-Parteien nicht hätten korrumpieren lassen, dann wäre die DDR heute so ein Land wie Ungarn oder Polen, frei, etwas marktwirtschaftlich und im Aufsteigen begriffen. Weil es ihnen aber nur um das Westgeld und zwar um's "Gleichkriegen" ging, so wie dem kläglichen Rest der Freiheitskämpfer des unsichtbaren Widerstandes, wurde es nichts und deshalb gibt es heute noch " OSSIS" und " WESSIS". Die Vernichtung der intellektuellen Elite eines Landes war durchaus ein einmaliger Vorgang und die heute noch täglich zelebrierte Besatzermentalität in den interessanteren Kommunen oder in den Landesministerien, Behörden und Medien gerade in Sachsen spricht Bände. Es gibt weder zwischen Ost und West irgendetwas zu lernen, noch ist es möglich ist, dass ein armer OSSI Mann eine reiche WESSI Frau oder Beamtin ehelicht. Umgekehrt aber schon eher. Besatzung bleibt eben leider Besatzung, nur blieben die Russen wenigstens in ihren Kasernen und halfen im zivilen Leben selten beim Aufbau. Da hätten die WESSIS hier dann doch besser von den Russen lernen sollen. ...- huch, gleich wird mein Kommentar von der WESSI Zensur oder einem im vorauseilenden Gehorsam begrifenen OSSI Aufstreber/in verdeckt, denn auch das gehört dazu!
Es gibt drei Gruppen an Ostlern, die Ignoranten, die Schleimfüsse, der Widerstand!
Und schon wieder ein Artikel a la "Sonderstatus" Ossi... das im Jahre 2012.
Ich wage zu behaupten, aus meiner empirischen Erfahrung, dass sich vornehmlich Jüngere auf die Couch begeben, also Leute, die höchstens die ersten 10-15 Jahre in der DDR verbracht haben. Dass sie sich auf die Couch begeben sagt mehr über die derzeitigen Verhältnisse aus als über Ost-West.
Kurzum: ein Artikel voller Behauptungen und mangelnd am gegenwärtigem Zeitgeschehen... so kann man/ frau sich eben auch der Gegenwart entziehen.
enidanh, selbst Ossi
@MAX SCHARFENBERG,
da ist etwas dran, was die artikulieren. Auch die sogenannten Bürgerrechtler haben sich als Steigbügelhalter mißbrauchen lassen. Sie wollten eben alle etwas vom Kuchen abhaben. Ich habe es als sehr wohltuend empfunden, was Herr Schorlemmer (er ist Bürgerrechtler geblieben), in der Sendung Riverboot (MDR) gesagt hat. Klar war natürlich, dass keiner geklatscht hat.
Ich möchte allerdings betonen, dass die 4 Millionen Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR, die alte BRD schon schön ossifiziert haben. Ich habe einige davon kennen gelernt, die allerdings nach einigen Jahren wutschnaubend wieder zurück kamen und sagten, dass das Leben unter Westdeutschen nicht auszuhalten sei. Nur Glanz und Gloria aber nichts dahinter.
Aber Schwamm drüber, unsere Enkel werden sich auf alle Fälle sehr gut verstehen, müssen die für die ganze Miesere aufkommen. Leid tun die mir sogar sehr.
Wenn sich die Blockflötenvorturner der sogenannten softbürgerlichen DDR-Parteien nicht hätten korrumpieren lassen, dann wäre die DDR heute so ein Land wie Ungarn oder Polen, frei, etwas marktwirtschaftlich und im Aufsteigen begriffen.
Weiß man nicht. Die Bundesrepublik daneben, das hätte eventuell nur geklappt, wenn es diese Konföderation dazwischen gegeben hätte, so dass die "Vereinigung" vielleicht auf Augenhöhe hätte stattfinden können. Und Ungarn - das ist momentan ein schlechtes Beispiel, finde ich.
Ja, mit der übermächtigen Bundesrepublik daneben geraten alle alternativen Überlegungen zur nutzlosen Theorie, ohne Zweifel ist das so, mit und ohne Wehmut. Deshalb" Hätte,...".
Die Zeitzeugenrunden im Fernsehen gehen mir derzeit nur einfach auf den Wecker, aber das Establishment braucht schliesslich Feindbilder und die wollen gepflegt werden.Hier der aufrechte Widerstandskämpfer aus der DDR, der meist völlig wirkungslos und unbemerkt für die Freiheit kämpfte und da der uneigennützige grosse Bruder, dieses Mal aus dem Westen, der den Menschen half, auf den Weg zur wahren Menschwerdung ein Stück voran zu kommen. Und das 22 Jahre nach dem, nein, Anschluss ist nicht das richtige Wort, aber was es war, habe ich inzwischen vergessen, das ist lästig, weil die Beweihräucherung der Vergangenheit legt nur allzu deutlich offen, dass es ein Land ohne Zukunft ist, diese Nachkriegsrepublik BRD. Dass sie sich nur ungern als BRD bezeichnen lässt, sondern lieber DEUTSCHLAND hört, all das zeigt nur, dass das Land nicht darüber hinweg ist und deshalb rückwärts gewandt bleiben wird. Aber für die nächsten 100 Jahre haben wir die Nazis und die Ossis, aber was wäre das Bildungsfernsehen ohne diese Themenkreise?
