Der namenlose Tempel

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Was hier "ins ende gebaut" erscheint - ans Ende der bewohnten Welt oder auch nur ans Ende eines Gebirgstals - ist ein Tempel auf einem Kalkhügel, von jähen Schluchten umgrenzt, ein einsamer, numinoser Ort, den man treppauf, Schwelle um Schwelle erreicht. Ein Tempel freilich, "in dem man keiner gottheit je ein standbild / aufstellte", dessen dorische Säulen ohne Kanneluren sind und dessen Giebelfeld immer "leer" blieb. Das bedeutet, der Tempel - es handelt sich um den grandiosen Bau von Segesta auf Sizilien - wurde nie fertiggestellt, auch nie geweiht; er ist ohne Namen. Ein "du" wird in diesem "steinernen schweigen" angesprochen, eine Frau, man meint, das Rascheln ihres Kleides und das Klappern ihrer Stöckelschuhe zu hören. Ihre sinnlich-unbefangene Gegenwärti