Den Toten ein Gesicht geben

Iran Eine interaktive Tabelle im Netz sammelt die Daten der Menschen, die bei den Protesten nach den Präsidentschaftswahlen ums Leben gekommen sind. Noch sind viele anonym

"Kaveh Alipour, 19 Jahre, Beruf unbekannt, tot, 20. Juni. Getötet durch Kopfschuss im Zentrum Teherans, als er vom Schauspielunterricht kam". Noch gibt es kein Foto von ihm, nur den grünen Schattenriss eines Oberkörpers als Platzhalter. Diese Woche hat der Guardian eine interaktive Tabelle mit den Daten der Menschen veröffentlicht, die bei den Protesten nach der Präsidentenwahl im Iran vor drei Wochen getötet oder festgenommen wurden. Auf der Internetseite sollen Namen und Gesichter der Hunderten, vielleicht Tausenden, zusammen getragen werden, die Opfer der iranischen Sicherheitskräfte wurden.

Jeder, der etwas weiß, ist zum Mitmachen aufgerufen. Denn noch sind die meisten Fotokästchen gesichtslos. Teilweise fehlt sogar der Name. Was Organisationen wie Human Rights Watch und Reporter ohne Grenzen bisher an Fakten gesammelt haben, steht in der langen Liste: Name, Alter und der Status: Todes- beziehungsweise Festnahme-Datum mit Quelle der Information. Dazu ein paar Stichworte zur Person.

Über Kaveh Alipour sagen seine Freunde, er sei nicht politisch aktiv gewesen und wahrscheinlich zufällig in eine Schießerei auf Demonstranten geraten. Letzte Woche habe heiraten wollen. "Dem Vater wollte das Leichenschau-Haus noch 3000 Dollar abknöpfen, eine "Geschoss-Gebühr" für den toten Körper seines Sohnes", ist der letzte Satz zu Kaveh Alipour.

Über ein einfaches Formular können Augenzeugen und Angehörige der Opfer schreiben, was sie beobachtet haben oder über die Person wissen, und Fotos hochladen.

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