Tja, da hat sich der Kelch der Segnungen der Bananen- äh, Bundesrepublik als Schierlingsbecher enttarnt. Statt den Landschaften blühen nun die Neurosen.
Wenigstens der kollektive Verzehr von Psychopharmaka vereint nun Ost & West. Das daraus resultierende Gemeinschaftsgefühl leidet naturgemäß unter einer unerfreulichen Dumpfheit, die Beipackzettel will eh niemand lesen.
Der nun gemeinsame Tinnitus, resultierend aus der Kakophonie kapitalistischer Beschallungsorgien, hindert bundesweit das Erlauschen der Signale. So besehen also leider kein Einzelschicksal.
@FAHRWAX,
wo Sie Recht haben, da haben Sie Recht. Genau so verhält es sich heute. Etwas "Wunderbares" wird ja jedem Bürger noch gegeben und die Bürger greifen auch tüchtig zu. Das Gehirn wird immer kleiner, aber dafür trägt man sein IPhon vor sich her. Jetzt weiß jeder, warum er überhaupt zwei Arme und zwei Hände hat. Es ist eine traurige und kranke Zeit und man kommt sich auf der Straße vor, als ob man im Irrenhaus ist. Jeder stürmt an dem anderen vorbei und glotzt auf sein IPhon.
Bereits der Titel legt nahe, dass der Umstand "Born in the GDR" mit recht hoher Wahrscheinlichkeit auf die heute und als westliche Domäne ja so boomende Psychologencouch führe. Zumindest wird uns von einer hohen Korrelation zwischen Geburt in der DDR bis max. etwa 1980 und psychologischer Störung durch den Wechsel in die BRD erzählt.
Dass es da viele Fälle gibt, mag ich gar nicht bestreiten. Nur, um wirklich Zusammenhänge wie im Text kolportiert aufzuzeigen, fehlt es wirklich an belastbarerem Material. Zum einen haben wir ein paar vereinzelte Aussagen, die subjektive Beobachtungen/ Eindrücke der zitierten Ärzte sind. Und dann haben wir das sattsam bekannte Stereotyp von der "Angst vor Individualität". Freilich ist auch, sonst wäre es kein Stereotyp, an diesem was dran. In der DDR war das Leben natürlich in klarere Bahnen gefasst, die Möglichkeiten überschaubarer und viele Entscheidungen wurden auch abgenommen. Es war in einer gewissen Hinsicht schon einfacher - was das Leben aber paradoxerweise nicht unbedingt leichter gemacht hat. Und da hat die Wende zweifellos einen drastischen Bruch gebracht, der ganz natürlich auch Ängste weckte, die sich auswachsen konnten.
Nur, nehmen wir z.B. den Fall der zitierten Studentin. Auch für Westdeutschland hat sich nach der Wende vieles drastisch verändert. Was nicht allein mit der Vereinigung, sondern auch mit der globalen Entwicklung zu tun hat. Wer sagt nun, dass besagter Fall nicht genauso akut und in vielleicht vergleichbarer Zahl auch unter "Westsozialisierten" auftritt? Als typisches Phänomen unter Leuten mit DDR-Jugend ist es bei weitem nicht signifikant genug. Denn es fehlt tatsächlich noch etwas im Text: Dass dieses System, jetzt unterstelle ich mal, zwangsläufig nicht nur eine gewisse Menge derer vorsieht, die es nicht "schaffen", sondern damit auch psychische Störungen provoziert. Und das mag sich gerade für die BRD auch mit den Veränderungen durch die Globalisierung, das Anziehen des Leistungswettbewerbes und zunhemenden Zerfallen der "sozialen Marktwirtschaft" verschärft haben.
Kurzum: Eine tatsächliche Signifikanz, dass gerade jüngeren Menschen mit DDR-Kindheit und -Jugend die psychische Bewältigung unserer jetzigen Welt weitaus schwerer fällt, sehe ich nicht unterlegt. Nicht zuletzt bedürfte es dafür ja eine derart umfängliche Langzeit- und Vergleichsstudie, die wohl kaum zu leisten ist. So bleiben uns allenfalls subjektive Einschätzungen von z.B. Ärzten, die in beiden Teilen Deutschlands praktizierten. Jedoch kann man solche Einschätzungen eben nur Einschätzungen nennen; man kann sie nicht zu hoch hängen. Und gänzlich vergessen wird im Artikel offenbar die ebenso nicht selten gehörte Einschätzung, es sei geradezu ein Erfahrungsvorteil, wenn "man" seine Kinder- und Jugendzeit in der DDR verbrachte. Ob da was dran ist, ist ebenso zu hinterfragen. Hätte im Artikel aber gut diskutiert werden können.
