Die Menschen in Libyen haben ein Sprichwort: ‚Wenn das Brot billig ist, ist das Leben gut’“, sagt Ayman Bin Saud. Der 33-Jährige sitzt in seinem kleinen Computerladen im Zentrum Benghasis. Die Straße vor dem Laden ist mit Müll und Schlaglöchern übersät. Auf dem Schreibtisch steht ein Bild von ihm und seinem besten Freund in Taucheranzügen am Strand. Der Freund wurde während der Revolution von Gaddafis Truppen getötet.
Benghasi ist der zweitwichtigste Ort Libyens und die größte Stadt im Osten des Landes. Hier begann vor einem Jahr die Revolution gegen Diktator Muammar al-Gaddafi. Schon Wochen später war die Stadt befreit, und die Frontlinie verschob sich Richtung Westen: Brega, Misrata, Zintan, Tripoli und schließlich Sirte, wo die Revolutionäre den Diktator töteten.
Während in weiten Teilen des Landes noch Krieg herrschte, träumten die Menschen in Benghasi schon von der Zeit nach Gaddafi. Am Jahrestag der Revolution ist dort Ernüchterung eingetreten. Brot können sich die meisten zwar leisten, aber sie haben sich von der Revolution mehr erwartet.
„Die Menschen in Libyen denken vor allem an ihre wirtschaftliche Situation“, sagt Bin Saud. „Sie wollen neue Schulen, Krankenhäuser, Straßen und sie wollen höhere Gehälter.“
Verantwortlich dafür erscheint die libysche Übergangsregierung, die sich in dern ersten Tagen der Revolution in Benghasi gegründet hat. Während der Kämpfe agierte sie als der politische Arm der Revolution. Jetzt erwarten die Menschen von ihr, dass sie das Land wiederaufbaut und den Übergang in die Demokratie leitet. Im Juni soll es Wahlen geben. Das Parlament soll dann eine neue Verfassung schreiben.
Doch ein Jahr nach der Revolution wird die Kritik im Land lauter. Im Zentrum Benghasis auf dem Schajara-Platz demonstrieren seit Monaten Dutzende, manchmal Hunderte von Menschen. Khaled Abdallah Mohammed ist einer von ihnen. „Wir haben so viel für die Revolution geopfert, aber wir sehen keine Veränderung“, sagt der 50-Jährige wütend. Er ist seit drei Monaten jeden Abend auf dem Platz.
„Ich arbeite in einem Staatsunternehmen und fast alle Führungskräfte sind immer noch Gaddafi-Loyalisten. Und auch die Übergangsregierung wurde nicht gewählt!“, sagt er.
Sein Nebenmann Malek Khamis fällt ihm ins Wort. „Wir mögen die Übergangsregierung nicht, sie kümmert sich kein Stück um unsere Forderungen!“ Der 24-Jährige trägt Tarnkleidung, wie so viele auf dem Platz. Khamis ist seit neun Jahren in der Armee, lief aber zu Beginn des Aufstandes zu den Rebellen über. Jetzt wartet er seit Monaten vergeblich auf seinen Sold. „Mal bezahlen sie uns einen Monat und dann wieder drei Monate nicht!“ Die anderen Demonstranten nicken zustimmend.
In der Lobby der Demokraten
Neben höheren Löhnen und Gerichtsverfahren für Gaddafi-Loyalisten verlangen die Demonstranten von der Übergangsregierung vor allem eines: Transparenz. Oppositionelle unter Gaddafi mussten sich jahrzehntelang verstecken und auch während der Revolution waren die Namen der meisten Mitglieder des Übergangsrats geheim, zum Schutz ihrer Familien.
Doch auch jetzt noch, knapp fünf Monate nach Gaddafis Tod, scheinen viele Politiker nicht in der neuen Realität angekommen zu sein. „Wir wissen nicht, wie viele Mitglieder die Übergangsregierung hat, und wir kennen ihre Namen nicht“, sagt Mohammed al Zawam. Al Zawam führt mit seinem Bruder ein kleines Kleidungsgeschäft, und auch er geht regelmäßig auf den Schajara-Platz. „Der Ölexport hat fast das gleiche Niveau wie vor der Revolution erreicht, doch wir wissen nicht, was mit dem Geld geschieht!“, sagt der 27-Jährige.
