Der Mann, der keine Nummer blieb

BIZARRE BIOGRAFIE Geboren in Erfurt, Hautfarbe schwarz - Gert Schramm, einst jüngster deutscher Häftling im KZ Buchenwald, lebt heute in Eberswalde
Exklusiv für Abonnent:innen

In Thüringen ist der 6. Mai 1944 ein Frühlingstag wie aus dem Bilderbuch: Sonne, milde Winde. Gert Schramm schippt gerade öligen Schlamm aus der Lkw-Grube der Autowerkstatt Greiner in Bad Langensalza, als er zwei Männer ohne Oberleib in die Werkstatt treten sieht. Vier Beine, zwei Ledermäntel. Jungarbeiter Schramm ahnt: Gestapo. Fünf Minuten später hat er Gewissheit: Die Zeit der Duldung des "Fremdartigen" Schramm am "deutschen Volkskörper" ist vorbei. Ab heute entscheiden andere über das Leben des 15-jährigen Thüringers mit der dunklen Haut.

In den folgenden Wochen lernt Gert Schramm die Polizei-Zellen in Bad Langensalza, die Keller der Erfurter Gestapo-Zentrale, durch deren Flure heute Landtagsabgeordnete und Minister eilen, das Poliz