Den Krieg ans Licht ziehen

Russland Russische Schüler graben nach Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Sie suchen auf den Schlachtfeldern von einst nach Soldaten, die bis heute als vermisst gelten
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Der Knochen, den Katja aus der feuchten Erde zieht, ist gut 20 Zentimeter lang, dünn und leicht gebogen. Die zierliche 14-Jährige in der grünen Tarnjacke begutachtet ihren Fund mit einer Mischung aus Ekel und Neugier. „Ist das vom Menschen?“ fragt sie laut. „Ja, eine Rippe.“ Katjas Lehrer Alexander Kolessow antwortet kurz und leise. Behutsam bettet er den Knochen auf ein Stück Plastikfolie neben einem Oberschenkel und einem abgebrochenen Oberarm. Was sie zusammentragen, war einmal ein Mensch: Soldat oder Zivilist. Vielleicht sind an diesem Ort auch mehrere Kriegsopfer vergraben.

Kein Feiertag ist wichtiger

In Schigri, einem 18.000-Einwohner-Städtchen 500 Kilometer südlich von Moskau, liegen Hunderte, vielleicht Tausende in der Erde. Hier