Denker des "als auch"

Sprachphilosophie Zum 50. Todestag Ludwig Wittgensteins streiten sich zwei Forschungsrichtungen, während die US-Amerikaner einen "New Wittgenstein" etablieren
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Er galt als Asket und als Mann von bis zur Selbstkasteiung reichender Strenge, schonungslos in seinem Urteil und oftmals in Depressionen verfallend. Auch heute noch umgibt den am 29. April in Cambridge verstorbenen Ludwig Wittgenstein eine Aura von Faszination. Der Philosoph besaß ein immenses Wissen in verschiedensten Bereichen wie Mathematik, Logik, Technik aber auch Ästhetik, Ethik und Architektur, und seine Kenntnisse waren von solcher Tiefe, dass er noch heute an seiner Alma mater in Cambridge zu einem der wichtigsten Mathematiker des letzten Jahrhunderts gezählt wird.

Genau genommen war Wittgenstein kein Universitätsgelehrter. Er war misstrauisch gegenüber den Konventionen des akademischen Betriebs, in der Wissenschaft sah er eine "Bereicherung und Verarmung"