Lautstark verlangt Bijan Djir-Sarai jetzt, über die Dauer des „Genesenenstatus“ bei Corona im Parlament zu befinden. Aber hat der designierte FDP-Generalsekretär da nicht selbst einen Sitz – und hat er im Januar jene Änderung der Covid-19-Schutzverordnung nicht mitbeschlossen, die diese Entscheidung dem Robert Koch-Institut (RKI) übertrug?
Dass das RKI die Frist postwendend auf drei Monate verkürzte, ist in der Tat befremdlich. Die Fachwelt ist hier ja nicht einig. Wie auch? Entdeckt wurde die Omikron-Variante erst Ende November. Es ist vor allem eine Prognose, wenn das RKI glaubt, so kurzfristig drohe „eine erneute Infektion mit der Omikronvariante“. Anderswo sieht man längere Fristen – der frühere Grippe-Experte der WHO, Klaus Stöhr, hält eine Re-Infektion gar für unmöglich.
Eine seriöse Bewertung kann da nur lauten: unklare Lage! Daraus hat das RKI wohl gefolgert, es sei im Zweifel besser, vom Schlimmsten auszugehen. Doch auch wer diese Folgerung teilt, muss zugestehen, dass sie genuin politisch ist.
Politisierte Wissenschaft
Man wollte im Januar also die Politik verwissenschaftlichen. Im Resultat hat man aber die Wissenschaft politisiert: Hätte das RKI die Frist beibehalten, wäre auch das eine politische Entscheidung gewesen.
Bijan Djir-Sarai liegt richtig damit, dass solche Fragen ins Parlament gehören. Aber er müsste sich an die eigene Nase fassen, statt den Kopf des RKI-Chefs Lothar Wieler zu fordern. Gleiches gilt für alle anderen Abgeordneten, die jener Covid-Verordnung zugestimmt haben. Das sind – und das macht das Desaster komplett – alle außer denen der AfD.
Verstehen diese Leute, was sie tun? Es ist im Sinne des Wahlvolks, dass sich seine Vertreter beraten lassen. Etwas anderes ist es aber, den Willen des Souveräns a priori der Wissenschaft unterzuordnen.
In seinem Klima-Beschluss sagt das Bundesverfassungsgericht, dass es Fälle gibt, in denen Wissenschaft unhintergehbar ist. Bald könnte Karlsruhe darüber befinden müssen, ob das auch hier gilt: Das Verwaltungsgericht Osnabrück hält die Kompetenzübertragung an das RKI für verfassungswidrig.
Diese Frage ist nicht nur juristisch, sondern auch politisch sehr heikel: Schon jetzt untergräbt ja das verbreitete Gefühl, einer Technokratie ausgeliefert zu sein, vielfach das Vertrauen in die Demokratie.
Kommentare 5
Wenn eine seriöse Bewertung lautet "unklare Lage" und wenn gleichzeitig Leben und Gesundheit auf dem Spiele stehen, dann sollte und müsste das RKI daraus folgern, dass "im Zweifel (..) vom Schlimmsten auszugehen" ist. Diese Entscheidung ist nicht "genuin politisch", sondern zutiefst medizinisch, also dem medizinischen Ethos geschuldet.
Gleichzeitig entspringt sie aber auch politischer Verantwortung. Denn wie Hans Jonas bereits in den 70er Jahren in 'Das Prinzip Verantwortung' ausführte: auch unheilvolle Prophezeiungen, zumal wenn sie gut begründet sind, erfordern stets entschlossenes Handeln, um ihr Eintreten zu verhindern. Und, so Jonas weiter, „es wäre die Höhe derUngerechtigkeit, etwaige Alarmisten später damit zu verspotten, daß es doch gar nicht so schlimm gekommen sei: ihre Blamage mag ihr Verdienst sein“.
Und in der Tat wird man bei genauerem Hinsehen feststellen müssen: Unter dem Aspekt der Verantwortung war die Entscheidung des RKI weder unter medizinischem Aspekt genuin politisch, noch unter politischen Aspekten genuin medizinisch. Und auch wollte hier niemand wahrnehmbar die Politik verwissenschaftlichen oder die Wissenschaft politisieren. Sie war schlicht die einig moralisch verantwortbare Entscheidung - und zwar aus beiden Perspektiven.
