Erst 2019 trat er in die Partei seines Vaters Helmut ein: Walter Kohl, der 1963 in Ludwigsburg geboren wurde. In diesem Frühjahr erschien sein erstes Sachbuch: Welche Zukunft wollen wir? Mein Plädoyer für eine Politik von morgen.
Was mögen Sie an AngelaMerkel?
Mich beeindruckt ihre Fähigkeit, Wahlen zu gewinnen.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Thinking, Fast and Slow von Daniel Kahneman, es wurde nach einem interessanten Anfang dann sehr mühsam.
Welchen linken Politiker oder welche linke Politikerinbewundern Sie?
Ich finde die Problemanalysen von Sahra Wagenknecht oft sehr zutreffend. Ihre Schlussfolgerungen halte ich hingegen nicht für zukunftsfähig, da sie leider nichts aus den realsozialistischen Erfahrungen gelernt hat.
Welches Auto gefällt Ihnen?
Ein Jaguar E-Type, bitte in Grün …
Zahlen Sie eigentlich gern GEZ-Gebühren?
Na ja, das Gebührenzahlen fiele mir leichter, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Bildungsauftrag ernster nähmen.
Wer oder was hätten Sie gerne sein mögen?
Ein guter Mathematiker und Schachspieler.
Ihr Leben wird verfilmt.Welcher Schauspieler sollte das tun?
Die Gefahr, dass das passiert, ist so gering, dass ein Casting unnötig ist.
Sollte das generische Maskulinum abgeschafft werden?
Warum denn?
StudentInnen oder Studierende?
Studenten. „Kommunikation ist unwahrscheinlich.“ (Luhmann)
Haben Sie ein Zeitungsabo?
Die Zeit. Ich genieße sehr die gewisse Distanz der Berichterstattung, die oft über den Tellerrand des Tagesgeschehens blickt.
Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, in welches Jahrhundert würden Sie reisen?
Ins 11. Jahrhundert, als Schreiber am kaiserlichen Hof. Ich hätte gerne den Investiturstreit „von innen“ sowie die Fertigstellung des Speyerer Doms, meiner Lieblingskirche, miterlebt.
Offene Grenzen sind …?
… ein Kernelement des Friedens- und Zukunftsprojektes Europa. Wir müssen sehr aufpassen, dass wir diese Chance nicht aufgrund von kurzsichtigem und kleinstaatlichem Denken verspielen.
Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?
Nein.
Der Kommunismus ist …?
… das blutige Scheitern einer wohlmeinenden, aber irrenden Idee.
Sollte man Gehälter öffentlich machen?
Was ist mit der Privatsphäre? Wenn wir Gehälter veröffentlichen, dann müssen wir auch an unserer Kultur einer Neidgesellschaft arbeiten.
Sushi oder Schnitzel?
Beides, aber natürlich auch Saumagen mit einem trockenen Riesling und lecker Treberbrot.
Haben Sie geweint, als die Berliner Mauer fiel?
Ja. Weil eine tiefe Sehnsucht berührt wurde. Im Dezember 1989 durfte ich meinen Vater zur Eröffnung des Brandenburger Tors begleiten. Wohl kaum ein Erlebnis war so faszinierend und schön wie dieser Tag.
Toskana oder Krim?
Dahäm ist dahäm …
Welche Verschwörungstheorie halten Sie für wahr?
Über meinem Verein, dem 1. FC Kaiserslautern, liegt ein Fluch – die einzig plausible Erklärung …
Kaufen Sie bei Amazon?
Ja.
Ihre Lieblingsgewerkschaft?
Jede, die vernünftig und verantwortungsvoll im Sinne des Ganzen handelt. Gewerkschaften sind wichtig.
Welchen Song würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?
Am Fenster von City.
Sollte der Kapitalismus überwunden werden?
Es geht nicht ums Überwinden, sondern um die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft, in der wir die Ressourcen, die wir nutzen, auch wieder zurückführen, eben einer echten ökologisch-sozialen Marktwirtschaft. Wir müssen Externalitäten internalisieren und Ausbeutung vor allem mit Transparenz, z.B. durch Blockchain-Lösungen, bekämpfen. Der Kapitalismus hat nicht ausgedient, wir müssen ihn nur besser und zukunftsfähiger gestalten.
Waren Sie schon mal auf einer Demonstration?
Ja, immer mal wieder. Demonstrieren kommt von demonstrare, darauf hinweisen, aufzeigen … das sehe ich als meine Bürgerpflicht.
Haben Sie Aktien?
Ja.
Wo haben Sie zuletzt Urlaub gemacht?
In einem kleinen Gartenhaus in Hessen.
Welchen Rat würden Sie den SPD-Parteivorsitzenden geben?
Schaut mal auf Helmut Schmidt.
Sind einige Ihrer besten Freunde Muslime?
Ja.
Ihr Lieblingsfilm?
Forrest Gump.
Wie möchten Sie sterben?
Dankbar.
