Der Sündenstolz auf die eigene Geschichte

Im Gespräch Der Historiker Norbert Frei über die Deutungshoheit der 68er, die Entstehung der Neuen Linken und absurde historische Vergleiche
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Erinnerungen beschert das Jubiläumsjahr der 68er-Bewegung zuhauf, seltener sind Würdigungen auf historisch sicherem Grund. Eine Ausnahme ist die Studie des in Jena lehrenden Zeithistorikers Norbert Frei 1968. Jugendrevolte und globaler Protest. 1955 in Frankfurt geboren, gehört Frei nicht mehr zur deutungsbesessenen Aktivistengeneration, vielmehr interessieren ihn die Vorgeschichte und die weltweite Entflammung des Protests. 1968, so Frei, sei mehr als die realen Ereignisse, es bilde den "Assoziationsraum" von "Zuschreibungen" und "Selbstdeutungen", eine "beispiellos florierende Begegnungsstätte", die die Protagonisten bis heute euphorisch oder sich abgrenzend zusammenführe. Auch dies, so der NS-Forscher, sei ein Grund, weshalb ´68 in unzulässiger Weise i