Vergangenen Monat eskalierte ein Protest vor dem Büro der Übergangsregierung in Benghasi. Die Demonstranten stürmten das Gebäude und bedrängten Übergangsregierungs-Chef Mustafa Abdul Jalil. Nur eine Woche zuvor war ein wütender Mob in der Universität von Benghasi auf die Nummer zwei der Regierung, Abdel Hafiz Ghoga, losgegangen. Ghoga trat daraufhin von seinem Posten zurück.
„Die Übergangsregierung erklärt uns nicht, was sie tut. Deswegen gibt es ständig Gerüchte“, sagt al Zawam. „Wir warten noch bis zum Jahrestag der Revolution am 17. Februar“, sagt Abdallah Mohammed. „Wenn dann nichts passiert, werden wir etwas tun.“
Computerfachmann Bin Saud kennt all diese Probleme, doch er ist weniger kritisch. Er hält die Schajara-Proteste für verfrüht. „Es gibt Probleme, aber so ist es nun mal im Leben“, sagt er. „Insgesamt macht die Übergangsregierung einen guten Job.“ Nur was die geplanten Wahlen angeht, sieht er Schwierigkeiten. 42 Jahre Diktatur und Propaganda haben tiefe Spuren in der libyschen Gesellschaft hinterlassen.
„Viele Menschen in Libyen haben sehr traditionelle Vorstellungen. Sie verstehen nicht, was Wahlen bedeuten“, sagt er. Er selbst arbeitet mit mehreren internationalen Organisationen zusammen, um die Menschen über die Wahlen aufzuklären. „Eigentlich sollte die Regierung das machen. Sie sollte Werbung für die Wahlen machen.“
Auf der anderen Seite des großen Sees, der das Zentrum Benghasis in zwei Teile teilt, steht weit sichtbar das einst edle Uzu-Hotel. In der Lobby des Hotels treffen sich seit der Revolution täglich Mitglieder politischer Gruppen, Journalisten und Revolutionäre. Bei Kaffee und Zigaretten wird Libyens Zukunft diskutiert und geplant. Doch nicht nur die Wähler, sondern auch die neu erwachte Zivilgesellschaft ist sich noch oft unsicher. Es herrscht viel guter Wille, doch wenige Projekte scheinen konkrete Formen zu haben.
„Unsere Partei ist nicht für die Oberschicht, sondern für die Armen“, sagt Majdi al-Sherif, der an einem runden Tisch mit Blick auf den See sitzt. Er und ein Bekannter haben gerade die Free People-Partei gegründet. Wie sie ihren Vorsatz in die neue Verfassung übersetzen wollen, wissen sie nicht genau. „Wir wollen eine Verfassung, die gut für Libyen ist“, sagt der 36 Jahre alte Ingenieur. Sein lila Hemd und breites Lächeln verbreiten Optimismus. Doch er weiß um die Unzulänglichkeiten der neuen politische Klasse. „Demokratie ist ein völlig neuer Weg für uns. Es ist, als ob wir einen lichtlosen Korridor entlanggingen.“
Die Dinos stehen jetzt im Garten
Viele jener, die jetzt hier in den schweren Ledersofas sitzen, haben eine lange Geschichte in der Opposition hinter sich. Doch wer sich unter Gaddafi mit Politik befasste, war Staatsfeind. Viele von ihnen waren jahrelang im Exil oder saßen im Gefängnis.
„Früher wäre ich nie in eine Hotellobby gegangen und hätte mich mit Fremden unterhalten“, sagt al-Sherif. „Das hat sich geändert. Die Gesellschaft hat sich geändert.“
Salwa al-Tajura sieht das ähnlich. Die 34 Jahre alte Künstlerin sitzt im Garten einer alten Villa im Herzen der Altstadt. Seit der Revolution dient die Villa als Kunstgalerie. „Bisher haben wir kaum materielle Veränderungen gesehen. Doch in den Köpfen der Menschen hat eine Veränderung stattgefunden“, sagt al-Tajura.
