Chronik

29. Januar - 4. Februar

Datenaffäre

Großer Bruder Hartmut

Das ist der Sachverhalt: Die Bahn hat vor einigen Jahren heimlich die Daten von allen 220.000 Mitarbeitern und 80.000 Lieferanten abgeglichen. Dazu wurden weder Betriebsvereinbarungen abgeschlossen noch die Betroffenen informiert. Tatbestand: Das ist Ausspähung. Bahn-Chef Mehdorn verteidigte die Maßnahme am Freitag als notwendig im „Kampf gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität“. Inzwischen entschuldigte er sich bei den Mitarbeitern. Subsumption: Hartmut Mehdorn ist ein heißer Anwärter für die Big-Brother-Medaille, und auch sein Stuhl wackelt gehörig. Nicht nur von den Gewerkschaften, auch von Mehdorns Arbeitgeber, der Bundesregierung, kommt scharfe Kritik.

Benedikt der Holocaust-Leugner

Papa sine urbe

Es war die Woche der Papstkritik. Zuletzt kam die Schelte auch aus der deutschen Kurie. Was war passiert? Eigentlich hätte es schon gereicht, dass Benedikt XVI. einen Bischof wieder in die Kirche aufnahm, der wegen seines Widerstand gegen die Religionsfreiheit vor 21 Jahren exkommuniziert worden war. Aber dann wurde auch noch publik, dass Richard Williamson ein Antisemit und Holocaust-Leugner ist. Die Welt ist entsetzt, Kirchenaustritte häufen sich, manche Länder denken über den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan nach. Unser Autor Frank Hoffmann kommentiert den Fall eines Popstars auf Seite 13.

Darfur

30.000 Flüchtlinge

Sechs Jahre währt der Krieg in Darfur nun schon. Und ist seitdem Thema im UN-Sicherheitsrat. Nun gibt es neue Schreckenszahlen. Seit Januar sind laut UN in der Region von Muhadschirija mindestens 30 Menschen getötet und 30.000 in die Flucht getrieben worden. Die Regierungstruppen forderten die Friedenstruppe der UNO und der Afrikanischen Union auf, sich zurückzuziehen. Schätzungen zufolge sind seit Beginn des Krieges bis zu 300.000 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 2,2 Millionen vertrieben worden. Der amtierende Chef des UN-Sicherheitsrats Yukio Takasu (Japan) äußerte „große Besorgnis“ angesichts der neuen Eskalation der Gewalt.

Google fällt aus

Schuld war nur der Slash

Noch vor dreißig Jahren führte ein Stromausfall in New York neun Monate später zu mehr Kinderreichtum. Was für Folgen muss es dann erst haben, wenn wie am Samstag das Internet oder besser Google, der größte Verlinkungsdienst des Cyberspace, für ganze 40 Minuten ausfällt. Schuld, so die offizielle Begründung des Unternehmens, war ein überzähliger Slash. Das „/“-Zeichen hatte sich einmal zu viel in eine Datenbank von verdächtigen Websites verirrt. Das machte das ganze Web für Google suspekt. Und die Netzgemeinde? Die fing an, 40 Minuten lang Google-Alternativen zu testen. Mal sehen, welche Folgen das in neun Monaten haben wird.

Internationale Unsolidarität

Streiks gegen Ausländer

Dass ausländische Arbeiter es wegen der Finanzkrise in ihren Gastländern gerade schwer haben, ist ein Aspekt von vielen. Auch unter Europäern endet die Solidarität, wenn inländische Arbeiter um ihre Jobs fürchten. Großbritannien erlebt deshalb sogar eine Welle von wilden Streiks. Wegen der Ankündigung des Konzerns Total, eine Raffinerie ausschließlich von italienischen und portugiesischen Leiharbeitern auf der Insel ausbauen zu lassen, gehen seit vergangener Woche an Kraftwerken, Atomanlagen und Ölraffinerien im ganzen Land die Arbeiter gegen ihre billigeren Konkurrenten auf die Straße. Aktuelle Arbeitslosenquote in Großbritannien: 6,1 Prozent.

USA – Iran

Schwieriger Briefwechsel

Die neue US-Regierung arbeitet offenbar intensiv an der Entspannung der Beziehungen zum Iran im Atomstreit. Laut dem britischen Guardian wird im Weißen Haus seit Tagen an einem Brief Obamas an Ahmadinedschad gefeilt. Inhalt: das Angebot zu direkten Gesprächen. Der iranische Präsident hat Obama bereits geschrieben. Nach dessen Wahlsieg im November. Den Brief dokumentieren wir auf hier. Obamas Brief aber wollte der Staatschef nicht abwarten. Er antwortete sofort und verlangte eine „Entschuldigung der USA für ihre Verbrechen gegen die iranische Nation“. Klingt nicht nach dem Anfang einer Brieffreundschaft

Fotos: EHROUZ MEHRI/AFP/Getty Images, ALESSANDRO DI MEO/EPA/dpa, Christopher Furlong/Getty Images, FRED DUFOUR/AFP/Getty Images, JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images, FRED DUFOUR/AFP/Getty Images

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