Der Vater

Literatur Autor Hans Pleschinski überlegt, wie das Elternhaus auf sein heutiges, bürgerliches Leben einwirkte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2019

Präzise der Diagnose folgend, starb mein Vater vor einigen Jahren an einer seltenen Krankheit. Zuerst schwand die Beinmuskulatur. Dann versagten die Hände ihren Dienst. Schließlich erstickte er.

In seinem Wirkungskreis hinterließ mein Vater seine ganz eigenen Spuren.

Als wir seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag in großer Runde in einem Gasthaus der Lüneburger Heide feierten, ertönte vor den Fenstern plötzlich laute Musik. Ein Durcheinander von Posaunen, Trompete, Triangel und Trommeln. Ungefähr dreißig ehemalige Lehrlinge, die er im Laufe der Jahre ausgebildet hatte, hatten sich verabredet, sich Instrumente besorgt, geprobt und brachten meinem Vater völlig unerwartet das ehrenvollste Ständchen, das ich je gehört habe.

Mein