In mancher Hinsicht ging es bei den Achtundsechzigern kaum anders zu als in der bürgerlichen Gesellschaft. Gerade die Beziehungen der Geschlechter geben hierfür ein Beispiel ab. Mag sich gesellschaftlich damals auch eine nie gekannte Liberalisierung vollzogen haben – in den antiautoritären Wohnküchen der sexuellen Befreiung hörten sich nach wie vor langbärtige Männer beim Labern zu, während die Frauen ergriffen nickten oder niedlich kicherten. Als Prototyp des Paschas jener Jahre dürften jedenfalls nicht Axel Springer oder Franz-Josef Strauß, sondern Rainer Langhans oder Dieter Kunzelmann gelten, die ihre „Kommunen-Idee“ als straff organisiertes Konkubinat lebten, in dem die Frauen zwischen den Zimmern der Männer zirkulierten. Um die nicht nur sexuelle Erbärmlichkeit dieser Existenz zu erahnen, genügt es, einer Zeitzeugin zuzuhören, die am 24. September 65 Jahre alt wird und zu Unrecht als „Groupie“ der Achtundsechziger gilt, weil man die Offenheit ihrer Selbstauskünfte als Naivität missdeutet: Uschi Obermaier.
Mit unverhohlener Häme wurde das „Boxenluder der Revolution“ (Spiegel) von der Boulevardpresse als Beispiel dafür vorgeführt, dass auch die Männer der antiautoritären Bewegung im Grunde Quick- und Neue Revue-Leser seien. Dabei war Uschi Obermaier keineswegs irgendein Model, sie arbeitete mit Helmut Newton und Richard Avedon zusammen und war mit Ende Zwanzig bereits in den Metropolen der westlichen Welt zu Hause. Für die Tochter eines einfachen Münchener Dekorateurs mit abgebrochener Ausbildung als Fotoretuscherin war das damals eine ungewöhnliche Karriere. Obschon sie als bekanntestes weibliches Mitglied der Kommune I mit ihrem Lebensgefährten Langhans dem Massenpublikum Auskünfte über Marihuana und Promiskuität erteilte, kannte sie doch zugleich eine Welt, die wohl oberflächlich, aber weitläufiger war, als es das karge Leben im Namen von Kollektivität und freier Liebe in Deutschland je sein konnte. Was auch immer dran sein mag an den Kolportagen, die sie in ihren Autobiografien „Das wilde Leben“ und „High Times“ über Affären mit Mick Jagger, Jimi Hendrix und anderen erzählt, durch beide Bücher zieht sich immerhin die Gewissheit, dass es ein besseres Leben geben muss als die Existenz im deutschen Alternativbiotop.
Uschi Obermaier hat aus dieser Erkenntnis ihre Konsequenz gezogen und lebt, statt sich in irgendwelchen Dschungelcamps ins Nirvana zu fasten, heute als amerikanische Staatsbürgerin in der Nähe von Los Angeles, wo sie als Schmuckdesignerin arbeitet. Das klingt auch nicht nach dem großen Los, ermöglicht ihr aber Einsichten wie jene, die sie jüngst in der Abendzeitung über Langhans kundtat: „Er ist peinlich, besitzt überhaupt keine Emotionen und ist der humorloseste Mensch, den ich kenne. Dieser Pseudo-Harem in München mit diesen vier Frauen ist auch nur grauenhaft. Die machen da seit Jahrzehnten auf superspirituell, die totale Bewusstseinserweiterung, blabla, trinken Tee und essen Tofu. Da läuft es mir echt den Rücken runter. Denn in Wahrheit kloppen die sich nur, sind eifersüchtig und neidisch aufeinander. Eigentlich schade.“ Prägnanter lässt sich nicht zusammenfassen, was aus den Hoffnungen jener Jahre geworden ist.
Kommentare 33
www.freitag.de/community/blogs/magda/uschi-obermaier---high-times
Ich hab hier mal kurz das Buch besprochen. Ich halte die Obermaier auch für einen sehr unabhängigen Geist.
