Der Blick nach unten

Klassenbewusstsein Das Ressentiment ist eine wichtige Treibkraft im sozialen Protest - links wie rechts. Gibt es dennoch entscheidende Unterschiede?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 51/2018
„Wenn wir zürnen, hat unser Gegner seinen Zweck erreicht: Wir sind in seiner Gewalt.“ (Ernst Freiherr von Feuchtersleben)
„Wenn wir zürnen, hat unser Gegner seinen Zweck erreicht: Wir sind in seiner Gewalt.“ (Ernst Freiherr von Feuchtersleben)

Fotos[M]: Getty Images (5), Imago (2), dpa

In jeder politischen Mobilisierung, egal ob von rechts oder links, spielen Emotionen eine Schlüsselrolle. Soziale Ungleichheiten, die zweifellos seit den 1990er Jahren gravierend angestiegen sind, stiften nicht aus sich selbst heraus politische Bewegungen an. Keine Benachteiligung, und sei sie auch noch so gravierend, führt automatisch zu Widerstand und Protest, weshalb sich Widerstandsphänomene niemals allein aus einem Anstieg sozialer Ungleichheiten heraus erklären lassen. Im Gegenteil, die meisten Gesellschaften erweisen sich trotz himmelschreiender Ungleichheiten als stabil, weil die beherrschten Klassen kulturelle oder religiöse Normen verinnerlicht haben, welche ihre Unterlegenheit in den eigenen Augen als gerechtfertigt erscheinen lassen.

Nur in Krisenzeiten