Das Kind im Mann?

Männersache Die Gimmick-Zeitschrift "Yps" kommt wieder. Als Magazin für Männer, um ihren kindlichen Spieltrieb auch im Erwachsenenalter zu bedienen

Mein neuer Fernseher erlaubt es mir, eine laufende Sendung bei einer Störung anzuhalten und später an dieser Stelle fortzusetzen. Dazu muss er mit einem Gerät verbunden sein, dessen Installation wiederum das Verbinden von siebenerlei Kabeln und das Betätigen von bunten, spärlich bedruckten Knöpfen auf zwei Fernbedienungen erforderte.

Zur Unterstützung hatten die Hersteller freundlicherweise umfangreiche Broschüren beigelegt, schön in Plastikfolie eingeschweißt, damit ich sie nicht schmutzig mache – ich habe sie vorsichtig beiseite gelegt und vergessen. Sodann habe ich an den Rückseiten der Geräte die Buchsen gesucht, die zu den Steckern passten, sodann, als Dioden zu leuchten begannen, auf Knöpfe gedrückt und geschaut, was passiert. Einige Flüche und Neustarts später hatte ich die Systeme begriffen, die Programme erschienen auf dem Display – mehr an der Zahl, als ich gewünscht hätte.

Vielleicht würden die meisten Männer so vorgehen, anders als eventuell eine Frau? Die die Anleitungen von ihren Plastikhüllen befreit und durchgelesen hätte, den Anweisungen gefolgt und dadurch – möglicherweise schneller – zum gleichen Ergebnis gekommen wäre, falls sie nicht an einer unklaren Formulierung gescheitert wäre und daher einen Fachmann gerufen hätte, auf dass er ihr das Gerät einrichte.

Man sagt manchmal, Männer sind noch wie die Kinder, probieren einfach aus, was Frauen zuvor verstehen wollen. Das klingt pauschalisiert, könnte aber in unterschiedlichen Erziehungsmethoden begründet sein. Jungs wird das Herumspielen mit den Sachen immer nachgesehen, den Mädchen wird zumeist beigebracht, vorsichtig zu sein. Dazu passt die Meldung, dass die Gimmick-Zeitschrift Yps demnächst wieder erscheinen soll, als Magazin für Männer, die noch immer einfach mal was ausprobieren wollen, um es zu begreifen. Ihr kindlicher Spieltrieb, so hoffen wohl die Herausgeber, ist auch im Erwachsenenalter noch stark ausgeprägt.

Begreifen, das kommt von „greifen“, was mit Anfassen, mit Biegen und vielleicht auch mal mit Brechen zu tun hat. Wer die Dinge (und nicht nur die) lieber begreift, als sie unbedingt zu verstehen, hat sich den Spieltrieb aus seiner Kindheit hinübergerettet. Ich werde versuchen, meiner Enkelin einzureden, dass das auch für sie eine gute Idee ist.


Jörg Friedrich hat als Kind kein Yps-Magazin gebraucht, seine Gimmicks lagen auf der Straße oder schwammen im Bach. Das neue Heft würde er sich trotzdem kaufen

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Geschrieben von

Jörg Friedrich

Naturwissenschaftler, IT-Unternehmer, Philosoph

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