Der Geliebte

Nachruf Er blieb bis zum Schluss das hyperbegabte Kind, das nicht erwachsen werden wollte. Zum Tod des Gesamtkünstlers Christoph Schlingensief (1960-2010)
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In einem Interviewfilm von Frieder Schlaich erzählt Christoph Schlingensief wie er 1988 im WDR seinen Film Mutters Maske vorführte. Hinterher meinte eine Redakteurin zu dem noch kaum bekannten Regisseur: „Sie werden niemals einen Menschen lieben können.“ Offenbar verstand die Fernsehfrau etwas von Psychologie, nichts aber von Film. Sonst hätte sie ein Talent entdecken können, wie es das deutsche Kino seit Fassbinder und Schroeter nicht mehr gehabt hatte. Mit sieben Jahren, als er seinen ersten Spielfilm auf 8mm drehte, war Christoph ein verhaltensauffälliges, hyperaktives Kind, das man heute als ADS-krank einstufen und mit Ritalin ruhig stellen würde. Zum Glück ertrugen seine Eltern ihn wie er war, obwohl sie sich später, wegen der N