Der Kommunismus ist …?

Fragebogen Oskar Aichinger hat Bruno Kreisky bewundert und schlägt einen weiten Bogen um Verschwörungstheorien
Ausgabe 12/2020
Der Kommunismus ist …?

Illustration: der Freitag

Für viele ist Wien die schönste Stadt der Welt, gerade auch an ihrer Peripherie. Freuen wir uns also, wenn wir sie nach der Coronakrise wieder besuchen können. Mit dem jetzt erschienenen Buch Fast hätt ich die Stadt verlassen: Vom Gehen und Verweilen an den Rändern von Wien unterm Arm. Von Oskar Aichinger, im Hauptberuf Komponist und Pianist des Modern Creative Jazz.

Was mögen Sie an Angela Merkel?

Ihre Nüchternheit, ihren geradezu naturwissenschaftlichen Zugang zur Politik, eigentlich einem Minenfeld der Emotionen.

Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Die gesammelten Gedichte von Emily Dickinson, 1.789 an der Zahl. Die sind so großartig, dass man sie nie zu Ende, aber immer wieder lesen kann.

Welchen linken Politiker, welche linke Politikerin bewundern Sie?

Gibt es noch linke Politiker? Früher habe ich Bruno Kreisky bewundert.

Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?

Ja, aber ich fürchte mich vor den Autos und ihren Piloten.

Welches Auto gefällt Ihnen am besten?

Der Peugeot 404, ein Oldtimer.

Wann sind Sie zuletzt U-Bahn gefahren?

Gestern, so wie fast alle Tage.

Welche Drogen sollten legalisiert werden?

Alle, und dann in bester Qualität hoch versteuert verkaufen. Die heutige Prohibition stützt nur die Mafia und schützt niemanden.

Wer oder was hätten Sie gerne sein mögen?

Der Dirigent Sergiu Celibidache.

Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler / welche Schauspielerin sollte das tun?

Philip Seymour Hoffman, wenn er noch leben würde. Oder Udo Samel.

Sollte das generische Maskulinum abgeschafft werden?

Nein, nicht in literarischen Texten. Sehr wohl aber in Gesetzestexten, Ausschreibungen etc.

StudentInnen oder Studierende?

Studierende, ungern.

Haben Sie ein Zeitungsabo?

Der Standard, und am Wochenende Die Presse.

Ihr Lieblingsvogel?

Girlitz, wegen seines klirrenden Gesanges.

Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, in welches Jahrhundert würden Sie reisen?

Ins 1. Jahrhundert nach Christus, nach Rom.

Offene Grenzen sind …?

... eine schöne Utopie. Tatsächlich wird aber die Angst vor dem Fremden nie verschwinden.

Sollte man Gehälter öffentlich machen?

Jedenfalls alle, die aus öffentlichen Mitteln ganz oder teilweise bezahlt werden.

Welchen Song würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?

Yellow Moon von den Neville Brothers.

Toskana oder Krim?

Brunello und Bistecca fiorentina stehen mir jedenfalls näher als Krimsekt und Kaviar.

Der Kommunismus ist …?

... gescheitert, weil er einen „neuen Menschen“ will, der, wenn überhaupt, nur mit massiven Genmanipulationen zu erschaffen wäre. Trotzdem gibt es genug ökonomische und sozialpolitische Facetten an ihm, die uns heute noch den Weg in eine gerechtere Welt weisen können.

Sushi oder Schnitzel?

Das fragen Sie einen Wiener?

Welche Verschwörungstheorie halten Sie für wahr?

Um dieses Thema mache ich einen großen Bogen. Mit Menschen dieses Schlags ist jedes Gespräch sinnlos.

Gehen Sie zu sorglos mit Ihren Daten im Netz um?

Vermutlich ja, wie wir alle.

Ihre Lieblingsgewerkschaft?

Das hat mich noch nie jemand gefragt.

Sollte der Kapitalismus überwunden werden?

Ja, aber ohne den Markt abzuschaffen.

Waren Sie schon mal auf einer Demonstration?

Natürlich. Und ich gehe wieder hin, wenn ich es für notwendig erachte.

Haben Sie Aktien?

Ich hatte welche, vor vielen Jahren. Aber mein sogenannter Fonds war ein veritabler Flop.

Wo haben Sie zuletzt Urlaub gemacht?

Am Irrsee in Oberösterreich.

Haben Sie schon einmal einen Abend mit einem Flüchtling verbracht?

Ja, mit einer syrischen Familie, der ich Schubert am Klavier vorgespielt habe.

Sind einige Ihrer besten Freunde Muslime?

Nein.

Wem würden Sie das Bundesverdienstkreuz geben?

Helden und Heldinnen des Alltags.

Ihr Lieblingsfilm?

Chinatown von Roman Polanski.

Ihr(e) Lieblingsmaler/-in?

Eduard Angeli, derzeit.

Kaufen Sie im Bio-Laden?

Auch, aber nicht nur.

Wo ist Ihr Zuhause?

Im 5. Gemeindebezirk von Wien, Margareten. Ich bin sehr sesshaft, ich bin da seit 1984.

der Freitag digital zum Vorteilspreis

6 Monate mit 25% Rabatt lesen

Der Freitag im Oster-Abo Schenken Sie mutigen Qualitätsjournalismus!

Print

Entdecken Sie unsere Osterangebote für die Printzeitung mit Wunschprämie.

Jetzt sichern

Digital

Schenken Sie einen unserer Geschenkgutscheine für ein Digital-Abo.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Kommentarfunktion deaktiviert

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Beitrag deaktiviert. Deshalb können Sie das Eingabefeld für Kommentare nicht sehen.