Ich sags gleich: ich habe auch keine Antwort auf die Frage, welche Entscheidung denn nun richtig gewesen wäre. Und so muß jede Entscheidung eine politische sein, weil sie anders nicht begründet werden kann.
Nicht anders zu begründen ist sie, weil es da einiges gibt, wofür es für mich als Medizin-Laien keine wissenschaftlichen Antworten gibt, die zu einem eindeutigen Ergebnis führen, denn:
aus mRNA ein fertiges coronatypisches T-Spike zu bauen sind nur die üblichen ohnehin vorhandenen vier Bausteine Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin nötig. Der Rest ist Elektrochemie.
Auf das T-Spike zu reagieren bedarf es aber einer vom Immunsystem eingelernten Reaktion, die natürlich voraussetzt, daß die Abwehr die hinter dem T-Spike stehende Gefahr bereits kennt, denn sonst wäre die Reaktion auf gerade vorhin vom Körper selbst gebildete Proteine ja eine Form von Autoimmunerkrankung, die künstlich herbeigeführt wird. Und wir wollen unser Immunsystem ja nicht auf dumme Gedanken bringen.
Oder aber wir lehren unser Immunsystem, daß hinter so einem T-Spike (und die sind ja solo, also ohne Virus unterwegs) keine Gefahr darstellt. Da gibts dann keine Reaktion auf die Impfung und keine Abwehr bei Erkrankung. Das spräche jedenfalls gegen 3., 4. und weitere Stiche, um die Ungefährlichkeit eben nicht zu suggerieren.
Vektorimpfstoffe sind da einfacher gestrickt: körperfremdes Eiweiß, dahinter ein Virus (eine Vira, von spanisch: El Vira), das die Abwehr schon kennt. Das sind einfach zu bewältigende Vorgaben.
Eine israelische Studie, durcheführt für Pfizer und Moderna https://www.wienerzeitung.at https://www.wienerzeitung.at_2 sagt uns, daß 14 Tage nach der Impfung ein viel zu geringer Bestand an Antikörpern vorhanden ist, um im Infektionsfall wirksam zu sein. Was mich aber nicht stört, denn immerhin wurden Antikörper gebildet um die T-Spikes waidgerecht zu erlegen. Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit - Grundsätze, denen auch die Immunabwehr folgt - stellen eben die Produktion von Antikörpern ein, sobald das Zielobjekt ausgeschaltet ist. Was mich damit aber zur Aussage bringt, daß selbst die 3 Monate Genesenenstatus zu lange sind. Sie beweisen nur, daß man abwehrbereit ist, weil man ja überlebt hat. Für die Impfung selbst kann man aber diese Aussage nicht treffen. Dazu müßte man nachher den Antikörperstatus prüfen. Was natürlich auch nur für 14 Tage aussagekräftig wäre. Selbst dann wäre die einzig zulässige Aussage die, daß das Immunsystem theoretisch auf Coronaviren vorbereitet ist. Ob die Abwehr dann schnell genug mobilisiert werden kann, ist ein ganz anderes Kapitel.
Genauso politisch - und wie ich oben ausgeführt habe: genauso irrational - ist die Entscheidung, den Status "geimpft" 6 bzw. 9 Monate gelten zu lassen. Wirkt ja nur 14 Tage! Aber was eingekauft wurde muß auch verimpft werden. Es wäre ja sonst ein wirtschaftliches Desaster und ein Skandal. Und so versucht man über die Verkürzung des Genesenenstatus auf 3 Monate die Leute zum Impfen zu bewegen, damit das Zeugs wegkommt.
Ich selbst bin ein Dreigestochener, weil ich an der Grenze wohne und drüben einkaufe. Ich hab auch schon meine Quartiere für je 2 Wochen Sommerurlaub bestellt. Aber nochmals stechen, wenn die Erkenntnislage so wie beschrieben ist? "Und so sag ers seinem Herrn, er kann mich..." Und wirft das Fenster zu.
https://www.berliner-zeitung.de/news/us-studie-ungeimpfte-genesene-haben-auch-nach-20-monaten-noch-antikoerper-li.210571
Es gibt keine trifftigen Gründe für eine Verkürzung des Genesenenstatus von sechs auf drei Monate. Das war eine falsche Entscheidung und sollte zügig wieder Rückgängig gemacht werden.
