Liebe ist ein Kraftwerk der Gefühle. Sie dauert ewig, endet nur im Tod oder im Streit. Halbe Sachen erlaubt sie nicht. Die Weltgeschichte ist voll von diesen Frauen, denen der Satz „Dann lass uns doch Freunde bleiben“ nicht reicht. Nehmen wir die Oper: Siegfrieds Walkürenbraut Brünnhilde besteigt aus Wut über die Untreue der Welt, aus Enttäuschung über die mächtigen Männer und aus Frust über Intrigen ihr Ross Grane. Ein echter Kerl wie Lucky Luke würde sich in diesem Moment eine Kippe anzünden und in den Sonnenuntergang trotten. Aber Brünnhilde besorgt sich die Abenddämmerung selbst: Sie schichtet die Scheite und steckt die Welt in Brand. Sage niemand, dass Rache süß sei! Bitter ist sie.
Noch mehr Beispiele rachsüchtiger Frauen aus der Weltliteratur gefällig? Bitteschön: Nadja Abd el Farrag hat ihren Dieter Bohlen vor der ganzen Menschheit bloßgestellt und in ihrem postpubertären Enthüllungsbuch sogar über den Penisbruch des Schlagerbarden erzählt. Cherry-Cherry Lady ist am Ende dann doch eine Sauerkirsche!
Beim profanen Ende der Liebe wird die Rache der Frau gern damit erklärt, dass sie an der Seite eines Helden vorher zurückstecken musste. Das Ergebnis dann: zerstochene Autoreifen, verbrannte Liebesbriefe, Streit um Kinder und Haus – oder eine literarische Abrechnung. Angeblich wird der erfolgreiche Mann vorher nur durch eine starke Frau zu dem, was er ist. Aber im Ernst: Glaubt ihr Frauen wirklich, dass wir allein lebensunfähig sind? Dass wir unser Geschirr nicht spülen würden, wenn ihr nicht da wäret? Dass wir nur Karriere machen, weil Ihr auf alles verzichtet – auf euch, eure Vorstellung von Familie, auf euer eigenes Leben?
Okay, wir sind auch nicht besser. Wenn wir enttäuscht oder betrogen werden, sind wir nicht alle so cool wie Lucky Luke. Manchmal sind wir auch Othello und wollen blinde Rache. Ganz zu schweigen von den männlichen Kämpfern für Gleichberechtigung, die aus ihrem Recht und dem Hass auf die Frauen einen Jihad machen.
Vielleicht liegt die bittere Rache am Ende der Liebe gar nicht daran, dass die Liebe so groß ist, sondern, dass am Anfang vieler Liebschaften und Ehen gar keine Liebe stand – sondern eine Verblendung. Die Liebe ist keine Bravo und kein literarisches Drama. Sie ist, wenn sie echt ist: die schönste Normalität der Welt. Und selbst wenn sie vergeht, ist sie eine intime Erinnerung wert – nur bitte kein öffentliches Buch.
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