Das Schweigen der Lämmer

Russland nach dem Chodorkowskij-Urteil Vom Oligarchenhass zum Mitgefühl für das Opfer der Staatsmaschinerie
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Vielleicht ist ja das das eigentlich Erschütternde: Die Verurteilung von Michail Chodorkowskij und Platon Lebedev zu neun Jahren Lagerhaft löste in der russischen Geselschaft keine besonderen Erschütterungen aus. Dieses Ausbleiben war jedoch vorhersehbar. Zu starken Gefühlsausbrüchen wäre es wahrscheinlich eher gekommen, wenn der bekannte Oligarch und sein Mitarbeiter einen Freispruch gehört hätten. Denn dass das Putin-Gericht Gnade walten lassen würde, hat niemand erwartet, genauso wenig wie eine unvoreingenommene, objektive Untersuchung der Anklage.

Niemand jubelt. Niemand rauft sich die Haare. Ihrer tiefen Befriedigung - manchen sowjetischen Bürgern noch aus der Breschnewzeit bekannt - verleihen nur die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft