Die Bundesregierung betreibt Abrüstung auf die spezielle Art. Nicht, dass sie sich plötzlich mit Haut und Haar der friedlichen Konfliktlösung verschrieben hätte. In Deutschland fällt neues Kriegsgerät nicht etwa einer politisch-moralischen Prüfung zum Opfer. Es fällt, wenn wir Glück haben, durch den TÜV.
Es ist ja schön, dass erst einmal keine neuen Drohnen gekauft werden, weil sie wegen des fehlenden Antikollisionssystems die Genehmigung zum Fliegen nicht bekommen. Politisch jedoch ist auf diese Weise nichts gewonnen. Von dem Steuergeld, das für nichts zum Fenster hinaus und der Rüstungsindustrie hinterher geworfen wurde, ganz zu schweigen.
Mit Hingabe streitet nun der politisch-mediale Komplex über die Frage, wann Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) von den Problemen mit der Eurohawk-Drohne wusste. Hätte er die Beschaffung früher (und billiger) stoppen müssen? Hat er dem Rechnungshof bewusst die Prüfung erschwert? Hat er etwa darauf gesetzt, durch das Schaffen Milliarden schwerer Fakten die Fluggenehmigung von den Behörden zu erpressen?
Oder andersherum: Sind nicht etwa schon rot-grüne Vorgänger schuld, weil sie diese Flugroboter ebenfalls kaufen wollten? Hat der zackige de Maizière in Wahrheit alles richtig gemacht, wie er vor einer Woche im Bundestag verkündete? „Wenn Probleme bei neuartigen Modellen auftauchen“, schnarrte er, „so wird erst daran gearbeitet, sie zu lösen. Wenn wir dann sehen, dass diese Probleme nicht adäquat behoben werden können, …dann ziehen wir lieber die Reißleine – auch in Zukunft.“ Jawoll, Herr Minister! Hier wird nach Dienstordnung gescheitert!
Das ist alles teils lustig und teils interessant, aber das eigentliche Thema geht wieder einmal unter. Politik und die Berichterstattung darüber wären vielleicht weniger lustig, aber wesentlich interessanter, wenn mit gleicher Hingabe über Sinn und Zweck unbemannter Militärflugkörper gestritten würde, über die Automatisierung von Kriegen und ihre Folgen.
Es war Thomas de Maizière, der diese Debatte vor ein paar Monaten mit der platten Bemerkung vom Tisch wischte, „dass sich ein unbemanntes Flugzeug von einem klassischen Kampfflugzeug ethisch nicht unterscheidet“. Aber ist die deutsche Öffentlichkeit, vor allem die mediale, wirklich so leicht zum Schweigen zu bringen?
Töten auf Verdacht
Fast unbemerkt diskutieren Fachleute auf einem ganz anderen Niveau. Institutionen wie die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) beschäftigen sich seit Jahren mit Szenarien, in denen auf den Einsatz unbewaffneter Drohnen zunächst deren Bewaffnung folgt. Die verfeinerte und für die eigenen Streitkräfte risikofreie Kontrolle der Gefechtsfelder wecke den Wunsch, „auf erkannte Krisensituationen am Boden sofort mit einer Waffe reagieren zu können, statt sich aufs ,Zusehen‘ beschränken zu müssen“, so ein SWP-Papier vom Dezember 2012.
Und der Verdacht, dass am Ende die Hemmschwelle zum „Töten auf Verdacht“ zu sinken droht, ist wesentlich realistischer als die Fantasie vom „sauberen“ Roboter-Krieg. Wer es nicht glaubt, schaue nur auf das Wenige, das wir vom US-Drohnenkrieg in Pakistan oder im Jemen erfahren. Davon hören und lesen wir in diesen Tagen so gut wie nichts. Was für ein armes Land, das die Rüstungskontrolle den Behörden der Luftraumüberwachung überlässt!
