Von Mächtigen, die ihre Macht nicht teilen

Interview Temur Umarow, Asien-Experte des Moskauer Carnegie-Zentrums, glaubt, dass in Kasachstan ein Machtwechsel vollendet wurde. Für ihn ist Präsident Qassym-Schomart Toqajew ganz klar Gewinner der blutigen Proteste gegen die Regierung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 02/2022
Die sozialen Proteste wurden schnell gewalttätig – demolierte Bank in Almaty am 8. Januar
Die sozialen Proteste wurden schnell gewalttätig – demolierte Bank in Almaty am 8. Januar

Foto: Alexandr Bogdanov/AFP/Getty Images

Zunächst entlud sich der Volkszorn an einem Alltagsproblem: steigenden Preisen für das auch in privaten Haushalten zum Kochen genutzte Autogas. Doch dann wurden die Proteste angesichts der sozialen Kluft zwischen einer etablierten Oberschicht und jungen, oft perspektivlosen Kasachen in den Provinzstädten im Westen des Landes schnell politisch. Leidtragende waren besonders Polizisten, die in einigen Fällen gelyncht wurden.

der Freitag: Herr Umarow, woran hat man bis zum Aufruhr der vergangenen Tage das Gefälle zwischen Volk und Elite erkennen können?

Temur Umarow: Ich denke, hier unterscheidet sich Kasachstan nicht wesentlich von anderen autoritären Regimes. Die Eliten sind klar von der übrigen Gesellschaft getrennt, was viele Probleme zur Folge hat. Zu