Der Befreiungsschlag

Bestseller In Wahrheit ist Walter Kohls Buch eine Abrechnung mit der Vergangenheit der Bundesrepublik – nicht mit seinem Vater. Eine Rezension von Konstantin Neven DuMont
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Wie kann ein Mensch anfangen zu leben? Ein Mensch, der bisher gelebt wurde? Walter Kohl hat in Leben oder gelebt werden auf die Frage nach dem selbstbestimmten Leben eine bestechend einfache Antwort gegeben. Im Kern kommt es nicht darauf an, sagt er, die Erwartungen Dritter zu erfüllen, sondern der eigenen „inneren Stimme“ zu folgen. Wer mag ihm bei dieser Einschätzung widersprechen? Die praktische Umsetzung dieses Anspruchs war für ihn allerdings nicht einfach, wie sich auf den 274 Seiten seines Buchs herausstellt.

War Kohl einfach genervt?

Als sein Werk der „Versöhnung“ (wie er es nennt) erschien, schrieben viele Journalisten gleichwohl von einer Abrechnung mit seinem Vater Helmut. Die Welt sprach sogar von einer „großen AbrechnungR