Wie erfrischend Slut Talk mit Oma Obermaier am Samstag.
Magnus Klaue sinniert über den Unterschied zwischen prägnant und pregnant nach, während er sich von seinen vier aufblasbaren Gummipuppen verwöhnen lässt.
„Er ist peinlich, besitzt überhaupt keine Emotionen ...“
Ja, wie eben so schön traditionell und boulevardtauglich über den Ex abgelästert wird.
Ahhhh, so.
Andere Frauen sind mit 65 von ihrem Arbeitsleben gezeichnet.
Nicht so Uschi Obereier.
Manchmal sollte man aus Scham die Lippen schließen.
@Dabularasa
kulturell bewegen Sie sich auf der Ebene des obigen Blogs. Das passt. Irgendwie.
Was soll uns ein solcher Artikel über eine Existenz, deren Armseligkeit nur dadurch überdeckt wird, dass über sie und ihre armseligen Selbstdarstellungen voyeuristisch in der medialen Öffentlichkeit berichtet wird?
Da bietet sich die Möglichkeit einer Art Heroisierung offenbar vorwiegend durch die Abgrenzung von dem jeweils Anderen, dem vorgeblich Armseligen:
"Als Prototyp des Paschas jener Jahre dürften (...) Rainer Langhans oder Dieter Kunzelmann gelten, die ihre „Kommunen-Idee“ als straff organisiertes Konkubinat lebten, in dem die Frauen zwischen den Zimmern der Männer zirkulierten."
Wie groß ist hier der Unterschied zwischen Fixsternen und zirkulierenden Trabanten, moralisch, kulturell, menschlich? "Erbärmlichkeit dieser Existenz" auf der einen, "Zeitzeugin" auf der anderen Seite? - Zeitzeugin? Was, bitteschön, hat eine drogenkonsumierende "schöne Frau", die als zirkulierende Bettgenossin sowie als Fotomodell feuchte Männerträume erzeugte oder befriedigte, Hörens- und Lesenswertes über jene Zeit zu berichten? Offene Selbstauskünfte? Die Sixties, c'est moi?
"Die Offenheit ihrer Selbstauskünfte als Naivität missdeuten", wer tut denn solches gegenüber jemandem, die sich damit derart geschickt vermarktet? Nein, Uschi Obermaier war kein Groupie, kein "Boxenluder der Revolution“. Dafür war die "Revolution" zu langweilig, zu provinziell. Sie dagegen war "in den Metropolen der westlichen Welt zu Hause", "sie arbeitete mit Helmut Newton und Richard Avedon zusammen". Zusammenarbeit? Künstler und Künstlerinnen auf Augenhöhe statt auf Busen- oder Pobackenhöhe?
"Für die Tochter eines einfachen Münchener Dekorateurs mit abgebrochener Ausbildung als Fotoretuscherin war das damals eine ungewöhnliche Karriere". Ach je, welchen Unterschied macht es, halbnackt vor dieser oder jener Kamera zu posieren? Bürgerliche feuchte Männerträume in teuren Hochglanzmagazinen vs. proletarische in Quick und Neue Revue? Die "beispiellose Karrieren", die schöne Unteschichtenmädchen in dem Milieu machen, schaut man sich besser nicht von innen an. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Monroe soll, nachdem sie den ersehnten Vertrag erhalten hatte, der ihre Unabhängigleit besiegelte, gesagt haben: "der letzte Produzentenschwanz, den ich gelutscht habe". eine wahrhaft offene Selbstauskunft. Sie ist jedenfalls als sog. "Ikone" im kulturellen Gedächtnis gegenwärtig, übrigens auch - gerade nochmal "Manche mögen's heiß" gesehen - als brillante Schauspielerin.
Sie hat es uns jedenfalls erspart, von Leuten wie Klaue als eine, die Sätze aus dem Arsenal des sekundären Analphabetismus schreibt ("Die machen da seit Jahrzehnten auf superspirituell, die totale Bewusstseinserweiterung, blabla, trinken Tee und essen Tofu. Da läuft es mir echt den Rücken runter") als ihren Männern immer schon intellektuell überlegen serviert zu werden.