@Matto01.10.2012 18:18
Ihre Zustimmung kam mir gerade sehr gelegen: in diesem bestens geführten Irrenhaus keimt in mir gelegentlich der Zweifel an meiner persönlichen Zurechnungsfähigkeit. Das auch sie derselben Meinung sind ist enorm beruhigend.
@MIAUXX,
Ihre Darstellungen sind vollkommen richtig.
Der Text von den beiden Damen ist ja auch eine Behauptung und keine wissenschaftliche Durchführung. Jeder und das sehen wir ja hier, kann irgendetwas behaupten. Wenn man dann aber diese Sache hinterfragt, sieht es eben ganz anders aus. Wenn man in diesem System als Arbeitssuchender oder auch Arbeitender nur als Nummer behandelt wird, wird sich langsam aufs Gemüt legen. Wo wird denn in diesem System ein Werktätiger für seine guten Leistungen ausgezeichnet. Die Auszeichnung, d.h die Achtung des Menschen ist zum Fremdwort geworden. Dieses System ist menschenfeindlich durch und durch.
Was sagen denn die beiden Damen über die Aussage der ehemaligen westdeutschen Familienrichterin Frau Seeliger, dass Tausende von Kindern in Nervenkliniken durch Medikamente ruhig gestellt, d.h. dort geparkt worden sind. Die Zahl vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Zum Schluß waren es dast 30 Tausend Kinder. Der Grund war, dass sich der Staat nur ungenügend, wie auch heute, um die Jugend gekümmert hat, die Jugendämter waren total überfordert. Ich finde mich in diesem System überhaupt nicht mehr zurecht, übrigens meine westdeutschen Bekannten auch nicht mehr, weil viele Dinge von einem Tag zum anderen überholt sind. Man kann an nichts mehr glauben. Es ist einfach nicht mehr normal, was in diesem System abläuft.
Toller Kommentar @Rupert Rauch :-)
Dem will ich mich weitestgehend anschliessen. Schade eben, dass die Mehrheit der Ostdeutschen sich genauso vom Konsum hat blenden lassen wie die BRD-Bürger dies schon immer zuliessen. Jetzt haben wir den Salat und das System bricht zusammen. Überleben kann Mensch vieles. Nur ob er davon einen Schaden trägt, ist eine andere Frage.
Die Menschheit wird zunehmend traumatisiert und ist auf dem besten Wege sich selber abzuschaffen. Da die Bürgerkriege auf der ganzen Welt, auch in Europa / Deutschland, zunehmen werden.
So siecht die Zivilisation dahin und das Ende der Menschheit naht...Na ja...sehen wir es mal "psoitiv"...die Natur ist geprägt vom werden und vergehen...warum soll sich das Tier Mensch sich davon ausnehmen. Es wird etwas neues entstehen...vielleicht eine Menschenart, die schlauer, klüger ist als diese Spezies Mensch jetzt ist. Vielleicht entsteht aber auch etwas ganz anderes...wer kennt schon die Zukunft.
Wie hatte Einstein schon gesagt:
Ich weiß nicht mit welchen Mitteln der 3. Wk ausgefochten wird. Im 4. WK werden sie sich mit Stöcken und Steinen bekämpfen.
Den 3. WK in Form von Wirtschaftskrieg haben wir bereits. Der 4.WK wird nicht lange auf sich warten lassen. Da Geld Götze ist und als Heilsbringer über ALLEM steht!!
Mir tun nur unsere Kinder und Enkel leid....
"Warum aber werden diese Nachwirkungen von DDR und Wiedervereinigung, unter denen so viele zu leiden scheinen, so wenig thematisiert?"
weil eine ganze gut geschmierte propagandamaschine nur dafür da ist, das wesen der ddr, der wende und der wiedervereinigung in die kategorien unrecht, gewaltloses heldentum und schließlich heilsbringender freiheit einzuordnen. die traumata der sich aus gelebter erfahrung kolonialisiert fühlenden müssen da dringend selbst den betroffenen unheimlich gemacht werden, was deren entfremdung von sich selbst noch zusätzlich verstärkt.
ziel der verhinderten thematisierung ist das gefühl der scham, das bei den "ningelossis" für ihr "geningel" etabliert werden soll. die daraus resultierende privatisierung der probleme, die vereinzelung ist in gewisser weise staatstragend in den angeschlossenen gebieten. der traurige ossi ist es leid erklären zu müssen, dass er die ddr nicht zurückhaben will, dass er nicht bei der stasi war, keine privilegien eingebüßt hat durch die wende ... er weiß, dass es trotz freiheit absolut tabu ist, etwa nach seinem anteil am volkseigentum zu fragen, nach blühenden landschaften, wohlstand für alle, solchen dingen. und er schämt sich auch, dass von den 1 oder 2 billionen euro, die die wiedervereinigung inzwischen gekostet hat, nichts aber auch gar nichts bei ihm hängengeblieben ist.
nächstes beispiel für die betonierung des staatsnahen geschichtsbildes: heute 20.15, ard, der turm. vermute ich zumindest sehr bei einer teamworx-produktion.
