Der argentinische Krimi-Autor Ricardo Ragendorfer: Dem Verbrechen so nah

Porträt Diebe, Spitzel, Massenmörder: Für seine Recherchen scheut Ricardo Ragendorfer sich vor nichts. Das machte den Sohn österreichischer Juden zu einem der bekanntesten Krimi-Autoren Argentiniens
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2022
Ricardo Ragendorfer
Ricardo Ragendorfer

Foto: Gaspar Kunis

Ricardo Ragendorfer sieht verkatert aus. Seine geröteten blauen Augen ruhen auf geschwollenen Augenschatten, die faltige Stirn wird von einer Vollglatze gekrönt. Kein Wunder, so manche Nacht verbringt der Kriminalreporter und Schriftsteller vor dem Computer und schreibt. Dort findet auch das Gespräch statt, per Video. Ein Treffen in seinem Stammcafé, dem Café Aconcagua in Buenos Aires, hat in letzter Minute doch nicht geklappt.

Ragendorfer ist einer der bekanntesten Autoren von Kriminalliteratur in Argentinien, das reich ist an prominenten Vertretern des Genres: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts Juan José de Soiza Reilly, dem Gustavo Germán González und Ragendorfers Vorbilder Rodolfo Walsh und Juan Carlos Novoa folgten. In der Gegenwart brillieren Claudi