Kommentare 14
„Wenn Probleme bei neuartigen Modellen auftauchen“, schnarrte er, „so wird erst daran gearbeitet, sie zu lösen. Wenn wir dann sehen, dass diese Probleme nicht adäquat behoben werden können, …dann ziehen wir lieber die Reißleine – auch in Zukunft.“
Man kann sich vorstellen, dass ein Antikollisionssystem für unbemannte Flugkörper im "dichtbesiedelten" europäischen Luftraum ein selbstverständliches Muss ist. Das hier aufgetretene "Problem" eines fehlenden Antikollisionssystems hätte daher schon beim ersten Interesse für diesen Flugkörpers auffallen müssen. Ergo kann die Arbeit an diesem Problem so schwer nicht gewesen sein. Man kauft sowas einfach nicht.
schöner beitrag ... vielen dank!
ethik und humanismus passen nicht in zahlenreihe von quoten, krümmungsgraden, statistiken, bilanzen usw.... die kann man ja auch bei bedarf mal zufällig vergessen oder falsch berechnen ... und ach ja ... paragrafen sind ja auch nur zahlen ... also ein sinnlos-endloses zahlenspiel und die rechnung dafür zahlen menschen, die diese ganzen rechnungen nie bestellt haben ...
"Wir können nicht sagen: Wir bleiben bei der Postkutsche, während alle anderen die Eisenbahn entwickeln", so Kriegsminister Thomas die Misere am 31. Januar 2013. Das hat er nun davon. Ein nordamerikanischer Indianer, der erlebte, wie einst die Eisenbahn die Prairie zerschnitt, hätte vielleicht zu dieser ministeriellen Katastrophe gesagt: Dieser Herr aus Deutschland hat nicht bemerkt, dass er ein totes Pferd reitet ...
Hier noch die Quelle für das Zitat.
Passend dazu Wolfgang Gehrcke, Linkspartei-MdB, in einer Pressemitteilung vom 22. Mai 2013: "„Vom hohen Ross herab wird Geld verpulvert und Aufklärung verweigert. Der Widerstand des Bundestages ist, gemessen an dieser Arroganz der Macht, noch sehr verhalten."
Und weiter: "Die Beschaffung von Aufklärungs- oder Kampfdrohnen leitet eine neue Runde des Wettrüstens ein. Immer mehr Staaten werden nicht beiseite stehen wollen, wenn es um diese Waffensysteme geht. Die Arbeitsteilung, dass der Außenminister über Abrüstung redet und der Verteidigungsminister neue Waffen beschaffen lässt, ist nicht aufrecht zu erhalten. Fest steht: Die von Thomas de Maiziere gewünschten Drohnen sind Killerwaffen, die zu gezielten Tötungen eingesetzt werden können. Damit widerspricht bereits die Beschaffung und erst Recht der Einsatz dieses Waffensystems allen auch durch das Grundgesetz vorgeschriebenen Geboten der Humanität. Die Erklärungen des Verteidigungsministers, dass man der Führungselite des Ministeriums auch bei dem Einsatz von Drohnen humanitäre Zurückhaltung unterstellen dürfe, ist völlig unglaubwürdig. Moralische Skrupel, Waffen einzusetzen, die man zur Verfügung hat, hat bisher noch kein Verteidigungsminister gezeigt. Mit der Anschaffung von Drohnen, gleichgültig, ob in der europäischen oder in der US-amerikanischen Ausführung, wird der Rüstungsetat weiter hoch getrieben und werden Gelder, die für soziale Projekte dringend benötigt würden, verschleudert. ..."
Ich finde, Gehrcke hat Recht. Die Linksfraktion könnte auch beantragen, dass die Amtsbezeichnung des Ministers endlich sach- und realitätsgerecht in "Kriegsminister" geändert wird.
Diese Bundesregierung ist enorm freundlich gesonnen gegenüber den wirtschaftlichen Itneressen der Rüstungsindustrie. Die schon rekordverdächtigen Exporte Deutschlands konnten doch nur so noch einmal um 50 % gestiegert werden, obwohl auch rot-grün udn die große Koalition (Verteidungsminister Struck!) da schon kein Kind von schlechten Eltern waren.
