Bretter, die die Welt ausbeuten

Raumdeutung Billy, das Ikea-Regal, wird 30 Jahre alt. Anmerkungen zu einem vernünftigen Möbelmonster
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Billy ist nichts Besonderes. Aber darin, im Nichts-Besonderes-Sein, war es immer gut. Das Regal, das vornehmlich, aber keinesfalls ausschließlich zur Aufnahme von Büchern geeignet ist, begleitet uns seit 30 Jahren beim Übergang. Beim Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen, vom WG-Zimmer zur Kleinfamilie, vom Studium zur Arbeit, vom Kein-Geld-Haben zum Sparen-Müssen. Billy macht aus dem Übergang den bürgerlichen Normalzustand, aus dem Vorläufigen das Endgültige, aus dem Nicht-Besonderen das Idyll. Billy ist ein Zentrum des neuen deutschen Kleinbürgertums. Ich kenne niemanden, der in den letzten 30 Jahren kein Billy-Regal hatte, und die meisten von uns leben noch heute damit. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich glücklich.

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