Der Kommunismus ist …?

Fragebogen Michael Wolffsohn hat so einige Bücher nicht zu Ende gelesen und hält die Welt für eine Bühne der Eitelkeiten
Ausgabe 49/2018
Der Kommunismus ist …?

Illustration: Susann Massute für der Freitag

Einen Linken wird man den 1947 in Tel Aviv geborenen und heute in Berlin lebenden Historiker und Publizisten Michael Wolffsohn schwerlich nennen können. Einen im besten Sinn streitbaren Intellektuellen allerdings schon. So auch in seiner jüngsten Publikation: Friedenskanzler? Willy Brandt zwischen Krieg und Terror (dtv).

Was mögen Sie an Angela Merkel?

Ihren Wunsch, den „humanitären Imperativ“ umzusetzen. Leider sind – nicht nur diesbezüglich – auch bei ihr Wollen und Können nicht deckungsgleich.

Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Recht viele zeitgenössische Autoren, aber welche, verrate ich nicht. Schriftsteller haben es schon so schwer genug, ihr Brot zu verdienen.

Welchen linken Politiker, welche linke Politikerin bewundern Sie?

Als Bewunderer – auch meiner selbst – bin ich total ungeeignet.

Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?

Ich radele täglich. Frischer Geist braucht frische Luft.

Wann sind Sie zuletzt U-Bahn gefahren?

Wo ich wohne, fährt die S-Bahn, die nutze ich fast ausschließlich. Auto fahre ich selten. Straßenverkehr ist schlimmer als Wildwest.

Zahlen Sie eigentlich gern GEZ-Gebühren?

Ja – wenn die Sendungen Qualität bieten und nicht Ideologie oder Haha-„Unterhaltung“, also Lebenszeitraub betreiben.

Welche Drogen sollten legalisiert werden?

Menschlichkeit, Anstand, Offenheit (Herz und Hirn), Manieren.

Halten Sie es für möglich, dass die ganze Welt eine Fiktion ist?

Sie ist eine Bühne der Eitelkeiten – vor allem von Männern.

Wer oder was hätten Sie gerne sein mögen?

Schon mein Ich (über)fordert mich.

Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler (welche Schauspielerin) sollte das tun?

Meine und meiner Familie Geschichte gibt es als Buch: Deutschjüdische Glückskinder. Bücher ziehe ich Filmen vor.

Toskana oder Krim?

Ich suche die Harmonie von Kultur und Natur. Ich bin West- und Mitteleuropäer. Also die Toskana.

StudentInnen oder Studierende?

Es lebe die durchdachte grammatikalische Korrektheit, nicht die modisch politische. In jeder Sprache.

Haben Sie ein Zeitungsabo?

Nur eines und nur von einer Richtung? Absurd.

Offene Grenzen sind …?

Im Prinzip ein Segen, doch manchmal leider Fluch. Nichts und niemand ist eindimensional.

Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?

Als ob nur in der Politik gelogen würde.

Sollte man Gehälter öffentlich machen?

Das ist letztlich inhuman, weil für manche lebensgefährlich.

Der Kommunismus ist …?

Ein schöner Traum, in der historischen Realität ein Blutmeer.

Haben Sie geweint, als die Berliner Mauer fiel?

Gejubelt. Weil: Menschen- und Bürgerrechte für alle Menschen und Bürger!

Kaufen Sie bei Amazon?

Warum auf gute Dienstleistungen verzichten? Aber ich konsumiere wenig, und Buchkäufe nur in der „Literaturhandlung“ von Rachel Salamander.

Sollte der Kapitalismus überwunden werden?

Ja, für diejenigen, die verzichten wollen auf: Leistung, Leistungsmotivation und -belohnung, Wettbewerb, Fortschritt und Selbstbestimmung.

Waren Sie schon mal auf einer Demonstration?

Massen sind mir zuwider.

Wo haben Sie zuletzt Urlaub gemacht?

Urlaub – was ist das?

Welchen Rat würden Sie der SPD-Parteivorsitzenden geben?

Jeder und alles ist vergänglich, auch die SPD.

Haben Sie schon einmal einen Abend mit einem Flüchtling verbracht?

Gesinnungsfrage. Im Berliner Mikrokosmos Gartenstadt Atlantic der gemeinnützigen Lichtburg-Stiftung meiner Familie sind Flüchtlinge und Migranten das „unser täglich Brot“.

Sind einige Ihrer besten Freunde Muslime?

Muster bekannt: „Einige meiner … sind Juden.“ Bin selber einer und sortiere Menschen nicht nach Religion, Hautfarbe, Volkszugehörigkeit. Ich habe muslimische, schwarze, christliche, buddhistische, sogar jüdische Freunde, auch Linke, Homos, Lesben.

Wem würden Sie das Bundesverdienstkreuz geben?

Orden gegenüber bin ich gespalten. Einerseits eine schöne Geste vom Staat zum Bürger. Andererseits Firlefanz. Ich hab’s, freu mich drüber – und trag’s nie.

Kaufen Sie im Bio-Laden?

Ja, aber nicht ausschließlich.

Wo ist Ihr Zuhause?

Zu Hause.

Wie möchten Sie sterben?

Da werd ich wohl improvisieren müssen.

Nespresso oder Filterkaffee?

Gut und bekömmlich soll er sein.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Kommentarfunktion deaktiviert

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Beitrag deaktiviert. Deshalb können Sie das Eingabefeld für Kommentare nicht sehen.