Hinter ihr steht ein Militärjeep, den sie bemalt hat: grellgelbe Punkte auf rosafarbenem Grund. „Die Armen sind immer noch arm, und die dreckigen Straßen sind immer noch dreckig“, sagt al-Tajura. „Doch jetzt haben wir die Freiheit zu demonstrieren und zu sagen, was wir wollen.“
Um sie herum ragen meterhohe Metallskulpturen aus dem Boden, geschweißt aus Kriegsgerät: Dinosaurier, Reiter, Insekten. „Unter dem alten Regime musste alle Kunst Gaddafi preisen“, sagt al-Tajuras Kollege Ali al-Wakwak. „Jetzt habe ich das erste Mal die Möglichkeit zu tun, was ich möchte. Zum ersten Mal kann ich mich ausdrücken“, sagt der 55-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln. Die meisten seiner Kunstwerke scheinen auf den erste Blick einfach die schönen Dinge im Leben zu zeigen. Im Erdgeschoss der italienischen Villa stehen, liegen und hängen fast 900 kleine und große Skulpturen: Tänzer, ein Mädchengesicht, ein Angler. Alles hergestellt aus Waffen, die al-Wakwak während der Kämpfe auf dem Schlachtfeld gesammelt hat. „Warum ich die Waffen benutze? Zum einen will ich zeigen, dass man selbst Waffen zu etwas Schönem machen kann. Und zum anderen sind sie einfach ein tolles Rohmaterial.“
Doch ganz ohne Verweis auf Gaddafi ist auch seine Ausstellung nicht: „Die Dinosaurier im Garten stehen für Gaddafi. Seine Zeit ist endgültig vorbei“, sagt er.
Kunst aus dem Schlachtenschutt
Die Villa selbst erzählt ebenfalls die Geschichte der Befreiung Benghasis. Gebaut als Regierungssitz von den italienischen Kolonialherren, die Libyen Anfang des 20. Jahrhunderts beherrschten, diente es im Laufe des Jahrhunderts auch der Monarchie und schließlich Gaddafis Regime als Sitz. Während der Revolution im Frühjahr griffen die Rebellen das Gebäude an und brannten Gaddafis Büros aus.
„Es liegt in der Natur Benghasis zu kämpfen. Benghasi ist das Thermometer Libyens. Wenn die Situation hier heiß ist, dann ist ganz Libyen heiß“, sagt Abdel Gadar Bader, der im ersten Stock des Gebäudes steht. Tatsächlich war Benghasi schon während der Kolonialzeit Zentrum des Widerstands gegen die italienischen Besatzer und auch in den Jahrzehnten unter Gaddafi war die Opposition hier am stärksten.
Auch Bader hat schon Kunst unter Gaddafi gemacht und organisiert jetzt die Ausstellungen im ersten Stock der Villa. Derzeit zeigt eine Gruppe junger Künstler ihre Bilder: viele Stillleben, viele Landschaften, viel revolutionärer Pathos. Technisch sind viele Bilder hervorragend, selbst wenn manches zuweilen in den Kitsch abgleitet. Die Besucher sind dennoch begeistert. „Ich sehe so was zum ersten Mal in Libyen“, sagt ein Besucher im Vorbeigehen. „Ich wusste nicht, dass wir so viel Talent in unserem Land haben.“
Bader selbst malt abstrakte Wüstenlandschaften und -dörfer. Viel Gelb, viel Ocker. „Unter Gaddafi gab es zahllose rote Linien für Künstler. Vor allem Politik und Karikaturen waren unmöglich.“
Seine Hoffnungen für die Zeit nach Gaddafi sind groß, doch auch bei ihm wächst die Skepsis. „Ich wollte ein Visum für Deutschland beantragen. Doch genau wie unter Gaddafi müsste ich dafür nach Tripolis fliegen.“ Der Prozess war ihm zu aufwendig, Bader entschied, nicht zu reisen. „Wir haben diese Revolution gemacht, damit nicht mehr alle Macht zentralisiert wird“, sagt er.