Über solche Männer erhebt sich jedoch Magnus Klaue hier zu regelrechten geistigen Höheflügen. Schon sein erster Satz: "In mancher Hinsicht ging es bei den Achtundsechzigern kaum anders zu als in der bürgerlichen Gesellschaft" ist eine wahre Offenbarung für die Dabeigewesenen, dachten die doch wohl, sie lebten im Elysium statt im "Schoße der alten Gesellschaft" (Marx).
Der letzte Satz: "Prägnanter lässt sich nicht zusammenfassen, was aus den Hoffnungen jener Jahre geworden ist", stellt dagegen eine Beleidigung aller da, die, wie der Schreiber dieser Zeilen als Zeitzeuge Zeugnis geben könnte über eine ganz andere Bandbreite der "bürgerlichen Gesellschaft", über die Maloche in der Fabrik, über die Hoffnungen jener Jahre vom Ingenieur-Werden als Ausweg, von den desolaten Studien- und Lebensbedingungen, als er es endlich an die Uni geschafft hatte, von den Kämpfen für entsprechende Verbesserungen und gegen Notstandsgesetze, ja, und auch gegen die tradierten und uns aufgezwungenen sexuellen Beschränkungen. Aber in Kleinkriegen dafür, dass im Studentenheim auf den Etagen Gemischtbelegungen durchgesetzt wurden und dass der Studentenarzt die neu entwickelte Pille auch nicht verheirateten Studentinnen verschrieb, usw. usf..
Was aus diesen damaligen Hoffnungen geworden ist, an Rückschlägen eingesteckt werden musste, aber auch an Fortschritten zu verzeichnen war und ist, das ist mit Sicherheit in ganz anderen Annalen eingeschrieben als in solchen Berichten vom angeblich besseren Leben.
@ "in den antiautoritären Wohnküchen der sexuellen Befreiung hörten sich nach wie vor langbärtige Männer beim Labern zu, während die Frauen ergriffen nickten oder niedlich kicherten."
Sorry, vielleicht war das in Ihrer Wohnküche so - ich kenne es anders. Völlig anders. Das Frauen da etwas weniger zu sagen gehabt hätte - sorry DAS IST EIN EINZIGER BULLSHIT - und auf diesem tiefstmöglichen Niveau lese ich nicht weiter.
Empörte sonntägliche Grüße
...siehe auch: "Selbsternannte Ideologiekritiker"
Eine Kritik, der ich mich i.g.u.g. anschließen kann. Der Kernpunkt ist sicher die im Artikel geäußerte '68er-Kritik', vor allem die Gewohnheit, als DIE Exponenten der damaligen Studenten- und Protestbewegung solche Abziehbilder wie Obermaier und Langhans zu nehmen.
Dass Obermaier aber ein wenig mehr Reflektion auf die Erfahrungen ihres Lebens geleistet hat, als etwa Langhans, glaube ich gerne.
Jeder Blog Artikel bekommt das was er verdient.
Insofern nur eine Anpassung.
Aber Danke für die Blumen.:-)
@ goedzak
"Abziehbilder" ist ein guter Ausdruck für das Phänomen. Die K1 war, als Obermaier dazu kam, längst nicht mehr im Zentrum der politischen Bewegung, ihre spektakulären Aktionen und ihr Sex-und Drogen-umwitterter Ruch dienten aber u.a. der Springerpresse dazu, den Neid und Hass des Spießers zu erwecken und auf die ganze linke Bewegung zu lenken. Dieser Ruch wird m.E. auch heute noch aktualisiert, wenn Figuren wie die Obermaier das Interesse der medialen Öffentlichkeit genießen.
Dass sie reflektierter ist als Langhans, mag sein, sei es, weil sie von vornherein über den größeren Intellekt verfügte, sei es, weil ein Model, nach dem die Nachfrage sukzessive immer weiter zurückgeht, mehr äußeren Anlass zur Reflexion ihres Lebens bekommen hat als ein narzisstischer Guru mit einem eifersüchtigen Pseudo-Harem.
