Der Stern der feministischen Bewegung in Chile scheint gesunken, nachdem im September der Entwurf für eine neue Verfassung mit großer Mehrheit von der Bevölkerung abgelehnt worden ist. Der Text war nicht nur weltweit erstmals von einer geschlechterparitätisch besetzten Versammlung ausgearbeitet worden, sondern trägt durchweg eine feministische Handschrift:
So sah er die Maßnahmen für eine gerechtere Verteilung von Haus- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern vor, das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche, eine umfassende Sexualerziehung, einen Geschlechterfokus in der staatlichen Haushaltsplanung. Wurde die Verfassung aus Gründen der „Identität“ abgelehnt? Diese Stimmen ließen nicht lange auf sich warten. Allerdings ohne Be
gs ohne Belege.Fest steht, dass sich die feministische Bewegung in den letzten Jahren als eine der mobilisierungsstärksten in Chile erwiesen hat. Schon der Feministische Mai im Jahr 2018 ließ kaum eine Organisation oder Person unberührt. Studierende besetzten überall im Land 31 Universitäten, um gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt im Bildungssystem zu protestieren. Am 8. März 2020 gingen Millionen von Menschen zum feministischen Streik auf die Straße – es war die größte Demonstration seit Ende der Diktatur.2021 sicherten bei den Präsidentschaftswahlen schließlich die Stimmen der Frauen dem Mitte-links-Kandidaten Gabriel Boric den Sieg gegenüber dem rechtsextremen Kandidaten José Antonio Kast. Heute sind 15 von 25 Regierungsposten mit Ministerinnen besetzt. Solch ein feministisches Bewusstsein lässt sich nicht zurückdrehen. Die jüngste Wahlniederlage ist nicht das Ende der Geschichte. Schon arbeiten Frauen in Chile daran, wie es weitergeht.