Terra incognita

Verfassung Die Juristin Doris Liebscher untersucht den Rechtsbegriff „Rasse“ – von den Nazis bis zum Grundgesetz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2021

Nach dem 8. Mai 1945, der Ratifizierung der Niederlage Nazideutschlands, musste der Rassismus hierzulande geächtet werden. Im Nationalsozialismus war der Begriff „Rasse“ zum alles überlagernden Moment antisemitischer Theoriebildung geworden: Nicht zufällig wird dies heute in der Forschung als Rassenantisemitismus bezeichnet. In ihrer berüchtigten Kommentierung der Nürnberger Rassengesetze glaubten Wilhelm Stuckart und Hans Globke 1936 davon sprechen zu können, dass „die Mischung wesensfremder Rassen (…) die Einheitlichkeit und seelische Geschlossenheit des Volkstums“ zerstört. Der seit den 1920er-Jahren in der NSDAP aktive Stuckart, der 1950 in seinem Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer“ eingestuft wurd