Boy Scouts auf der Pirsch

USA Amerikas Pfade zur Inneren Sicherheit sind vielfältig, vor allem dem Heimatschutzministerium gehen in dieser Hinsicht nie die Ideen aus

Woher Barack Obama die nächsten Truppen für "den guten Krieg” in Afghanistan nehmen wird, das weiß er wohl selber noch nicht. Aber um Amerikas innere Sicherheit braucht er sich wenigstens nicht zu sorgen, da hat ihn das Ministerium für Homeland Security (HS) weitgehend entlastet. Die Heimatschützer rekrutieren Pfadfinder für den Krieg gegen den Terror, wo sie nur können. An die 35.000 Boy Scouts und Girl Scouts verdienen sich ihre Leistungsabzeichen dieser Tage bei Anti-Terror-Übungen. Im Tarnanzug und mit dem Luftgewehr im Anschlag lernen die Teenies im so genannten Explorer-Programm unter den Fittichen von Polizei wie FBI, wie man Geiseln befreit, Busse überfällt, illegale Einwanderer jagt oder Marihuana-Felder vernichtet.

Die Türen auf!

Was die Pfadfinder begeistert, gefällt auch den Schülern der Meade High School im Bundesstaat Maryland. Sie dürfen zwar keine Busse überfallen, aber dank US-Heimatschutzbehörde steht in diesem Schuljahr ein Kurs in Domestic Security auf dem Stundenplan. Da geht es unter anderem um Agro-Terrorismus, Cyber Crime, Atomwaffen und Islamic Jihadism. Auch Arabisch-Unterricht wird angeboten. Das Interesse ist rege, denn die Schule liegt direkt auf dem Gebiet der von 35.000 Angestellten betriebenen Militäranlage Fort Meade. In unmittelbarer Nachbarschaft findet sich der geheimste aller US-Geheimdienste, die National Security Agency (NSA).
Angesichts der auf über zehn Prozent gestiegenen Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten hält die Schulleitung in Maryland das neue Feld der Domestic Security Studies für ein exzellentes Mittel zum Zweck der Arbeitsplatzbeschaffung für die eigenen Schüler. Kommen NSA, CIA oder Pentagon mit einigen Jugendoffizieren zum Rekrutieren vorbei, öffnet Meade die Türen schnell und weit.

Total in Ordnung

In der Tat haben Schüler, die den über vier Jahre laufenden Heimatschutz-Kurs an ihrer Lehranstalt absolvieren, gute Chancen, einen Einstiegsjob bei der NSA oder in einer der unzähligen, landesweit eingerichteten Homeland Security-Dienststellen zu ergattern. Die sind ständig auf der Suche nach Personal. Man denke nur an die Bereiche Management und Verwaltung, Grenz- und Transportpolizei. Nicht minder sollen die Sektoren Informationstechnologie, Computer Science, Nachrichtendienst, Staatsbürgerschaft, Einwanderung sowie Katastropheneinsatz aufgestockt werden.

Wie reibungslos Schule und staatliche Heimatschützer kooperieren, das zeigte sich im vergangenen Winter bei der ersten gemeinsamen Veranstaltung. Im Rahmen der jährlichen Education Week hatte Meade zu einer Homeland Security Gala geladen. Alle, die dem Domestic Security Studies Programm für Meade auf die Sprünge geholfen hatten, ließen sich kräftig feiern: Es verbeugten sich unter anderem der Fort Meade Kommandant und seine Entourage. Vertreter der örtlichen Handelskammer strahlten, Banker waren erschienen, die lokale Bibliothekarin durfte nicht fehlen, und für Eltern und Lehrer war die Welt an diesem Abend endlich einmal total in Ordnung.

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