Der Bürgerkrieg im Sudan ist so alt wie der sudanesische Staat selbst

Sudan 1983 - Scharia landesweit Als das Regime des Präsidenten Jaafar Mohamed al-Nimeiri die "September-Gesetze" erlässt, die eine islamische ...

1983 - Scharia landesweit
Als das Regime des Präsidenten Jaafar Mohamed al-Nimeiri die "September-Gesetze" erlässt, die eine islamische Rechtsprechung (Scharia) für das ganze Land festgelegen, verschärft sich der seit der Unabhängigkeit von 1956 andauernde Bürgerkrieg.

Dabei stehen sich die überwiegend von Sudanesen christlichen und animistischen Glaubens bewohnten Südprovinzen und der islamisch geprägte Norden um Khartum gegenüber. Getragen wird der Widerstand des Südens von dem Sudan People´s Liberation Movement (SPLM) und deren bewaffneten Formationen, der Sudan People´s Liberation Army (SPLA), unter dem sich als Marxisten bezeichnenden John Garang.

1985 - Putsch in Khartum
General al-Nimeiri wird gestürzt, in Khartum übernimmt General Siwar al-Dahab die Macht.

1988 - Sterben im Süden
Durch den Bürgerkrieg und große Überschwemmungen im Süden verschlechtert sich die Lage akut, allein in diesem Jahr sterben im Sudan schätzungsweise 250.000 Menschen an Unterernährung.

1989 - Ära al-Bashir
Erneuter Militärputsch, bei dem General Ahmad al-Bashir mit einem Revolutionären Kommandorat (RCC) die Regierungsgeschäfte an sich reißt.

1990/91- Parteinahme für Saddam
Ein Vormarsch der SPLA und der Großangriff auf die Stadt Juba zeugen von einer Eskalation des Bürgerkrieges. Während des Golfkrieges Anfang 1991 unterstützt der Sudan offiziell den Irak und dessen Präsidenten Saddam Hussein.

1992/93 - Al-Turabis Reform
Die fundamentalistische National Islamic Front (NIF) mit ihrem Führer Hassan al-Turabi wird zur maßgebenden politischen Kraft im Hintergrund und drängt das Regime von General al-Bashir, sich einen zivilen Anstrich zu geben. Tatsächlich wird der Kommandorat aufgelöst - al-Bashir lässt sich zum Präsidenten und Premierminister einer Zivilregierung ernennen.

1994/95 - Es ist an der Zeit
Das Regime in Khartum geht zu einer kompromisslosen Zwangsislamisierung des gesamten Landes über. Hassan al-Turabi erklärt in einem Interview, der Krieg werde fortgesetzt, "solange Israel und Amerika die Rebellen im Süden unterstützen." Es sei "an der Zeit, einen Schlussstrich unter die Jahrhunderte lange Ära der Unrechtsdiktate europäischer und amerikanischer Kolonialisten" im Sudan zu ziehen.

1997/98 - Al-Bashir lenkt ein
Die USA verhängen ein totales Embargo gegen den Sudan wegen "dessen Verstrickung in den internationalen Terrorismus". Nach den Attentaten auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam im August 1998 bombardiert die US-Luftwaffe eine Chemiefabrik an der Peripherie von Khartum. Zuvor hatte Präsident al-Bashir am 1. Juli 1998 erstmals seit der Unabhängigkeit eine Verfassung verkündet, die unter anderem Rede-, Religions- und Reisefreiheit garantierte. Außerdem wurde die Scharia als eine, aber nicht die allein mögliche Form der Rechtsprechung im Sudan definiert.

1999/2000 - Ölfunde im Süden
Die UN vermitteln Friedensgespräche zwischen der Regierung und den südsudanesischen Rebellen, die oft unterbrochen werden. Mit der Entlassung von Hassan al-Turabi als Parlamentspräsident geht Präsident al-Bashir vorsichtig auf Distanz zu radikalislamischen Positionen. Hintergrund sind unter anderem Erdölfunde an der Frontlinie zwischen den Bürgerkriegsparteien im Süden. Die Vorkommen werden auf 800.000 Millionen Barrel geschätzt und mit Hilfe kanadischer und chinesischer Firmen ausgebeutet.

2002 - "Schurkenstaat"
Die SPLA nähert sich mehrfach den Ölfördergebieten, zugleich treten die religiösen und ethnischen Motive des Bürgerkrieges zugunsten des Kampfes um die natürlichen Ressourcen in den Hintergrund. Nach dem 11. September 2001 schalten sich auch die USA in eine Vermittlung zwischen den Konfliktparteien ein - zugleich wird der Sudan von der US-Regierung nicht mehr auf der Liste der "Schurkenstaaten" und "Helfer des internationalen Terrors" geführt. Bei der Erschließung der Ölregionen im Südsudan werden bis zu 200.000 Menschen vertrieben.

2003 - Front im Westen
Während Verhandlungen zwischen der Regierung und der SPLA zu einem Waffenstillstand führen, bildet sich Ende März 2003 im Nordwesten des Sudan (Provinzen Nord-Darfur/Süd-Darfur, s. Karte) eine neue Front des Bürgerkrieges. Die Nationalarmee kämpft gegen die Rebellen des Sudan Liberation Movement (SLM) - es kommt zu ethnischen Säuberungen gegen die in diesem Gebiet ansässigen Völker der Fur, Masalit und Zaghawa.

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