Ich weiß das nicht, finde das aber auch nicht interessant und finde, wie gesagt, auch, dass es Personen der Zeitgeschichte gab und gibt, deren Biografien und Erfahrungen mehr aussagen über "die Hoffnungen jener Jahre", auch mit ihren Irrungen und Wirrungen, Dutschke, Cohn-Bendit, Sartre ..., mit denen aber eben kein voyeuristisches Interesse bedient werden kann.
" ich kenne es anders" - ich auch. Über die entsprechenden persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse habe ich vierzig Jahre danach, 2008, an anderem Ort Seiten gefüllt.
Aber nicht ärgern, nur wundern! Das Aufgreifen und Weitergeben von Vorurteilen ist eben allemal bequemer als die differenzierte Auseinandersetzung mit der (eigenen) Geschichte.
@orianier
"nicht ärgern"
Richtig, ich ärgere mich auch nicht. Empörung hingegen kann auch Kraft spenden, Kraft um sich zu äußern.
Kann man die gefüllten Seiten finden?
Mich ödet die Darstellung der 68-er nämlich seit langem an.
Güße
M. Klaue: "Als Prototyp des Paschas jener Jahre dürften jedenfalls nicht Axel Springer oder Franz-Josef Strauß, sondern Rainer Langhans oder Dieter Kunzelmann gelten, die ihre „Kommunen-Idee“ als straff organisiertes Konkubinat lebten, in dem die Frauen zwischen den Zimmern der Männer zirkulierten. Um die nicht nur sexuelle Erbärmlichkeit dieser Existenz zu erahnen, genügt es, einer Zeitzeugin zuzuhören…".
Um der eigenen Denk-Idee mehr Gewicht zu verleihen, wählt man gerne das Mittel des Vergleichs. Auch wenn dieser beliebig anmutet. Axel Cäsar und Franz-Josef mit Langhans und Kunzelmann in Gegenüberstellung zu bringen, um die Älteren in ihrer Männerrolle in ein positives Licht zu setzen (keine Pascha-Prototypen), ist ein Versuch, der allein deshalb scheitert, weil die beiden Männerpaare aus unterschiedlichen Generationen stammen. Springer wurde 1912, Strauß 1915 geboren. Weder der eine noch der andere waren dafür bekannt, die bis dato verbreiteten Theorien über die Geschlechterrollen jemals infrage gestellt zu haben. Strauß hatte seine kindererziehende Marianne zu Hause, während er selbst immer wieder seine Affären zu haben pflegte.
Um Obermaier im hellen Licht erscheinen zu lassen zitiert Klaue eine O-Aussage seiner Protagonistin aus der Abendzeitung, einem Münchener Boulevardblatt: "Er [=Langhans] ist peinlich, besitzt überhaupt keine Emotionen und ist der humorloseste Mensch, den ich kenne." Dieser hatte den öffentlichen Kleinkrieg einige Zeit vorher schon eröffnet als er zum Kinofilm über Obermaiers Leben von der Süddeutschen Zeitung gefragt wurde:
"Es gibt eine Schlüsselszene im Film: Sie schlafen mit einer anderen Frau in der Kommune, Uschi muss zusehen und leidet Höllenqualen. Man spürt, sie ist tief verletzt. Entsprach das der Wirklichkeit?"
Langhans darauf: "Ja, das ist wahr. Nicht nur einmal. Daran sieht man übrigens auch, dass Uschi - heute wird das vielleicht komisch klingen - diese klassischen Probleme hatte, die wir Verklemmung nannten. Sie war unbefreit und traute sich nicht wirklich in menschliche, schöne Begegnungen. Es war eben diese 68er Zeit, wo man anders gedacht hat."
Klaue verlängert den Boulevard in den Freitag.
"Kann man die gefüllten Seiten finden?"
- Die sind, wenn überhaupt noch, unter zig Seiten in einem anderen Blog verborgen. Habe sie damals geschrieben als Replik auf Götz Alys Vergleich der 68er mit der NS-Jugendbewegung.
