Der Vorhang ist gefallen

Alltag für alle Christa Wolfs neues Buch "Ein Tag im Jahr" gibt Antworten auf manche Fragen nach der wahren DDR
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Gibt es ein wahres Leben im falschen? Eine bleischwere Frage lag über dem Land. Aber ganz so grundsätzlich, wie sie in den Jubiläums-Essays breitgetreten wurde, wurde sie dann doch wieder nicht gestellt, als - Zufall oder Notwendigkeit? - ausgerechnet im Adorno-Jahr das totgesagte falsche plötzlich zu neuem Leben erwachte. Die Ostalgiewelle, die über das notdürftig vereinte Land spült, ist ein später Reflex; halb Widerstand, halb Reue. Den wiedergetauften Zonenkindern dämmerte die Frage, ob sie sich in dem gelobten Land, in das sie geistig längst vor dem Mauerfall geflohen waren, womöglich nicht doch in ein ganz falsches Leben gestürzt hatten. Und so massiv, wie der DDR-Alltag plötzlich in den Medien von denselben Leuten besu