Auf den ersten Blick gleichen sich die Bilder: Türkisches Militär überschreitet die Grenzen zum Irak, um dort Stützpunkte kurdischer Rebellen zu bekämpfen; die irakische Regierung protestiert, das Militär zieht sich zurück, und die Regierungschefs beider Länder führen ein Versöhnungsgespräch. Kolumbianisches Militär setzt Bombenflugzeuge im Nachbarland Ecuador ein und tötet dort 21 Mitglieder der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC; Ecuador und auch das andere Nachbarland Venezuela protestieren nicht nur, sondern machen mobil, aber auch diese Krise endet durch ein Versöhnungsgespräch der Präsidenten. Und nun der Unterschied: Die Türkei zieht sich zurück, weil die USA Druck ausüben, denen die Aktion nicht ins eigene Irakkonzept passt, mit dem gleichfalls Souveränität verletzt wird. Indem Kolumbien versichert, sich in Zukunft keiner Grenzüberschreitung mehr schuldig zu machen, beugt es sich dem vorsichtigen Protest des lateinamerikanischen Staatenbundes OAS, der die Souveränitätsverletzung Ecuadors kritisiert hat, ohne Kolumbien direkt zu verurteilen. Das ist der Gang der Dinge in einer Weltgegend, für deren Akteure das Völkerrecht noch in Geltung ist, was man gerade dann sieht, wenn es einmal verletzt wird.
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