Das ist wieder einmal ein zutiefst schlecht recherchierter Artikel auf dem Freitag!! zumal auch noch sehr einseitig dargestellt!
1. hatte die DDR KEINE friedliche Revolution, sondern wurde ganz einfach schlichtweg verkauft!! Also inszeniert!! Die kleine DDR war nämlich ökonomisch am Ende!!
http://www.arbeitermacht.de/rm/rm29/entstehungddr.htm
2. sind viele auf der Couch, weil die Probleme des Alltags sie schlicht und einfach auffressen! vorallem die ARMUT im Osten dermaßen zugenommen hat!!! Die meißten Menschen ganz einfach schlicht überfordert sind, da sie wesentlich mehr zu schlechteren Bedingungen arbeiten müssen als im Westen!! Im Osten geht es einfach meißt nur noch ums nackte Überleben!! Oder ist FRau Hensel entgangen, dass im Osten mehr prekäre Arbeitsverhältnisse herrschen als im Westen?! Die Menschen hier zutiefst ausgebeutet werden?! Die guten Fachkräfte wegen dem Geld abgewandert sind!
3. sind die ehmaligen DDR Bürger viel aufgeklärter und im Vorteil, weil sie 2 Systeme kennen! Das diese BRD verlogen, heuchlerisch, menschenfeindlich ist, sollte wohl jeder mittlerweile mitbekommen haben. Alleine schon die Scheindemokratie ist sowas von lächerlich! Oder weiß Frau Hensel denn nicht, dass das Wahlgesetz immer noch gegen das GG verstößt?! Nur 1 Bsp. von vielen....
Es haben hier so einige gut auf den Punkt gebracht, was die Wahrheit betrifft.
Werte Frau Hensel...es ist nun schon mehrfach aufgefallen das es Ihnen an gutem Journalismus mangelt. Sie die DDR herunter schreiben. Bekommen Sie so ein gutes Gehalt, dass Sie sich verkaufen müssen?! Oder gehören Sie im Endeffekt auch zu den Menschen, die hier seid langem versuchen ein anderes System als die soziale Marktwirtschaft im Sinne des GG zu installieren. Nämlich eine Refeudalisierung!! Neoliberal heißt für mich Faschistisch.
http://hinter-den-schlagzeilen.de/2010/09/30/die-refeudalisierung-der-gesellschaft/
http://attacberlin.de/ags/argumente/text-refeudalisierung/
http://neuesglobaleselend.blogspot.de/2010/08/refeudalisierung.html
Schon Adorno hatte dies sehr gut erkannt.
"Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten."
Theodor W. Adorno
Journalisten sollten endlich aufhören hier vom Thema abzulenken, sondern investigativen Journalismus betreiben!!
http://www.nachrichtenspiegel.de/2012/02/12/2012-das-jahr-in-dem-der-europaische-burgerkrieg-begann-und-die-subventionen-den-deutschen-staat-auffrasen/
fahrwax02.10.2012 19:24@Matto
@Matto01.10.2012 18:18
Ich kann mich euch beiden nur anschliessen!! Manchmal könnte man meinen wir sind die Irren, wenn wir es nicht besser wüssten, was in der BRD so von statten geht! Vorallem aber die Realität eine ganz andere Wahrheit an den Tag legt!
Schon alleine das die ALGII Gesetze aus dem Nationalsozialismus stammen, die BRD wieder die Zwangsarbeit eingeführt hat, wenn auch verdeckt mittels 1 Euro Jobs, ist ein polit. Skandal!! Das zeigt nur das wahre Gesicht dieser angeblichen demokratischen BRD. Sie versteckt sich hinter einer Maske die an früheren Zeiten erinnert.
Das die BRD Heuchlerisch ist, ist noch geschmeichelt!!
Übrigens Frau Hensel...Frauen in der DDR waren vielmehr emanzipiert und unabhängig wie Frauen in der BRD! Jetzt sind die Frauen im Osten wieder in die totale Armut gedrängt, werden zutiefst ausgebeutet und teilweise diskriminiert. Da wir in einer sexistischen, patriarchen Gesellschaft leben. Viele Frauen sind deswegen auch psychisch belastet. Leiden darunter. Männer können nicht einmal mehr eine Familie gründen, da sie so wenig Geld verdienen und zu tu haben, selbst um die Runden zu kommen.
