Wenn Leute, die ihre Zeit hinter sich haben, ihren Nachfolgern oder Bewerbern um die Nachfolge mit ihren Weisheiten kommen, dann ist das gemeinhin für die einen lustig und die anderen lästig. Gerhard Schröder hat nun im Spiegel seinen Senf zur Lage abgegeben. Er findet sie im Ganzen nicht schlecht, empfiehlt aber Aufmerksamkeit für einige wichtige Details. So haben es die Betroffenen am liebsten. Geht für sie die Sache gut, war es der Gesamtlage überhaupt zu danken. Geht es schlecht aus, lag die Schuld bei ihnen.
Beliebt sind auch Hinweise der Älteren auf ihre Leistungen von ehedem, an die sich kaum jemand noch so genau erinnert. Wie war das damals, 1998, mit dem Sieg bei den Bundestagswahlen über Kohl? „Wir haben“, sagt Schröder seinen vergleichsweise jungen Gesprächspartnern, „nicht den Fehler gemacht, Helmut Kohl zu behandeln, als hätte er keine historischen Leistungen vollbracht. Das hat er, da gibt es gar keinen Zweifel. Wir haben damals einfach nur gesagt: ‚Danke, Helmut, aber jetzt reicht’s.‘“ Abgesehen von dem falschen Konjunktiv drängt sich für den reinen Genuss dieser edlen Auskunft störend die Erinnerung dazwischen, dass damals im Wahlkampf ein Plakat zu sehen war, auf dem der Kanzler ein sehr bedröppeltes Gesicht machte und dazu der Kult gewordene Satz eines italienischen Fußballtrainers zu lesen war: „Ich habe fertig.“
So, rät Schröder, solle man auch mit Angela Merkel verfahren: ihre Leistungen anerkennen, aber volksverbunden behaupten: Zwölf Jahre sind genug.
Und dann? Da wird Schröder bissig: Rot-Rot-Grün werde nicht gehen, „solange die Familie Lafontaine in der Linkspartei tonangebend ist“. Auch mit tiefbegründeter Abneigung ist es wie mit gutem Wein. Sie wird besser, je älter sie wird. Sie muss allerdings wie guter Wein auch gepflegt werden.
Sie kann aber mit dem Alter auch abflauen: „Wenn man so langsam auf die 75 zugeht, relativieren sich alte Gegnerschaften. Ich treffe mich jetzt sogar häufig mal mit Edmund Stoiber.“ Hier unterlässt es Schröder, die besondere Bedeutung des Wörtchens „jetzt“ in dem Satz zu erläutern. Seit kurzem ist Schröder Mitglied des Aufsichtsrates des Fußball-Unternehmens Hannover 96. Stoiber ist in gleicher Funktion bei dem Fußball-Unternehmen Bayern München tätig. Um das rundum Erfreuliche an solchen Treffen vollkommen zu machen, muss Hannover 96 jetzt nur noch von der Zweiten in die Erste Bundesliga aufsteigen. Denn dass der Altkanzler gegenüber dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten zweitklassig ist, das geht gar nicht.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.