Der schiefe Blick

Technologie Virtuelle 3D-Räume sind überall – nun erobern sie sogar die Zeitungen und das Fernsehen. Aber kann sich diese Technologie auch durchsetzen? Ein Selbstversuch
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Der seit einigen Monaten geschürte 3D-Hype ist ein Schulbeispiel für die Kunst der Entfachung gewerblicher sozialer Hysterien. Nachdem der Flachbildschirm erfolgreich das analoge Empfangsgerät verdrängt hat und nachdem die Digitalisierung von Camcordern und Kameras abgeschlossen ist, muss ein neues Verfahren den Nachbarn zu neuen Fragen verleiten: „Was, Sie sehen noch in 2D? Das ist ja rührend! Wie halten Sie das aus?“ Der durchschnittliche Gebildete, der die Marktstrategie durchschaut hat, schafft sich, vorsichtig geworden nach Bourdieus Hinweis auf die feinen Unterschiede, die neue Technik erst an, nachdem das durch Kaufverweigerung erworbene Distinktionspotential zu den Massen erschöpft ist; der extravagante Gebildete geht gleich mit den Massen