Wenn es sie noch gibt und ich sie finde, schicke ich dir einen Link per PN.
Grüße
oranier
@ Achtermann
ich verstehe deinen Beitrag als Ergänzung zu meinem Diktum:
"Da bietet sich die Möglichkeit einer Art Heroisierung offenbar vorwiegend durch die Abgrenzung von dem jeweils Anderen, dem vorgeblich Armseligen".
"Klaue verlängert den Boulevard [von der Süddeutschen] in den Freitag."
Filou, der du bist!
Grüße!
Seltsam, außer mir beteiligt sich keine Frau an diesem denkwürdigen Männer-Thing. Die Obermaier ist Euch über. Mehr ist nicht. Diese merwürdigen Abwertungs- und Gehässigkeitsanfälle erinnern mich immer an Ingeborg Bachmanns Erzählung: "Unter Mördern und Irren".
@ Achtermann 22:11
dem kann man sich nur anschließen.
Wenn man die 68er Zeit nüchtern bewertet, nicht an den eigen Revolutionsansprüchen, sondern an dem was effektiv erreicht wurde, können wir, die 68er unendlich stolz ein.
Daß auch heute noch eine Mehrheit einzelne Dinge wie z.B. die so viel gescholtene antiautoritäre Erziehung, auch im Ansatz noch immer nicht begriffen hat, ist eben jener Boulvardisierung zu tun.
Allerbeste allerseits
@ oranier 00:52
Dank im voraus
Die Obermeier ist uns über????? Wieso?
Ich wollte neben dem Studium auch hauptsächlich Frauen und Kiffen. Damit ist sie mir nicht über, sondern gleichwertig.
Um aus iherem (also ihrem, Magda)Blog zu zitieren:
"Was sie will ist Musik und Männer. Leben genießen und kiffen und überhaupt. Männer sind leicht zu kriegen, die fliegen auf sie, sie ist ein schönes Mädchen."
Naja, vielleicht ist sie mir doch über, immerhin hat sie berühmte Männer gehabt und ich nur unbekannte Frauen.
Warum sich sonst keine Frauen hier beteiligen? Hmm, möglicherweise, weil den meisten Frauen "die Obermeier" völlig egal ist?
Ach Mensch, Musik wollte sie ja auch.
Neben Studium, Frauen und Kiffen habe ich noch ein Instrument gelernt (Gitarre) - ob das die Sache mit den berühmten Männern ausgleicht?
@Magda
Diese merwürdigen Abwertungs- und Gehässigkeitsanfälle erinnern mich immer an Ingeborg Bachmanns Erzählung: "Unter Mördern und Irren".
Mich nicht. Hier lese ich keine männlichen Abwertungs- und Gehässigkeitsanfälle gegenüber einer Frau. Die hier niedergeschriebenen Äußerungen sind Reaktionen auf das von Klaue gezeichnete Bild dieser Frau. Er überhöht sie und versucht, wie das die Springerpresse u.a. in den vergangenen Jahren immer wieder getan haben, sie als Ikone einer Bewegung erscheinen zu lassen, die sie nicht war. An gesellschaftsrelevanten Erkenntnissen ist von ihr nichts überliefert. Guido Knopp (ZDF-Professor) könnte Klaues Einlassungen als Exposé für eine seiner Bildungssendungen bestens verwenden.
Magda,
dein Kommentar ist ein einziger Abwertungs- und Gehässigkeitsanfall gegen die anderen Kommentatoren hier, bezeichnenderweise ohne sich auch nur mit einzigen Argument auf diese einzulassen.
Soll ich dir sagen, woran mich das erinnert? Nein, nicht an Mörder und Irre, sondern an eine Magda, der widersprochen worden ist, was sie immer wieder dazu bringt, ihre Kontrahenten schnöde zu beleidigen.