Auch gibt es kaum noch Familienleben, da der Kapitalismus und die herrschenden Bedingungen im Osten viele zum Umzug zwangen. Im Gegensatz zur BRD! Wo Familienzusammenhalt und Tradition noch weitestgehend gepflegt werden können!!
Auch findet im Osten aufgrund der Armut, des Geldmangels, kaum noch sozialisiertes Leben statt! Nicht einmal Vereine, in denen das soziale Miteinander "zelebriert" wird, können sich noch halten und verschwinden hier. Hier arbeiten viel mehr Ehrenamtliche als im Westen!
Das die meißten ehmaligen DDR Bürger auch im Westen nicht wirklich klar kommen und es sie immer wieder zu ihren Wurzeln zurück zieht, ist auch klar. Denn der Westen hat bis HEUTE!!! noch immer nicht die Ossis akzeptiert. Im Westen redet man immer noch von Dunkeldeutschland.
Wie war das noch gleich mit der Integration??...ach ja...ALLE müssen sich dem arroganten Westen anpassen, damit man deutsch wird. Das im Westen vieles rein oberflächlich und geheuchelt abläuft, was das miteinander im zwischenmenschlichen Bereich angeht, steht auch fest. Ich hab da genug Erfahrung mit!! Schliesslich lebt meine Familie im Westen. Und wenns darauf ankommt, steht dort keiner zur Familie und unterstützt diese. Es dreht sich alles nur ums Geld!! Und keiner von meiner Familie hat dort wirklich Anschluß gefunden. Auch wenn es mit an jedem selber liegt. Wir sind nunmal anders geprägt worden....die DDR-Bürger mehr auf Familie, soziales....die BRD Bürger auf Geld und Konsum. Mehr Schein als Sein. Und es wird noch mindestens 2 Genrerationen dauern bis die Einheit vollzogen worden ist. Da es mittlerweile ja auch im Westen bergab geht. Sollte sich die Armut zwischen West und Ost weiter spalten, wird es nie eine Einheit unter den Menschen geben!
Wie heisst es doch so schön....Geld verdirbt den Charakter...
Im übrigen kenne ich genauso viele BRD Bürger, die unter psychischen Problemen leiden!! Das weiß ich nun sehr genau, da meine Mutter in der Nähe von Lüneburg lebt. Sogar der Sohn des Lebensgefährten, der materiell alles hatte nur keine glückliche Familie/Kinder, hatte Selbstmord begangen. Weil er das ganze Schmierensystem BRD nicht mehr ertragen konnte und als Polizist ständig zwischen Baum und Borke stand.
Diese Gesellschaft ist dekadent und vom Zerfall begriffen. Nicht nur im Osten, sondern INSGESAMT!!
"Ob DIE Ostdeutschen nun durch die Bank die reinen Herzens sind und DIE Westdeutschen die Eiskalten … vielleicht ein bisschen zu allgemein gehalten?"
Ich denke das entspricht der Wahrheit. Da wir doch sehr unterschiedlich von 2 Systemen geprägt wurden!! Dazu gab es ja nun mehr als genug Studien/Sendungen im Fernsehen. Der Alltag bekräftigt dies auch alles nur. Man gehe doch nur mit wachen Augen durchs Leben!!
Mitlerweile ist die soziale Kälte auch im Osten angekommen. Es leiden eben ALLE DARUNTER. Ost wie West, was an der Globalisierung, im System an sich steckt. In einem kapitalistischen System gibt es nur Egoismus pur. Soziales kann nicht funktionieren. Oder haben Sie das System nicht verstanden?!
Schon alleine diese Satz im Artikel
"Im Gemüt bin ich Ostdeutscher, im Kopf nicht … Das heißt, dass ich mit all meinen Überzeugungen westlichen Werten verpflichtet bin. Ich gehöre dem Reich der Freiheit an.“
ist ein echter Hohn!! Wen will man hier eigentlich noch ideologisch verblöden??
Es gibt hier genauso wenig Freiheit wie die BRD rechtsstaatlich ist!! Den Freiheit und Recht bekommt nur der, der auch genug GELD zur Verfügung hat!Selbst Staatsanwälte sind gekauft. Die Ideologie des Geldes ist doch eine wunderschöne Erfindung...
"Jeder stürmt an dem anderen vorbei und glotzt auf sein IPhon."
Ach ist doch schön...diese heile Konsumwelt in dem der Mensch überhaupt nicht mehr vorkommt.
Da kann man mal echt sehen wie verblödet der Mensch an sich schon ist!! Deshalb schafft er sich ja auch den Untergang. Und zwar für ALLE, einschl. Eliten und Superreichen. Denn wenn es keine Märkte mehr gibt, gibts auch keinen Konsum mehr. Genau an dieser Stelle befinden wir uns jetzt alle. Hochkulturen sind schon immer untergegangen.
Die Zukunft wird grausam sein :-(
Wie war doch noch mal die Bezeichnung für den ' der die Wahrheit kennt und sie Lüge nennt'?
