Der Körper meines Sohnes

Indien/Kaschmir Seit zwölf Jahren sucht Parveena Ahangar einen Toten, den sie nie zu finden hofft
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In der hereinbrechenden Dunkelheit hänge ich am Ärmel meines Führers, der mich durch die verwinkelten Gassen der Altstadt Srinagars im indischen Teil Kaschmirs zieht. Es ist gegen sieben Uhr. Krachend fallen vor den Läden Rollgitter auf das Pflaster, Menschen sind eiligen Schrittes unterwegs, die Straßen leeren sich, Abendkühle liegt vor den Mauern. Für einen Besuch bei Parveena Ahangar scheint es fast schon zu spät. Zwar besteht offiziell keine Ausgangssperre mehr, doch suchen alle das Risiko von Kontrollen durch indische Soldaten zu meiden, die hinter Sandsäcken und Barrikaden hocken. Und die ein ungeübtes Auge oft erst auf den zweiten Blick erkennt.

Deshalb nahmen sie ihn mit
Im Kaschmirtal, dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Teil de