Die Sorge war doch immer, dass Deutschland da ein Geschäft entgehen könnte, so schmutzig es auch war. Ethisch finde ich das vergleichbar mit einem Killer, der gegen Morde ist. Damit aber nicht nur die Konkurrenz verdient, bietet er alles 10 % günstiger an. Das iat halt Marktwirtschaft, wenn da möglichst günstig möglichst viele Kunden mit so viel Gütern wie möglich versorgt werden.
Der Minister sitzt jetzt wahrlich auf einem wackeligen Stuhl, wenn er da Beamte in der Beschaffungsbehörde oder sonstige Beamte absägen will, die doch nur der Rüstungslobby dienen wollten. Das Zeug war nicht brauchbar, weil nicht kollisionsfrei? Na und? Wird nicht das erste und nicht das letzte Mal so sein. Der Rubel muss weiter rollen.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/drohnen-skandal-merkel-spricht-de-maiziere-ihr-vertrauen-aus-a-901302.html
wenn merkel ihr vertrauen ausspricht ist er wohl bald weg ...
Unabhängig von den ethischen Fragen, die die Entscheidung für die Anschaffung bewaffneter Drohnen aufwerfen, bleibt natürlich die Frage, wie der Minister de Maiziere mit den vergeudeten Millionen umgeht, anders gefragt: Wessen Kopf muss runter?
Der Karikaturist Harm Bengen hat zum finanziellen Aspekt eine treffliche Momentaufnahme gestaltet: http://www.harmbengen.de/toonpool/2013%2005%2020%20neue_drohnenmodelle_2005305.jpg
Unabhängig von den ethischen Fragen, die die Entscheidung für die Anschaffung bewaffneter Drohnen aufwerfen, bleibt natürlich die Frage, wie der Minister de Maiziere mit den vergeudeten Millionen umgeht, anders gefragt: Wessen Kopf muss runter?
Man wird schon einen Sachbearbeiter finden, der vor Bestellung des Geräts nicht genau genug hingeguckt und nicht bemerkt hat, dass das Antikollisionssystem fehlt. Vermutlich ist er auch schon pensioniert, so dass er leider, leider nicht mehr "zur Verantwortung gezogen" werden kann. Der Herr Verteidigungsminister wird nichts zu verantworten haben, da das Kind bei seinem Amtsantritt bereits in den Brunnen gefallen war. Dass er sich zwei Jahre verzweifelt bemüht hat, zu retten was zu retten war - wer will ihm das vorwerfen? Gut, er hat das Desaster nicht gleich hinausposaunt, aber das muss man doch verstehen. Rettungsversuche unternimmt man schließlich nicht im Mediengetöse.
So in etwa wird die Sache abgehandelt werden. Viel Lärm, nicht eben um Nichts, aber der Herr Verteidigungsminister wird's schon schaukeln - wenn nicht noch ein Foto auftaucht, das ihn zeigt, wie er mit einer Freundin im Pool plantscht. Das wär' natürlich dumm. Denn sowas ist bekanntlich viel schlimmer als verbratene Millionen.
Es gab einmal eine Zeit in der ich als aktiver Segelflieger in deutschen Lüften unterwegs war. Die Vorstellung, in bestimmten Höhenflügen unterwegs zu sein und dann dort auf ein unbemanntes Flugzeug zu treffen, das ohne Warnsystem unterwegs ist, ist einen Alptraum wert. Nä, das braucht keiner!
In ein paar Jahren wird jedes Land, das technisch und finanziell halbwegs auf der Höhe ist, über ein Arsenal von Drohnen verfügen - zur Aufklärungszwecken und selbstverständlich auch bewaffnet für Kampfeinsätze. Auch Deutschland wird dazu gehören, daran ändert dieser Fehlschlag gar nichts.
Diese Geräte sind einfach viel zu nützlich und letztlich auch kostengünstig, um darauf verzichten zu können.
