Das kritische Bewusstsein

Debatte Die Literatur ist politisch, ob sie es will oder nicht. Besser wäre, sie würde es wieder mehr wollen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2016

Kein Zweifel, politische Literatur steht heute in Misskredit. Verstehen kann das, wer an die K-Gruppen-Lyrik der 70er Jahre denkt, an den Werkkreis Literatur der Arbeitswelt oder die Brecht-Epigonen und -Epigoninnen, linke und feministische Selbstverständigungsprosa, die ganze überengagierte Pseudoliteratur, die besser nie geschrieben worden wäre – was allerdings genauso für zahlreiche nicht vordergründig politisch orientierte Texte gilt.

Man vergisst dabei, dass die Protagonisten des damaligen Diskurses, Johnson, Weiss, Enzensberger, Bachmann, Böll, mit Abstrichen auch Grass, Walser und Lenz, ganz selbstverständlich politische Autoren waren, nicht nur in ihrem öffentlichen Auftreten. Auch in ihren Werken manifestierten sich kritische Ambitionen