Der kollektive Jesus

Film Milo Rau erzählt, was passieren könnte, wenn die fundamentalsten Glaubenssätze umgesetzt würden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2021

Als Intendant des Stadttheaters im belgischen Gent hat der Regisseur und künstlerische Aktivist Milo Rau vor ein paar Jahren gemeinsam mit seinem Team ein Zehn-Punkte-Dogma verfasst, das „Stadttheater der Zukunft“. Es ging darum, Theater radikal anders zu denken, zu gestalten, zu leben. Vordergründig und numerisch schienen die zehn Vorgaben an die Zehn Gebote anzuknüpfen. Doch bereits Regel Nr. 1 setzte eher bei Karl Marx an: „Es geht nicht mehr nur darum, die Welt darzustellen. Es geht darum, sie zu verändern. Nicht die Darstellung des Realen ist das Ziel, sondern dass die Darstellung selbst real wird.“

Was aber ist eine Darstellung, die real wird? Und: Wie lässt sich Marxistisches, zumindest Sozialrevolutionäres, mit Biblischem verbind