>> In Deutschland fällt neues Kriegsgerät nicht etwa einer politisch-moralischen Prüfung zum Opfer. Es fällt, wenn wir Glück haben, durch den TÜV. [...] Was für ein armes Land, das die Rüstungskontrolle den Behörden der Luftraumüberwachung überlässt! <<
Wobei die Pointe natürlich ist, dass die Amis das Ding wegen technischen Maengeln schon 2011 ageschossen haben. Zum download der Global Hawk Block 30 evaluation report – Mai 2011 – vom Pentagon (Euro Hawk kommt aus der selben Baureihe). Haette man im Ministerium also wissen koennen. http://pogoarchives.org/m/ns/pentagon-ot-and-e-eval-rq-4b-global-hawk-20110526.pdf
Sehr hübsch im ersten Absatz
(...) "but does not consistently deliver actionable signal intelligence (SIGINT) products to operational users due to technical performance deficiencies and immature training, tactics, techniques, and procedures. The RQ-4B Global Hawk Block 30 is not operationally suitable."
Da stehen all die Worte, die man nicht hören will. Ich wette, das hat keiner gelesen. Wobei der absolute Hammer natürlich ist, dass sie sowas überhaupt erst bestellen. Diese Technologie ist ethisch nicht vertretbar. Diese Geschichte lässt mich irgendwie wieder mal grundlegend an der Kompetenz/Zurechnungsfähigkeit der Volksvertreter zweifeln. Gibt es da noch Hoffnung für uns, die Bevölkerung?
Diese Technologie ist ethisch nicht vertretbar.
Diese Drohne sollte in gut 20 km Höhe fliegen und Beobachtungs- bzw. Abhördaten sammeln. Was ist daran nicht vertretbar? Wird die Sache dadurch besser, dass Menschen an Bord sind, die Maschine steuern bzw. die Technik vor Ort betreuen? Was ist dann mit Erbeobachtungs- bzw. Spionagesatelliten. Alles ethisch nicht vertretbar?
Kann man so sehen. Aber dann muss man konsequenterweise gleich die Abschaffung des Militärs fordern (vielleicht die Musikcorps ausgenommen).
Absolut. Das ist natürlich ein wichtiger Punkt: Die Abschaffung des Militärs, Musikcorpa ausgenommen. hihi
Wobei, sie dient ja nur zur Beobachtung. Wir wollen ja nur spielen ...
The Automated Battlefield
"You've had a busy play day - You've wiretapped Mom's cell phone and e-mail without a warrant, you've indefinitely detained your little brother Timmy in the linen closet without trial, and you've confiscated all the Super-Soakers from the neighborhood children (after all, why does any kid - besides you, of course - even NEED a Super-Soaker for self-defense? A regular water pistol should be enough). What do you do for an encore?
That's where the US Air Force Medium Altitude, Long Endurance, Unmanned Aerial Vehicle (UAV) RQ-1 Predator from Maisto comes in. Let's say that Dad has been labeled a terrorist in secret through your disposition matrix. Rather than just arrest him and go through the hassle of trying and convicting him in a court of law, and having to fool with all those terrorist-loving Constitutional protections, you can just use one of these flying death robots to assassinate him! Remember, due process and oversight are for sissies. Plus, you get the added bonus of taking out potential terrorists before they've even done anything - estimates have determined that you can kill up to 49 potential future terrorists of any age for every confirmed terrorist you kill, and with the innovative 'double-tap' option, you can even kill a few terrorist first responders, preventing them from committing terrorist acts like helping the wounded and rescuing survivors trapped in the rubble. Don't let Dad get away with anti-American activities! Show him who's boss, whether he's at a wedding, a funeral, or just having his morning coffee. Sow fear and carnage in your wake! Win a Nobel Peace Prize and be declared Time Magazine's Person of the Year - Twice!
This goes well with the Maisto Extraordinary Rendition playset, by the way - which gives you all the tools you need to kidnap the family pet and take him for interrogation at a neighbor's house, where the rules of the Geneva Convention may not apply. Loads of fun!" (from Product review, Toy drone "Maisto-Fresh-Tailwinds")
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