Dabei geht es z.B. in meinen Kommentaren überhaupt nicht um die Person Uschi Obermaier selbst, sondern um die Frage, inwieweit sie uns als aussagefähige Zeitzeugin dienen kann. Aber zu deinem nichtssagenden Bekenntnis oben: "Ich halte die Obermaier auch für einen sehr unabhängigen Geist" ist dir das offenbar schon zuviel an Widerspruch.
Mein undifferenziertes Urteil sollte ich aber vielleicht etwas revidieren, und zwar anhand deiner eigens verlinkten Buchbesprechung.
Dort heißt es (ich greife einige markante Sätze heraus):
"Was sie will ist Musik und Männer. Leben genießen und kiffen und überhaupt."
Wahrlich, trefflicher ist mir ein "unabhängiger Geist" noch selten charakterisiert und beschrieben worden. Und überhaupt.
"Politik und Selbstfindung sind nicht ihre Sache. Also hin zu diesem Dieter Bockhorn. Der ist einer der Macker auf dem Hamburger Kiez, sie führen ein wildes Leben – Rauschgift kommt dazu. Bockhorn muss auch mal in den Knast."
Ein großes Wort, gelassen ausgesprochen. Die Beschäftigung mit Politik ist ja auch langweilig. Unabhängige Geister, sprich Junkies und Kriminelle, führen lieber ein wildes Leben.
"Herrliche Sätze tauchen auf wie:
„Manchmal war es mit den Musikern allerdings auch total niederziehend."
Ein herrlicher Satz, der mich aber durch seine kraftvolle Sprache, durch seine geradezu plastische Ausdruckskraft total niederzieht.
"Überhaupt scheinen Rockmusiker im Bett nicht so der Knaller."
Ja, so ist das mit den gruppenspezifischen Qualitäten. Dagegen lobe ich mir denn doch die dummen Frauen, oder sagt nicht schon das Sprichwort über sie: "Dumm fickt gut"?
"Überhaupt setzt sie den Männern sehr viel Eigensinn entgegen"
Das ist in der Tat anhand deines Beispiels unmittelbar eingängig. Sie lässt es sich nicht bieten, von ihrem "Lover" auf den Strich geschickt zu werden. Welche Frau bringt solchen Eigensinn schon auf?
"Bockhorn und sie fliehen irgendwann auch vor den zunehmenden Gewalttätigkeiten. Mit einem Riesen Wohnmobil".
Die Aussage erinnert mich nun auch mal an etwas, nämlich an die Schlusszene von Polanskis "Tanz der Vampire". Da tragen die beiden jungen Geliebten auch das Böse in die Welt hinaus, dem sie eigentlich entfliehen wollten.
Im Wikipedia-Artikel heißt es über jenen Dieter Bockhorn:
"Dieter Bockhorn hat seine Lebensgefährtin vielfach mit anderen Frauen betrogen und auch geschlagen. Mehrfach musste das Paar die Hilfe des befreundeten Psychologen Halko Weiss in Anspruch nehmen."
So ist das mit gewalttätigen und drogenabhängigen Kriminellen und ihren (co-) abhängigen Partnerinnen. Sie können auch als unabhängige Geister dem Elend nicht entfliehen, sondern nehmen es mit in die Welt hinaus, da hilft auch kein luxuriös ausgestattetes Wohnmobil.
In dem Artikel heißt es weiter über die wunderbar wilden Erlebnisreisen:
"Auf der Reise in den mittleren Osten betrieb Bockhorn seinen exzessiven Drogenkonsum weiter (...) Während der Reise durch Amerika schränkte Bockhorn seinen Konsum illegaler Drogen stark ein, verfiel aber statt dessen dem Alkohol."
Und dazu willst du uns über seine Begleiterin den Euphemismus verbraten:
"Leben genießen und kiffen und überhaupt."? Sie begleitet ihn, ist jahrelang hauteng mit ihm zusammen, und während er spritzt, kokst und säuft raucht sie mal nen etwas antörnenden Joint? Das ich nicht lache.