Was ganz schlimmes, oder?
Die Couch gibt es übrigens auch für gesetzlich Versicherte.
Hier Frau Hensel...mal etwas investigatives zum lesen
http://www.hintergrund.de/201210032263/feuilleton/zeitfragen/die-treuhand-oder-eine-neue-deutsche-teilung.html
Wer Menschen ausverkauft und zutiefst unterdrückt, muß sich nicht wundern, wenn sie auf der Couch landen und dem Staat, der Solidargemeinschaft Geld kosten!! Diese Psychologen haben sich auch nur dem Kapital verkauft. Widerliches Spiel ist das alles!!
Ja genau...was ganze schlimmes. Darum will ich es lieber hier nicht benennen :-)...sie wissen doch...hier wird gepetzt und auch zensiert
ist ja cool...Herr Grote...hab ich gar nicht gewusst :-)...dann können Sie ja das am besten ausprobieren :))
Das es beim Ausverkauf nur ums monetaristische ging, ist ja nichts neues. Schon die Beamten in der NS-Zeit hatten die Juden akribisch ausgeplündert!! Sogar Kindern in Heimen....es ist ekelhaft wie hier die braune Sosse wieder überall hochkocht!!
Wie hatte eine ältere Frau neulich beim Fleischer gesagt...deutsche Mütter sollten keine Söhne bekommen. Die Deutschen provozieren wieder einen Krieg! Griechenland ist der Anfang...andere Länder in der EU werden folgen!
Kann ich leider nicht mir dienen, bei mir läuft das nach dem Motto:
Der Grote lacht, der Arzt, er kichert, denn beide sind privatversichert.
Studien /Sendungen im Fernsehen ?
Es geht reinweg um diese Verallgemeinerungen und was mir ehrlich so langsam auf den Zeiger geht ist die ewige Opferrolle vieler Ostdeutscher. Wollen wir mal durchzählen wer 90 alles nach der schnellen DM-Vereinigung geschrien hat? Ich fang mal bei mir an - also ich nicht.
Es ist wichtig aufzuzeigen wie es damals gelaufen ist und warum. Doch diese Gut/Böse Zuweisungen und Verallgemeinerungen sind immer der leichteste Weg, und haben mit Selbsttäuschung, weniger mit wachen Augen durchs Leben gehen, zu tun.
„Oder haben Sie das System nicht verstanden?!“
Könnten Sie mir da einen bestimmten Autor empfehlen? ;)
Ich habe es als sehr wohltuend empfunden, dass wenigstens eine Ministerpräsidentin daran erinnert hat, doch bei den Feierlichkeiten die Menschenwürde in diesem System nicht zu vergessen. Genau das ist der springende Punkt. Tagtäglich wird in diesem Staat die Menschenwürde mit Füßen getreten, während man andere Staaten dafür kritisiert. Diese perverse Verlogenheit ist eigentlich nicht mehr auszuhalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Millionen nicht zum Feiern zumute war, zu denen auch ich gehöre. Zu dreist wurden wir schon belogen. Und eines ist hier schon richtig geäußert worden, die Westdeutschen haben nur ein System kennen gelernt, die Ostdeutschen aber zwei und genau das, dass sagte schon der russische Schriftsteller Kaminer, zeichnet die Ostdeutschen aus.
@UNITITLED,
Sie mögen ja Recht haben, dass im zweiten Teil der "Revolution" in der DDR, viele nach der DM geschrien haben. Viele von denen sind aber bestimmt bis heute anderer Meinung. Darum geht es aber nicht.
Ich mußte mich der Mehrheit beugen, weil ich eigentlich eine verbesserte DDR haben wollte. Gut, dass sollte nicht sein und das finde ich auch dann in Ordnung, wenn ich dann aber in dem anderen Staat auch eine menschenwürdige Behandlung erfahre, und genau das ist bei mir und Millionen von Menschen nicht geschehen. Ich möchte nicht wieder den ganzen Urschleim wiederholen, wie hier mit dem Bürger umgegangen wird. Jeder wird seine eigene Geschichte und Tragik haben. Dieser Staat sollte besser sein und er ist es nicht. Die Freiheit a la Gauck nützt mir wenig, wenn ich sie nicht ausleben kann. Für die Freiheit brauche ich auch etwas zwischen Daumen und Zeigefinger und genau das fehlt Millionen von Menschen. Ganz schlimm wird es, wenn ich andere Staaten als Unrechtstaaten bezichtige, ich aber als BRD nicht ein Fünkchen besser bin. Wenn ich in einem Staat Gerechtigkeit erfahre, dann werde ich mich auch mit diesem System indentifizieren und genau diese Gerechtigkeit kann ich in diesem System nicht entdecken. Zur Freiheit gehört aber Gerechtigkeit. Eines bedingt das andere!
