Der Knöchel-Test

Sinn des Lebens Schwester Michaela war zum Beten bestimmt. Alles an ihr war immer dabei, mehr und mehr zu verkrüppeln
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Schwester Michaela war achtzehn, als sie mitten in der Heuernte beschloss, ins Kloster zu gehen. Sie lief quer über das sonnenverbrannte Feld, drückte der Mutter die Heugabel in die Hand und erklärte ihr, sie sei berufen, die Braut Christi zu werden. Im Prinzip hatte die Mutter nichts gegen die Berufung, doch dass es während der Heuernte passierte, soll sie geärgert haben.

Als sie eingekleidet wurde, musste Schwester Michaela ihre Haare lassen, die ihr mit einer großen Schere einmal quer durchgeschnitten wurden. Und sie musste, weil das damals so üblich war, mitten in der Nacht in die kalte Kirche zum Beten. Besonders in der Faschingszeit fanden die Nonnen aus der eiskalten Kirche kaum mehr heraus: in dieser Zeit werden mehr Sünden als sonst begangen,