„Der graue Verfall hat mich immer angeregt“

DDR-Erinnerung Otto Möhwald war in der DDR für seine rauen und melancholischen Bilder bekannt. Zu seinem 80. Geburtstag blickt sein Enkel Clemens Meyer mit ihm auf sein Leben zurück
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Mein Großvater sitzt in seinem Atelier in seiner Wohnung, in einem großen, hohen Zimmer. Seit fast 60 Jahren lebt und arbeitet er hier. An der Wand lehnt ein neues Bild: eine erdige Häuserfront, eine Straßenflucht, Reste von Gardinen in leeren Fenstern. Solche Bilder hat mein Großvater immer gemalt. Nächste Woche wird er 80 Jahre alt, und ich möchte mit ihm über sein Leben sprechen.

Clemens Meyer: Also, du bist ja 1933 in Krausebauden im tschechischen Riesengebirge geboren. Wie kannst du dich an die ersten Jahre deines Lebens erinnern?

Otto Möhwald: Mein Vater war Holzfäller, wie sich das so gehörte im Riesengebirge. Wir hatten ein eigenes Haus, zweieinhalb Hektar Wiese, fünf Kühe, und … ich hatte eine wirklich glück