"Sie mögen ja Recht haben, dass im zweiten Teil der "Revolution" in der DDR, viele nach der DM geschrien haben. Viele von denen sind aber bestimmt bis heute anderer Meinung. Darum geht es aber nicht."
So ist das halt mit den Pauschalierungen. :)
Vor allem Ihrem 2. Absatz kann ich mich anschließen. Deswegen eine nur knappe Antwort.
Ich fürchte, das ist der schlechteste Artikel, den ich je im Freitag gelesen habe. Schade. Erfreulicherweise habe ich hier diverse Kommentare vorgefunden, die den Beitrag ähnlich wie ich als wenig differenziert oder reflektiert empfinden und die die dargestellten Probleme als "Ossi-Probleme" nicht zutreffend charakterisiert betrachten. Abgesehen davon, dass die unterschwellige "Ossis sind so, Wessis sind so"-Unterstellung nur noch der Zementierung vermeintlicher Unterschiede dient.
Die Sozialisation könne man nicht ablegen, wird geschrieben. Die Frage ist nur: Welche Sozialisation? Letzten Endes gibt es keine einzige (!) Generation, die vollständig in der DDR sozialisiert worden wäre. Sozialisation hört ja nicht irgendwann auf und stellt auch keine einseitig wirkende Determination dar. Die dargestellten Probleme dürften somit keineswegs zuerst auf den Zusammenbruch der DDR zurückzuführen sein. Zumal die dargestellten Fälle sich ja nicht von 'westlichen Seelenschäden' unterscheiden.
Wie viele Sozialaufsteiger_inen qua Bildung kennen das Problem, dass Eltern irgendwann nicht mehr helfen können, geschweige denn Ratschläge erteilen? Wie viele von ihnen sind Wandler_innen zwischen sozialen Welten und mussten lernen, dass das, was sie für 'wahr' war, woanders nicht gilt? Wie viele Kinder sollen die verpassten Chancen ihrer Eltern verwirklichen? Wie viele Menschen haben sich von ihren Herkunftsfamilien entfremdet? Wie viele mussten lernen, dass eine gute Ausbildung kein Garant für einen guten Job ist? Die Gründe, warum immer mehr Ostdeutsche sich 'auf die Couch legen' dürften im wesentlichen genau dieselben sein, warum immer mehr Westdeutsche sich 'auf die Couch legen'.
Dass mit einer Ostherkunft unter Umständen tiefsitzende und über Generationen weitergegebene Traumata verbunden sind, sei hier indes nicht bestritten! Die Frage wäre jedoch, wie viele dieser Traumata es noch gegeben hätte, wenn die Mauer nicht gefallen wäre?
Jetzt schreibe ich als Nachzügler im neuen Jahr doch noch etwas: Vielen Dank, Frau Hensel und Co für Ihren schönen Artikel! Es ist m.E. unbedingt immer aufs Neue den Versuch wert, sich dem Thema „DDR“ zu nähern. Auch die Kommentare haben mich sehr beschäftigt. Wichtig erscheint in jedem Fall, dass nicht ausreichend belegt ist, ob sich gegenwärtig tatsächlich mehr „Ostdeutsche“ „auf die Couch“ legen als „Westdeutsche“. Das Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 30 ist generell das Clientel, dass das tut, unabhängig vom Ort der Sozialisation. (Wobei ich auf den Unterschied zwischen „auf die Couch legen“ und „normaler“ Psychotherapie hinweisen will- allein der unterschiedliche Zeitaufwand ist beträchtlich!) Weiterhin ist gegenwärtig ein zunehmendes Problem bei psychischen Erkrankungen dass des sogenannten „burn out“- das vermutlich Ost- wie Westdeutsche gleichermaßen betrifft. Das spräche gegen den übermäßig starken Einfluss einer Ostsozialisation auf psychische Erkrankungen.
