„Der freie Wille ist eine Ideologie“

Interview Der Soziologe Stephan Moebius erklärt, warum sich eine ungerechte Welt für viele „in Ordnung“ anfühlt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2021

Herrschaft stellt man sich martialisch vor, mit bellendem Befehlston und handfestem Zwang. Vielleicht scheint es deshalb vielen so, als lebten wir heute nach eigenem Willen in einer herrschaftsfreien Gesellschaft. Dass es sich nicht so verhält, dass effektive Herrschaft leise ist und die Welt „in Ordnung“ erscheinen lässt, ist ein großes Thema des Soziologen Pierre Bourdieu – den Stephan Moebius nicht nur, aber auch hinsichtlich der jüngeren „Klassismus-Debatte“ empfiehlt.

der Freitag: Herr Moebius, in der Corona-Pandemie drohen Kinder aus unterklassigen Familien noch weiter „zurückzubleiben“. Doch schon normalerweise „vererbt“ sich sogenannte Bildungsarmut. Das ist ein Gemeinplatz. Aber wie genau vollzieht sich