Der Moderator verlässt die CDU

Parteiaustritt Auf dem Höhepunkt der Pegida-Bewegung übernahm Frank Richter für die Staatsregierung eine Art Botschafterrolle. Nun geht er aus Ärger über die parteiinterne Streitkultur
Ausgabe 33/2017
Frank Richter vermisst in der CDU eine „von Fairness geprägte Streitkultur“
Frank Richter vermisst in der CDU eine „von Fairness geprägte Streitkultur“

Foto: Müller-Stauffenberg/Imago

Die letzte Party der sächsischen CDU lief, als wäre nichts gewesen. Bei einem Sommerfest huldigte Ministerpräsident Stanislaw Tillich zwischen Pool und Palmen seiner CDU – und spöttelte über die politische Konkurrenz, „falls die jemand kennt“. So sieht sich die CDU in Sachsen: als einzige nennenswerte Kraft am Platz.

Dieses Selbstverständnis teilt Frank Richter nicht mehr. Der prominente ehemalige Direktor der Landeszentrale für politische Bildung ist aus der CDU ausgetreten. Die Partei verliert mit dem Bürgerrechtler und ehemaligen Kaplan der Dresdner Hofkirche einen über die Parteigrenzen hinaus angesehenen Mann. Wie sehr Richter mit der Leistungsbilanz seiner Partei fremdelt, zeigte sich schon, als er im November den „Sachsen-Monitor“ vorstellen musste, eine Studie zu den Haltungen der Sachsen. Zerknirscht nahm Richter damals „autoritäre Denkweisen und Verhaltensmuster“ und eine „extrem ausgeprägte rechte Jugendkultur“ zur Kenntnis, die die Umfrage enthüllte. Junge Sachsen unter 30 Jahren offenbarten wenig Kenntnis und viele antidemokratische Vorurteile.

Frank Richter war jahrelang Sachsens Demokratielehrer. Als Direktor der Landeszentrale übernahm er auf dem Höhepunkt der Pegida-Bewegung eine Art Botschafterrolle für die Staatsregierung. So trat er in Talkshows mit Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel auf. Richters Job bestand darin, der versteinerten Blonden und „einfachen Frau aus dem Volk“ vor aller Augen freundliche Stichworte zu geben. So zeichnete Richter die hässliche Fratze von Pegida weich – und ersparte seinem Ministerpräsidenten Tillich die öffentliche Positionierung zu dem Schmuddelthema. Bis heute verbindet alle Welt Pegida mit Sachsen. Die CDU konnte zumindest nach außen weitermachen wie gehabt. Aber jetzt reicht es auch Richter.

Er, der zwischen Demokraten und Wutbürgern moderierte, vermisst in der CDU eine „von Fairness geprägte Streitkultur“. Wer Debatten meide, „meint es nicht gut mit der Demokratie“. Schon einige bekannte Gesichter haben der CDU den Rücken gekehrt, nicht jedes war ein Verlust. Als der Dresdner Anwalt Maximilian Krah vor einem Jahr zur AfD überlief, weinte man nicht lange. Wer aus Frust über enttäuschte Karrierewünsche das Parteibuch wechselt, ist ersetzbar. Einer wie Frank Richter nicht so leicht.

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