Der 18. Bordeaux

Film Raoul Pecks „Der junge Karl Marx“ beleuchtet die trinkfreudige frühsozialistische Bewegung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2017

Ein guter Film ist ein Kunstwerk und kein Geschichtsbuch. Wer die zahllosen historischen Ungenauigkeiten in dem Film Der junge Karl Marx von Raoul Peck bekritteln will, kann dies nach Herzenslust tun, verfehlt damit aber seinen wirklichen Gehalt – ein großteils sehr gelungenes Sittengemälde frühsozialistischer Bewegungen.

Das beginnt, pardon, messieurs, mit der Frau des Titelhelden, der einfach zauberhaften Jenny (Vicky Krieps), die ihren Karl stets so anlächelt, als ob sie ihm die Zunge durch die Augen herausstreckte, und seinem neuen Freund Engels nach durchzechter Nacht bedeutet, dass ihr Karl nicht so viel wie er vertrüge und nach solchen Touren drei Tage darniederliege. Dazu Mary Burns (Hannah Steele), irische Fabrikarbeiterin und Lebenspartnerin von Frie