Ich bin selbst von der Frage betroffen und sehe die kurzerhand angesetzte Verkürzung des Genesenenstatus aus verschiedenen Gründen kritisch:
1. Die Stiko empfiehlt eine Impfung (frühestens) 3 Monate nach Genesung. Insofern kollidiert das fast mit dem Wegfall des Genesenenstatus nach genau diesen 3 Monaten. Danach müsste man, um regelkonform zu sein, sich g e n a u am Tag 90 nach der durch Positiv-Test festgestellten Infektion impfen lassen.
2. Nach verschiedenen seriösen Quellen genießen geimpfte Genesene gewesissermaßen "Super"- oder "Hybrid"-Immunität. Die soll dann nach 3 Monaten genauso wegfallen wie bei einem vorher ungeimpften Genesenen. Da bitte ich doch um etwas mehr wissenschaftliche Sprgfalt!
Von einem der Virologen kam der Vorschlag, eine Genesung vom Status her einer Impfung gleichzusetzen. Das sollte natürlich noch genauer erforscht werden, wäre aber für alle Beteiligten sehr praktikabel. Und als direkt Betroffener (Infektion Ende Dezember) über 60-Jähriger würde ich mich ohnehin im September für eine hoffentlich kombinierte Grippe-/ Corona-Impfung melden.
Mit dem Kopf des RKI-Chefs Lothar Wieler wird - ganz klar - auf eine der Ursachen richtig gezielt. Nur verfolgt die FDP dabei natürlich das falsche Ziel (sonst wäre es ja nicht die FDP). Wenn schon, dann müsste es darum gehen, die Fehlkonstruktion des RKI prinzipiell durch etwas Richtiges ersetzen zu wollen!
Fehlkonstruktion:
- Wissenschaft als weisungsgebundene Bundesoberbehörde: so was geht gar nicht!
Wir wissen alle, was die Folgen sind: unklare Datenlage, keine empirisch-repräsentative Datenerhebung zu Covid in Deutschland (über jedes Konsumprodukt haben wir ein solideres Wissen)
Wer keine Daten und keine unabhängige Wissenschaft will, will auch keine Aufklärung. Wir erleben täglich, wofür das RKI steht:
. ~~~ Gesundheitspolitik als Kulturkampf statt Aufklärung **
. ~~~ enorme "Kollateralschäden" für Kinder, Jugendliche und viele Millionen* Unterprivilegierte
. ~~~ Cui bono? Wer hat den Nutzen: Die 10 reichsten Männer der Welt verdoppelten während und durch die Corona-Politik ihr Vermögen.
.
Panikmache statt Seriosität - ein bezeichnendes Beispiel unter vielen im Februar 2020:
"Ein bis zwei Prozent der Infizierten sterben" - sagte Wieler auf den entscheidenden Pressekonferenzen (26.2.2020), als im Fasching vor 2 Jahren ersten Infektionsfälle in Deutschland auftraten. (Am selben Tag sagte Drosten: "Sterblichkeit von etwa 0,3 Prozent".)
= bedeutet: RKI propagiert Katastrophen-Szenario jenseits irgendeiner Sachkenntnis
.
Fehlkonstruktion, historisch:
- Das RKI ist von den Nazis und Hitlers SS wieder begründet worden, mit dem untauglichen Vorbild "Robert Koch".
- Deutschland hat schlechte Erfahrungen mit solchen weisungsgebundenen Zentralinstituten gemacht, und deshalb wurden fast alle abgeschafft. Das RKI als Ausnahme beizubehalten war ein Fehler!
Es fehlt die unabhängige Wissenschaft der Epidemiologie an den Universitäten - oder kennt wer einen richtigen Epidemiologen in Deutschland (außer dem schwachen Streeck)?
Richtig wäre:
Die unabhängige Wissenschaft der Epidemiologie an den Universitäten ist wieder einzuführen und das RKI abzuschaffen, um Platz für diese Wissenschaft zu machen.
---------------------------------------------------
(**) Ein Gegenbeispiel wäre Gesundheitspolitik durch Aufklärung: Die bis heute beispielhafte AIDS-Politik der untergegangenen liberalen CDU mit Geißler, Süssmuth, Blüm - brauchte kein RKI.