Bruch mit der Unschuld der Schuldigen

CHILE Ein Prozess gegen Pinochet könnte der Anfang vom Ende einer fragwürdigen Rechtskultur in Lateinamerika sein
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Ist die erhobene Mordanklage gegen Augusto Pinochet nicht nur für Chile, sondern für Lateinamerika überhaupt ein Bruch mit der "Kultur der Straflosigkeit"? Einer Rechtsprechung, bei der die Justiz nur Mündel der Politik sein darf? Nach dem Ende der Diktaturen in Brasilien, Uruguay, Argentinien, Paraguay und Chile zwischen 1983 und 1990 blieb es bei Ansätzen, schwere Menschenrechtsverletzungen juristisch zu ahnden. Recht bald wurde eine Amnestierung der Täter verfügt und erneut die "Kultur der Straflosigkeit" bedient. Ein Nein zu dieser "Schlussstrichmentalität" muss nicht automatisch Strafverfolgung bedeuten - Südafrika beispielsweise hat seit 1995 zu einem völlig anderen "Modell" gefunden.

Es dauerte keine zwei Monate, bis in Chile scheinba