Davon soll in dem Buch und jedenfalls in dem Film, in welchem sich die Unabhängigkeit der Frau zumal in der Befreiung aus dem Mieder zeigen soll, bei aller "Offenheit ihrer Selbstauskünfte" (Klaue) nicht die Rede sein: Von harten Drogen kommt man nicht runter, indem man umkehrt und ein bürgerliches Leben als Schmuckdesignerin mit amerikanischem Pass beginnt. Da geht man vorher durch die Hölle eines ganz harten Entzugs. Und das hat ihr nach anderen Quellen auch geblüht.
Da erfolgreich durchgegangen zu sein, dafür verdient sie meine Anerkennung. Den ganzen anderen trivialen Quatsch kannst du dir schenken. Für wie naiv hältst du eigentlich dein hohes, hartes männliches Publikum, das sich einzig hier beteiligt? Die fehlenden Frauen werden wissen, warum.
Den Gipfel- und Schlusspunkt setzt du tatsächlich mit dem Satz:
"Es gibt sehr viele schöne Frauen. Die Obermaier imponiert damit, dass sie neben dieser Schönheit eine Persönlichkeit ist, mit viel Stärke, viel Eigensinn und einem eigentlich guten Herzen, das sie aber nur zeigt, wenn sie in Stimmung dafür ist."
Die anderen schönen Frauen sind wohl eher Persönlichkeits-schwach und es fehlt ihnen der Eigensinn, also der Charakter.
Wenn sie denn wenigstens ein stimmungsunabhängiges gutes Herz (!) haben.
@ oranier
Du hast den Kern der Magdaschen Kritik, besser gesagt: Polemik, genau herausgearbeitet. Komme was wolle, Kritik wird aus ideologischen Gründen in eine Genderdiskussion umgewidmet, um die auf der Hand liegenden Argumente abzuwehren. Die Idealisierung einer weiblichen Figur, die sich selbst zur öffentlichen Person banalisiert und dabei die Boulevardblätter so bedient, wie sie bedient werden wollen, zeugt davon. In der Tat muss man sich fragen, weshalb das weibliche Sex-and-Drugs-and-Rock'n'Roll-Modell, das Obermaier zugedacht, so huldvoll gepriesen wird: "Was sie will ist Musik und Männer. Leben genießen und kiffen und überhaupt." Da sind mir Frauen und Männer, die ihren "unabhängigen Geist" in gesellschaftsrelevante Gebiete einbringen, deutlich näher.
@achtermann
Meine volle Zustimmung.
Es ist eine Schande wenn Obermaier als General-Beispiel der 68iger herhalten soll.
Das ist eine Verhöhnung der Generation.
Diese war wesentlich vielschichtiger.
P.S.
Zur Bild-Unterschrift oben (keine Ahnung, wer die formuliert hat, vielleicht eine der Schriftsprache nicht ganz mächtige Person, ausgerechnet aus der Kulturredaktion?):
"Die gut gehaltene Jubilarin"
"Sich halten" ist ein sog. reflexives Verb. Die Reflexivität geht verloren, wenn man es umstandslos ins Partizip II setzt. Man hätte also schreiben müssen: "Die Jubilarin, die sich gut gehalten hat". Bei der Formulierung "Die gut gehaltene Jubilarin" drängt sich die Assoziation von artgerechter Haltung auf. Oder sollte das vielleicht insgeheim gemeint sein?
genau @oranier, mir kommt da nur Matratzen-Haltung in den Sinn!
Dass für Matratzen seinerzeit in diesen Kreisen die Bodenhaltung favorisiert wurde, hat allerdings keine ökologischen Hintergründe und ist auch keineswegs "artgerecht".
"Die gut gehaltene Jubilarin"
Vielleicht meinte die Redaktion
"Die gut erhaltene Jubilarin".
"gut erhalten"?
Klingt wie ein Angebot auf dem Gebrauchtfahrzeug-Markt.
@ oranier
Ich weiß von einem Gebrauchtwagenhändler, dass das Wichtigste die Fassade ihrer Verkaufsobjekte sei. Insbesondere Frauen ließen sich durch die Politur der Außenhaut beeindrucken und unterzeichneten bereitwilliger einen Kaufvertrag als Männer.