Das Auge des Neptun

Bozener Abend Kolumne
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Der Blick in Bronze gegossen, starr. Nur wenige Marktstände und ein kleines Stück Wand des gegenüber liegenden Hauses liegen in meinem Gesichtsfeld. Eine Schande ist, dass mir die verhasste Taube ein Auge zugeschissen hat. Sie flattert an meiner Nase vorbei, setzt sich auf meinen Kopf, gurrt und plustert sich auf, dreht und wendet tänzelnd den fetten Körper. In seliger Entspannung presst sie ihr Hinterteil zwischen zwei Zacken meiner Krone, auf dass das königliche Attribut ihr genüsslich den Arsch auseinander spreize.

Sie irren sich. Ich bin nicht tot. Mein Gehör ist ihnen schutzlos ausgeliefert, doch mein Geruchsinn überwindet spielend die Mauern der Altstadt. Aber davon wissen sie nichts. Die Tauben ebenso wenig wie die Händler und Flanier