Der Kommunismus ist …?

Fragebogen Hannes Bajohr möchte Amazon verstaatlichen und weiß nicht, wo sein Zuhause ist
Ausgabe 43/2019
Der Kommunismus ist …?

Illustration: der Freitag

Er ist Übersetzer, Wissenschaftler und Autor. Bekannt wurde Hannes Bajohr (geb. 1984) durch den Band Halbzeug – Textverarbeitung (edition suhrkamp), der mithilfe von Algorithmen die Romane Kafkas,Bundestagsprotokolle oder Klimaschutzberichte zu spannenden neuen Texten kombiniert.

Was mögen Sie an Angela Merkel?

Ihre gelegentliche Sozialdemokratie.

Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Jedes zweite, circa.

Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?

Ich fahre genau richtig, warte aber noch auf die versprochenen Fahrradautobahnen.

Welches Auto gefällt Ihnen am besten?

Autos als ästhetische Objekte sind mir ein Rätsel. Sie sind ein notwendiges Übel, wenn man auf dem Land wohnt; sonst braucht sie kein Mensch.

Zahlen Sie eigentlich gern GEZ-Gebühren?

Neben der Krankenversicherungspflicht sicher die sinnvollste Zwangsabgabe.

Halten Sie es für möglich, dass die ganze Welt eine Fiktion ist?

Das wäre zu einfach.

Töten Sie Insekten?

Nur Mücken; verdient.

Ihr Lieblingsvogel?

Die Ringeltauben auf meinem Balkon; die Berliner Spatzen.

Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?

Raus aus meinem Schlafzimmer.

Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?

Gefühlt: die meisten.

Wer oder was hätten Sie gerne sein mögen?

Bis jetzt finde ich diese Existenz ganz okay.

Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte das tun?

HAL 9.000.

Haben Sie ein Zeitungsabo?

Die New York Times online. Die Zeit habe ich letztes Jahr nach einigen dümmlichen Redaktionsentscheidungen abbestellt.

Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone?

Weiß ich nicht. Fünfzig? Hundert?

Und welche benutzen Sie am meisten?

Evernote für Notizen, Scanbot zum Scannen von Texten, die DLF Audiothek für den Nießbrauch der GEZ-Gebühren.

Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, in welches Jahrhundert würden Sie reisen?

Als weißer Mann sind die Optionen für mich ziemlich vielfältig. Wie wohl die Mark Brandenburg im vierten Jahrhundert aussah?

Ihr Lieblingsfilm?

Frau in den Dünen von Hiroshi Teshigahara.

Offene Grenzen sind …?

... unumgänglich.

Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?

Nur die Art, die als Sozialzement schon eingeführt ist.

Sollte man Gehälter öffentlich machen?

Transparenz ist ein guter Gerechtigkeitsindikator.

Der Kommunismus ist …?

... eine nützliche regulative Idee.

Wo haben Sie zuletzt Urlaub gemacht?

Am Crossinsee bei Schmöckwitz und in Rom.

Toskana oder Krim?

Ich höre Gutes über die Toskana, halte die Quellen aber für unzuverlässig.

Sushi oder Schnitzel?

Klar.

Haben Sie geweint, als die Berliner Mauer fiel?

Ich war sogar in Berlin. Allerdings ist man mit fünf politisch nicht so interessiert, wie man es sein sollte.

Gehen Sie zu sorglos mit Ihren Daten im Netz um?

Wahrscheinlich gebe ich überhaupt zu bereitwillig Auskunft.

Kaufen Sie bei Amazon?

Amazon bitte auch verstaatlichen, wenn wir mit den Wohnungen fertig sind.

Sollte der Kapitalismus überwunden werden?

Was soll man hier sagen. Natürlich sollte er.

Haben Sie Aktien?

Wäre ja noch schöner.

Welchen Rat würden Sie der (komm.) SPD-Parteivorsitzenden geben?

Jetzt bitte nicht nach Dänemark schielen.

Haben Sie schon einmal einen Abend mit einem Flüchtling verbracht?

Ja.

Wem würden Sie das Bundesverdienstkreuz geben?

Nationale Ehrungen dienen eher der Nation als den Geehrten.

Ihr Lieblingsmaler?

Ach, da gibt es viele; bei SolLeWitt habe ich den Konzeptualismus verstehen gelernt. Aber vielleicht ist „Maler“ nicht ganz richtig.

Welche Ausstellung haben Sie zuletzt besucht?

Die gute von Bani Abidi im Gropius-Bau; und die eher maue Biennale in Venedig.

Jan Fleischhauer oder Margarete Stokowski?

Hat hier schon mal jemand Fleischhauer gesagt?

Wo ist Ihr Zuhause?

Gute Frage.

Wie möchten Sie sterben?

Einverstanden.

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