Auch Künstlerin al-Tajura im Vorgarten der Villa macht sich Sorgen um den Fortgang der Revolution. Sie hat jahrelang in Frankreich gelebt und ist erst am 15. Februar 2011 nach Libyen zurückgekommen, zwei Tage vor dem Beginn der Revolution. „Vor der Revolution habe ich Libyen und Benghasi gehasst. Jetzt liebe ich es, aber ich glaube, wir haben noch nicht gewonnen“, sagt sie und streift ihre braunen Locken zurück.
Al-Tajura hofft, dass die Wahlen im Juni eine Regierung bringen werden, der sie vertrauen kann. Sie hofft, dass sie endgültig die Überbleibsel von Gaddafis Regime entfernen wird.
„Ich habe nicht das Gefühl, dass die Übergangsregierung schon viel im Land wiederaufgebaut hat. Aber allein dass ich hier sitzen und frei reden kann, ist großartig“, sagt sie und zeigt in Richtung der Skulpturen. „Ich bin optimistisch. Wenn ich es nicht wäre, wäre ich nicht mehr in Libyen.“
Raphael Thelen arbeitet als freier Journalist im Nahen Osten. Der Arabische Frühling hat ihn quer durch die Region und alle Gesellschaftsschichten geführt. Er bloggt auf
Kommentare 19
Wo mag das Geld für das Öl bleiben? Wahrscheinlichen in den Kassen der grossen Konzerne und auch in den Kassen mancher sogenannter Revolutionäre. Da hat sich nichts geändert - es wird eher noch schlimmer. Jetzt steht Libyen unter der Knute des Kapitals! Und die werden sich bedienen.
@Phineas Freek: Wir möchten Sie darum bitten, zukünftig von derart nachprüfbar halt- und sinnlosen Anschuldigungen abzusehen. Dies ist als gelbe Karte zu verstehen.
das harte brot der revolution? ich denke, dass die idealisten dieser revolution, genauer gesagt dieses bürgerkrieges mit beteiligung der nato, unter dem deckmäntelchen der freiheit ganz offensichtlich für diverse interessen missbraucht worden sind.
das öl fließt weiter, aber die libyer müssen sich zukünftig wohl leider damit abfinden müssen, dass die erträge aus dem ölgeschäft für sie nicht mehr so fließen werden.
inwieweit die segnungen der neugewonnenen "freiheit "sie für die leistungen ihres zerschlagenen sozialstaates entschädigt vermag ich nicht zu beurteilen.
ich würd mich für die bürger libyens wirklich über eine wende zum positiven freuen, kanns aber nicht glauben, weil der ganze umsturz, so wie ich ihn wahrgenommen habe einfach nur ein trauerspiel aus propaganda und machtinteressen war, aber auf keinen fall eine hoffnungsvolle revolution...
@Der Freitag
„@Phineas Freek: Wir möchten Sie darum bitten, zukünftig von derart nachprüfbar halt- und sinnlosen Anschuldigungen abzusehen. Dies ist als gelbe Karte zu verstehen.“
Um so eine nachprüfbar halt- und sinnlose Anschuldigung gegen mich überhaupt aufschreiben zu können, muss man eigentlich nur willens sein den Artikel und Blog des Autoren, die Inhalte und Verlinkungen und die Möglichkeiten eigener Recherche, komplett zu ignorieren.
Nun habe ich ja auch nicht erst heute begriffen, auf welcher Seite Ihr steht und hegte diesbezüglich auch nie irgendwelche Illusionen.
Allerdings möchte ich auch betonen, dass ich die in der Vergangenheit zugelassene relative „Freiheit des Meinens“ hier durchaus zu schätzen wusste. Wohl wissend, dass Ihr letztlich sowieso machen könnt was Ihr wollt.
Sei’s drum.
Das nicht nur die Revolution „ein hartes Brot“ ist, sondern im viel umfänglicheren Maße gerade auch die ideologischen Frontbegradigungen- und Stellungen in akuten Vorkriegszeiten, werden sicherlich diejenigen mit Restverstand bestätigen können (ganz still und leise und selbstverständlich nur im eigenen Kosmos), die vielleicht auch hier die Drecksarbeit leisten müssen.
