Der Vatermord hatte längst stattgefunden

Im Gespräch Der Historiker Moshe Zuckermann über das Jahr 1968 in Israel, über Verdrängte und Verlierer, Triumphe und Tragödien
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FREITAG: Immer wieder wird der globale Charakter der 68er Bewegung betont. Lässt sich da auch Israel einbeziehen?
MOSHE ZUCKERMANN: Phänomenologisch betrachtete war der gemeinsame Nenner - ob in Japan, in den USA, in Frankreich, Italien oder Westdeutschland - die Revolte der jungen Generation gegen die alte, die Generation der Eltern. Freudianisch gesprochen war 1968 also ein Vatermord. In Israel fand ein solcher in jener Zeit nicht statt, weil es den historisch viel früher gegeben hatte: Der Zionismus selbst war der Vatermord am diasporischen Judentum, in Gestalt des Aufbegehrens gegen ein Dasein in der Diaspora mitsamt eines sich vorzugsweise religiös legitimierenden Patriarchats.

Mit welchen Folgen?
Dieser Vatermord war mit Schuldbewusstsein behaftet, weil man gegen d