Kommentare 6
"Ich finde die Problemanalysen von Sahra Wagenknecht oft sehr zutreffend. Ihre Schlussfolgerungen halte ich hingegen nicht für zukunftsfähig, da sie leider nichts aus den realsozialistischen Erfahrungen gelernt hat."
Es sollte eigentlich keinem Menschen unterstellt werden, dass er aus einer vergangenen, umfassenden,abgeschlossenen Lebenssituation NICHTS, also: überhaupt nichts gelernt hat.
Ich will nun meinerseits nichts unterstellen, aber derlei Einschätzung hängt vielleicht zusammen mit der stereotypen, bis zum heutigen Tag allseits verwendeten Floskel >>Freiheit statt Sozialismus.<< als CDU-"Parteilinie".
Ein Jaguar im klassischen (Racing-)Grün? Daran kann nichts verkehrt sein. In diesem Punkt gehöre ich aber zu den Konservativen, die sagen: Jaguar E-Type - nur in Rot.
Ich war heute in einer John-Heartfield-Ausstellung in der Akademie der Künste, Berlin. Eine Fotomontage von dem war als sarkastische Fake-Aussage der SPD betextet: Natürlich werden wir dem Tiger eines Tages die Zähne ausbrechen, aber vorher müssen wir ihn erstmal aufpäppeln und gesundpflegen." Kohl sollte von seiner erst 1-jährigen CDU-Mitgliedschaft zurücktreten und in der SPD den neuen Schmidt geben.
Walter Kohl hätte wohl gar nicht viele Probleme damit, siehe die Antwort auf diese Frage:
"Welchen Rat würden Sie den SPD-Parteivorsitzenden geben?
Schaut mal auf Helmut Schmidt."
(die Du vermutlich auch im Blick hattest)
Jo. :-)
Ich kann nur schreiben, daß es DEN SOZIALISMUS nicht gibt oder gab.... Es gibt den Kapitalismus und in TURBOREINSTFORM, nee da gibt es NICHTS mit umlenken, einlenken. Vergleich der sicher hinkt- HEROIN brennt sich auf die Festplatte und so ist es auch mit dem Geldumsatz etc. siehe Tönnies immer mehr- wahrscheinlich braucht er die Kohle für weitere Helene Fischer Privatkonzerte. Herr Kohl sieht da was falsch, meine ich. Der Kapitalismus ist ebend perfide und bedient nur die Machtschaltzentralen und die führen immer über Kohle und gewinnbringende Geschäftsideen, weil wir Zweibeiner so gerne glauben, daß wir damit die Erneuerer sind- siehe Frau Baureithels sehr sehr lesbaren langen Artikel über Impfstoffe....
Zitat 1: "Ich finde die Problemanalysen von Sahra Wagenknecht oft sehr zutreffend. Ihre Schlussfolgerungen halte ich hingegen nicht für zukunftsfähig, da sie leider nichts aus den realsozialistischen Erfahrungen gelernt hat."
Das Problem besteht nüchtern und bei Lichte betrachtet derzeit doch wohl eher darin, dass die amtierende und regierende Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel, die CDU und ihre angeblich "christlichen" Wähler in diesem unserem Lande nichts aus den REALKAPITALISTISCHEN Erfahrungen der Vergangenheit gelernt haben. Von Politikern wie Markus Söder von der regional-nationalistischen CSU ganz abgesehen. Für solche Politiker ist jeder, der die realexistierende Marktwirtschaft bzw. den Kapitalismus auch nur ansatzweise kritisiert, ein Kommunist.
Zitat 2: "Sollte der Kapitalismus überwunden werden? - Es geht nicht ums Überwinden, sondern um die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft, in der wir die Ressourcen, die wir nutzen, auch wieder zurückführen, eben einer echten ökologisch-sozialen Marktwirtschaft. Wir müssen Externalitäten internalisieren und Ausbeutung ... bekämpfen.
Mit Frau Merkel und neoliberal-konservativen Parteien wie der CDU (CSU inklusive) wird das aber mit Sicherheit nichts werden.
Zitat 3 "Wenn wir Gehälter veröffentlichen, dann müssen wir auch an unserer Kultur einer Neidgesellschaft arbeiten."
Warum nicht? Außerdem: Wenn ein einzelner Bürger in einem einzigen Jahr fürs Nichtstun mehr als eine halbe Milliarde Euro (das sind 500 Millionen) Dividende aus einer einzigen Firmenbeteiligung kassiert, dann ist das bereits öffentlich.
Bei Publikums-Aktiengesellschaften steht die Gewinnausschüttung im Geschäftsbericht und wenn man weiß, dass zwei einzelne Aktionäre jeweils 25 Prozent des Kapitals der AG halten und wer diese Aktionäre sind, dann muss man tatsächlich nur noch 1+1 zusammenzählen. Das Problem liegt darin, dass dies in den neoliberal-konservativen Medien und der Öffentlichkeit unter den Teppich gekehrt und NICHT DARÜBER GEREDET WIRD.