„Multitude“ von Antonio Negri und Michael Hardt: Das Projekt der Multitude

Gegen den Souverän Antonio Negri und Michael Hardts Buch „Multitude“ krankt an einer Vermischung von philosophischer Theorie und politischer Debatte, an falsch historisierendem Marxismus und an mangelnder wissenschaftlicher Sorgfalt
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Antonio Negri und Michael Hardt
Antonio Negri und Michael Hardt

Foto: Werner Weltz-Rombach

Ferdinand Tönnies, einer der Begründer der Soziologie und ein Vordenker des rechten Flügels der klassischen deutschen Sozialdemokratie, hat die Problematik der politischen Philosophie der Neuzeit, wie sich nämlich die Herrschaft menschlicher Individuen über andere menschliche Individuen erklären und zugleich rechtfertigen lasse, einmal mit einer Bemerkung beiseite gewischt: Wir wüssten doch inzwischen, dass wirkliche Gesellschaften nicht aus Individuen bestünden, sondern aus Kollektiven - und dass die Geschichte deswegen allein von letzteren, etwa von Klassen oder Nationen, gemacht würde.

Diese These gehört einer vergangenen Epoche an. Auch ohne uns dem "methodologischen Individualismus" zu verschreiben, der den individuellen Privateigent