Der Kampf um ein Lächeln

Nordirak Hunderttausende Jesiden sind heimatlos. Im Zeltlager Dohuk halten Gedichte und Musikinstrumente die Hoffnung am Leben
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2020

Mit einem Strahlen im Gesicht unterhält sich der zehnjährige Kenan mit seiner Großmutter. Beide leben im Zeltlager Shekhan abseits der Stadt Doh uk in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Für einen Moment scheint das Leid, das Kenan und seiner Familie widerfahren ist, vergessen zu sein. Die Liebe der Großmutter, einer abgemagerten Frau von 80 Jahren, lässt sich an ihren Augen ablesen. Immer wieder umarmt sie ihren Enkel, beide erzählen sich irgendetwas, was ich nicht verstehen kann.

Als der Vater bemerkt, wie sehr sich der Besucher beiden zugewandt hat, erzählt er mir, dass er seinen Sohn gegen ein Lösegeld von umgerechnet 25.000 Dollar vom Islamischen Staat (IS) freigekauft habe. Kenan sei vier Jahre lang in den Händen der Islamisten