Voraussetzung für diese kleine Erkenntnis wäre allerdings, das kleine Fünkchen notwendige Renitenz wenigstens zu denken wagen - gegen den verlangten unterwürfigen Kombattantenstatus im schon laufenden und blutigen Krieg gegen die Feinde Eurer Herren.
Letztlich ist Eure aufgescheuchte und auf dem Fuß getretene Reaktion nur eine abermalige und als nüchtern-beiläufig aufzufassende Bestätigung meiner Kritik an dieser ganzen Gewalt und ihren ideologischen Fürsprechern.
Und dass innerhalb des Gewalt-affirmativen Überbaus, Kritik und Ablehnung an Derselben und seinen Fürsprechen im harmlosesten Fall unerwünscht ist, begreift sogar ein Schimpanse.
Bei Wikipedia lese ich gerade:
"Am 31. August 2008 unterzeichnete der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Bengasi ein Abkommen, mit dem sich Italien verpflichtet, über 20 Jahre hinweg 5 Milliarden Dollar als Wiedergutmachung in die ehemals italienische Kolonie Libyen zu investieren."
Mich würde interessieren, ob Italien diese 5 Milliarden Dollar noch zahlt oder ob dieser Betrag mit den Kosten italienischer Bombardements auf Libyen seit dem 28.04.2011 verrechnet wird.
Sehr geehrter DerFreitag,
inhaltlich teile ich die Kritik von Phineas Freeks erstem Kommentar weitgehend.
Nach welchen Qualitätskriteren wurde entschieden, den Artikel Raphael Thelens im Freitag zu veröffentlichen? Sprachlich finde ich den Beitrag unangenehm sülzig, inhaltlich sehr selektiv ("Die Straßen sind immer noch dreckig, aber die Bewohner atmen die Freiheit", "Neben höheren Löhnen und Gerichtsverfahren für Gaddafi-Loyalisten verlangen die Demonstranten von der Übergangsregierung vor allem eines: Transparenz").
Was sind Gaddafi-Loyalisten?
Warum recherchiert der Autor nicht weiter, wenn ihm gesagt wird, dass der jetzige Ölexport Libyens wieder auf dem Vorkriegsniveau liege. Was geschieht mit den Erlösen?
Was ist mit den westlichen Experten, die jetzt dort vor Ort sind? Was tun die da? Kann man mit denen nicht reden?
Wie sind die heutigen sozialen Standards in Libyen (sie waren mal die höchsten in der Region)?
Gewiss findet man im Land nur Revolutionäre und andere Frühlingsaktivisten als Gesprächspartner. Das ist schade und langweilig für Zeitungsleser.
Der Arabische Frühling, ich kann's nicht mehr hören und will solchen Schrott nicht mehr lesen.
Die gelbe Karte wurde mir schon im vorigen Jahr gezeigt. Krieg ich jetzt gelb-rot?
@Raphael Thelen: Das die Straßen dreckig sind passt überhaupt nicht in den Kontext hinein, weil das überhaupt nichts mit der libyschen Revoultion zu tun hat. Ich habe fünf Jahre lang dort gelebt und ich kann mich nicht erinnern jemals saubere Straßen in Libyen gesehen zu haben. Ich denke auch das es momentan ein minderes Problem ist für die Libyer, weil die jede Menge andere Probleme zu lösen haben und sich nicht in erster Linie um saubere Straßen kümmern wollen.
Ansonsten sollte man geduldig sein bei der Entwicklung in Libyen, das Land braucht nun mal seine Zeit sich vom Krieg und der langjährigen Diktatur zu erholen. Für jegliche Prognosen ist es noch zu früh, vor allem ,wenn man sich mit den gesellschaftlichen Strukturen und der Kultur sich noch nicht auseinandergesetzt hat würde ich mich zurückhalten beim Wahrsagen.
@weinszten
Es könnte sich vermutlich wohl eher um eine rot-grüne Karte handeln.
