Das falsche Bild vom echten Vater

IM KINO Malte Ludins bemerkenswert-erregender Dokumentarfilm "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" über den widersprüchlichen Umgang der Familie mit dem Nazi-Vater
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Erinnerung findet in Zyklen statt. Wer sich heute über die Masse der Rückblicke auf das Dritte Reich mokiert, mag nicht ganz Unrecht haben. Er übersieht aber, dass die NS-Zeit ein Thema war, mit dem sich Deutschland nach dem Krieg fortwährend beschäftigt hat, in den Landser-Heften der Adenauer-Ära ebenso wie im staatlich betriebenen Antifaschismus der DDR. Gewandelt haben sich einzig die Formen der Erinnerung. 1968 waren die Kinder, die im Umkreis des Kriegsendes geboren wurden, alt genug, um die Elterngeneration nach ihrer Beteiligung am Grauen des Dritten Reiches zu befragen. Heute sind diese Kinder um die sechzig, und das näher rückende Lebensende hat eine wiederholte Auseinandersetzung mit der Schuldfrage innerhalb der eigenen Familie provoziert,