Ein sehr interessanter Gedanke in Ihrem Artikel erscheint mir in Bezug auf die Unterschiede zwischen Ost- und West allerdings der der Ähnlichkeit zu Problemen nach einer Migration. Das erscheint ein wenig beachteter Gedanke zu sein, er ist in den Kommentaren kaum reflektiert. Sollten die Probleme von DDR- sozialisierten Menschen einem Migrationsproblem entsprechen (z.B. dem von Türken, die in die Bundesrepublik eingewandert sind)? Falls dieser Gedanke zuträfe, wäre es zumindest aus therapeutischer Sicht enorm wichtig, herauszuarbeiten, worin sich denn Individuen aus Ost und West in ihrer Entwicklung unterschieden haben. Hier haben Sie mit ihrem Buch „Zonenkinder“ m.E. hervorragende Arbeit geleistet, die in ihrem Artikel fortgesetzt wird. Es ist aus der Suche nach Verständnis für psychische Erkrankungen heraus wichtig, diese Unterschiede eben nicht platt zu machen, sondern sie zu beschreiben. Das ist besonders deshalb wichtig, weil es im Sinne der strengen Definition von Psycho- Traumatisierungen zweifelhaft erscheint, ob „der Wende“ tatsächlich der Stellenwert einer Traumatisierung zukommt. Wie ich ein entscheidendes Argument von Horzetzky gelesen habe, geht es in seiner Konzeptualisierung ja auch weniger um die eigentliche „Traumatisierung“, sondern aus seiner therapeutischen Sicht vor allem um die veränderte Auseinandersetzung mit den Eltern bei einer bestimmten Generation von „Wendekindern“ - was Sie in ihrem Buch ja übrigens auch andeuten. Ein wichtiger Unterschied zwischen Psychotherapien von Ost- und Westsozialisierten ist m.E. gerade dieser völlig unterschiedliche familiäre Bezug. In West ist einigermaßen gebildeten Menschen mehr oder weniger klar, dass der Situation in der frühen Ursprungs-Familie eine ganz überragende Bedeutung hinsichtlich der Genese von psychischen Problemen zukommt. Das scheint einer gleich gebildeten Schicht in Ost überhaupt nicht klar zu sein. Hier dreht sich äußerst viel, wenn nicht alles, in erster Linie um den Staat und die Auseinandersetzung mit diesem und dessen Ideologie, der damals (!) zutiefst paranoid über seine Mitglieder wachte und alles kontrollierte. Im Gegensatz zum letzten Kommentar von Dr.Echen hat die Zeit in diesem Staat nämlich unbedingt den Wert einer eigenen Sozialisation (eine Generation = 30 Jahre?!). Das belegen die vielfältigen Schwierigkeiten von ehemaligen DDR- Bürgern, die u.a. von den im Artikel benannten Psychotherapeuten beschrieben sind. Also erscheint als die entscheidende Frage hinsichtlich psychischer Probleme von Ostsozialisierten die danach, was der paranoide Staat, der sie mehr oder weniger laufend beschäftigt hat, und dessen Ideologie in ihnen, ihrem Denken und Fühlen, bewirkt hat. M.E. ist unstrittig, dass die unabwendbare Folge auf jeden Fall eine Ausrichtung auf (oder Abwendung von) Ideen des Staates mit dem dramatischen „Neben“- Effekt einer (vom Staat auch so intendierten) Abwendung von der Beschäftigung, Auseinandersetzung, Konfrontation mit den Mitgliedern der Ursprungsfamilie war! (Man kann diesen Nebeneffekt aus psychotherapeutischer Sicht nicht genügend betonen. Er ist m.E. noch nicht ausreichend konzeptualisiert.) Was passiert aber, wenn ich laufend mit Ideen von paranoider Kontrolle konfrontiert bin? - Ich wende mich entweder zu oder ab! - Und genau das scheint das Problem von (älteren) DDR- Sozialisierten wie „Ehemaliger Nutzer“ zu sein. Es geht immer wieder um „gut oder böse“, „schwarz oder weiss“, „Sozialismus oder Kapitalismus“. Um ein „polarisiertes Denken in on- off- Kategorien“, m.E. ein "klassenkämpferisches Denken". Das hat unbedingt den Vorteil der Vereinfachung von Verständnis. Der Nachteil ist, dass ich komplizierte und fremde Dinge, die ich nicht sofort erschließen kann, mich tendenziell überfordern, weil ich nicht gewohnt bin, Grau- Töne auch grau zu lassen. Und da haben ehemalige DDR- Bürger, bei allen sonstigen Vorteilen (über die hier nicht erschöpfend gesprochen werden kann) m.E. unbestreitbar ein Problem. Sie geraten äußerst schnell in den „großen Zusammenhang“. Es fällt ihnen schwer, den Klassenkampf, bzw. das duale Denken zu verlassen. M.E. strahlt ihr Artikel diese Problematik irgendwie auch aus, wie tendenziell in einigen Kommentaren, vermutlich eher von West, auch bemängelt wurde: Das ist allerdings schwer zu beschreiben. Es scheint etwas damit zu tun zu haben, dass überhaupt ein Ost- Problem beschrieben und schon damit eine Polarisierung, auf ein Sozialisationsphänomen von Vielen bezogen, ausgelöst wird (im Gegensatz zum psychologischen Problem von Einzelnen, wie Sigmund Freud das ursprünglich für die Couch konzipiert hatte). Aus West- Sicht ist irgendwie immer die Frage, die sich sowohl in einigen Kommentaren, aber auch im Abschluss ihres Artikels andeutet: Warum klagen die Ost- Sozialisierten eigentlich so übermäßig? Haben die ein wie auch immer geartetes besonderes Problem im Vergleich zur West- Sozialisation?
Aber: Polarisierungen bieten in einer Kultur, die Nachdenken von Staats wegen nicht unterdrückt, Stoff zum Nachdenken! - Danke: Bundesrepublik!