Denn dort, in Deren Schützengräben und Startlöchern, treten sich zurzeit ja die Skrupellosesten Bellizisten so dermaßen gegenseitig auf die Füße, dass Pentagonien seine personellen Auswahlkriterien demnächst wohl drastisch verschärfen muss.
Phineas Freek,
freut mich, dass du dich mit meinem Artikel auseinandersetzt. Ich würde dich gerne auf folgenden Artikel hinweisen und dich bitten das "Kriegshetzer" und "Achse des Guten" noch Mal zu überdenken.
www.cicero.de/weltbuehne/ausblick-2012-islamisten-arabische-welt-keine-panik-die-baertigen-kommen/47792
Schönen Gruß,
Raphael Thelen
Hallo Aljoscha-Elias,
die dreckigen Straßen haben sehr wohl etwas mit der Revolution zu tun. Wie im Artikel beschrieben, werden die Menschen hier langsam ungeduldig. Ein knappes Jahr nach der Befreiung Benghasis erwarten sie Verbesserungen, doch diese liefert die Übergangsregierung nicht. Dafür stehen - sinnbildlich - die dreckigen Straßen.
Schönen Gruß,
Raphael Thelen
Hallo Aljoscha-Elias,
die dreckigen Straßen haben sehr wohl etwas mit der Revolution zu tun. Wie im Artikel beschrieben, werden die Menschen hier langsam ungeduldig. Ein knappes Jahr nach der Befreiung Benghasis erwarten sie Verbesserungen, doch diese liefert die Übergangsregierung nicht. Dafür stehen - sinnbildlich - die dreckigen Straßen.
Schönen Gruß,
Raphael Thelen
So weit ich weiß war Monti hier und hat ein Abkommen unterschrieben, dass die Fortzahlung der Entschädigungen garantiert. Sicher bin ich mir jedoch nicht, werde aber Mal nachhören.
Schönen Gruß,
Raphael Thelen
@Raphael Thelen
Seitdem die geopolitische „Flurbereinigung“ und Kriegsstrategie des Pentagon - nicht nur im Mittleren und Nahen Osten - wieder verstärkt und vorläufig(?) die islamistische Karte spielt, mobilisiert deren globale PR- Maschine halt auch die entsprechenden flankierenden Maßnahmen.
So macht übrigens auch das, vergangene Jahr medial und als globale Operetteninszenierung ins Werk gesetzte, Entsorgungsivent des selbstgeschaffenen und zukünftig unbrauchbaren islamistischen Oberschurken und Phantomfeindes einen Sinn.
Und ob da ausschließlich nur ein (Feind)Bild oder tatsächlich ein leiblicher Feind im Meer versenkt wurde – dass wissen nur die, die dieses Affentheater auch geplant und inszeniert haben.
Ihr verlinkter Beitrag ist da auch nur einer der vielen tausenden und immer gleichlautenden Beiträge, die seitdem die freiheitliche Heimatfront (und die Standorte die noch zur Front gemacht werden sollen!) und ihre gläubigen Adressaten überschwemmen, um die bisher gemalten Bilder einer Aufklärungs- und Demokratieresistenten mittelalterlich-islamischen Welt NICHT aus dem Verkehr zu ziehen, sondern schlichtweg einer strategischen Innovation unterziehen.
Eben genauso, wie den fügsamen Affen daheim fast täglich neu unterwiesen werden MUSS, wer denn aktuell gerade der Feind ist, weil ja gerade NICHT die wirklichen oder vorgeblichen Untaten den Grund für die Feindschaft hergeben – wären Mord und Totschlag tatsächlich ein Grund für den eingebildeten Demokratieknigge, dann müssten die guten Bürger ja als allererstes ihre eigene(n) Herrschaft(en), die unschlagbaren aktuellen Spitzenreiter was Krieg, Folter und Hungertod angehen, sofort aus dem Verkehr ziehen. Insbesondere was den (agrarsubventionierten) europäischen Imperialismus als Hauptverursacher der URSPRÜNGLICHEN Hungeraufstände im arabischen und nordafrikanischen Raum angeht, bevor die transatlantische Kriegsstrategie diesen ganzen Frühling zu IHREN Zwecken adaptierte.
Also angesichts dessen wäre nicht nur ein „arabischer Frühling“, sondern auch ein „europäischer und amerikanischer Frühling“ der sich gewaschen hat, mehr als überfällig!
Meinen persönlicher Zorn - und auch ganz bewusst ausgesprochen, mein ausgeprägter Hass –
auf auch meinen Untergang aktiv beschleunigende linientreue Propagandisten wie Sie (oder heißen sie nun Armbruster, Buhrow, Miosga, Klever, Slomka…um nur das widerwärtigste Pack zu nennen), den kann ich hier leider nicht in Worte fassen – das würde nämlich wirklich und ganz „zu recht“ (was die „Nettiquette“ anbelangt, nicht die begründete Nachvollziehbarkeit!) meine sofortige Entfernung aus diesem Forum nach sich ziehen.
Da sitzen sie nun rum die Revolutionäre und wenn der Autor sie nicht so genannt hätte, wäre nicht klar, was sie dazu gemacht hat.
Solche Sätze, wie dieser: >>>Hier begann vor einem Jahr die Revolution gegen Diktator Muammar al-Gaddafi. Schon Wochen später war die Stadt befreit, und die Frontlinie verschob sich Richtung Westen: Brega, Misrata, Zintan, Tripoli und schließlich Sirte, wo die Revolutionäre den Diktator töteten. lassen erhebliche Zweifel daran aufkommen, dass auch nur einer der hier Vorgestellten ein "Revolutionär" ist. Der Satz Thelens hat gar kein Subjekt, "es verschob sich" - nur durch wen sagt er uns nicht.
Wie sind denn diese "Revolutionäre" organisiert, über welche Machtmittel verfügen sie, welche politischen Veränderungen führen sie durch, welche Schwierigkeiten überweinden sie. Die Veränderungen scheinen mit dem Ort, von dem uns Herr Thelen berichtet, nichts zu tun zu haben. Nur, warum berichtet uns Herr Thelen dann von dort?
Die einzige sichtbare Veränderung, die uns der Autor vermittelt lautet: >>>„Früher wäre ich nie in eine Hotellobby gegangen und hätte mich mit Fremden unterhalten“, sagt al-Sherif. „Das hat sich geändert. Die Gesellschaft hat sich geändert.“ Aha!
Die ausländische Militärintervention interessiert hier in Benghasi keinen, konkrete politische Forderungen gibt es auch nicht, aber eine große Unzufriedenheit mit der sozialen Situation. Bestenfalls Herr Thelen, erzeugt Ihre Reportage bei mir das Gefühl, dass Sie auf Ihrer Reise nichts aufklären konnten, jedenfalls nichts, was zu den großen Worten von der "arabischen Revolution" in den westlichen Medien passen würde.
Und das Herr Thelen, wäre doch schon mal relativ nah an dem dran, was wir Realität nennen können.
Wo Hass regiert, stirbt die Vernunft. Da braucht man nicht mehr zu diskutieren.
Wo sich die HERRSCHENDE Vernunft der Regierenden und Mächtigen wieder einmal daranmacht, die ganze Welt in ein blutiges Schlachthaus zu verwandeln, wären der Zorn und auch der Hass auf IHRE zerstörerische Gewalt eine überlebenswichtige Notwendigkeit.
@ RaphaelThelen schrieb am 20.02.2012 um 22:42
>>>Wo Hass regiert, stirbt die Vernunft.
Der Kontext, in dem Sie so schreiben ist der von Herrn Pangloß: »denn ich bin ein Philosoph, und es würde mir schlecht anstehen, etwas, das ich einmal behauptete, zu widerrufen. Leibnitz kann nicht Unrecht haben, und überdies gibt es nichts Herrlicheres in der Welt, als die vorherbestimmte Harmonie, wie auch die Lehre vom Plenum und der Materia subtilis.«
Was die Journaille so alles schreibt, damit der letzte Prosecco-Deckel bezahlt werden und der Schornstein weiter rauchen kann...