Figurbetonter Anzug, weißes Hemd, im Winter eine leichte Bräune, im Sommer eine leichte Bräune und alljährlich Nivea-Creme im Gesicht: So sieht heute das Bild eines deutschen Nationalmannschaftstrainers aus.
Joachim Löw und sein Vorgänger Jürgen Klinsmann haben beste Imagearbeit geleistet. Krawallmacher in Trainingsanzug haben ausgedient. Auch in Deutschland gibt man sich jetzt als stellvertretender Nationenmann, wie sich die Nation eben so sieht: als gepflegt und gesittet. Emotionen sind, wenn denn vorhanden, voll unter Kontrolle.
Tja, und dann das.
Heiner Brand, Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft, zeigt am Sonntag beim WM-Spiel gegen Norwegen, was einen echten (auch deutschen) Trainer immer noch ausmacht: Nach einer Fehlentscheidung des Schiedsrichterteams rennt er nicht nur aufs Spielfeld. Er rennt mit erhobener Faust und wutverzerrtem Gesicht hinter einem der Schiedsrichter her, die Kamera fährt mit und das Publikum fragt sich gebannt: schlägt er oder schlägt er nicht? Er wird doch nicht, also aber er wird doch jetzt nicht ... nein, er wird nicht. Denn einer wie Brand braucht keine beruhigenden Hautcremes, einer wie Brand kriegt sich auch so ein, schließlich weiß er, was Soziologen von je her zu beweisen versuchen: Sport dient der Affektregulierung. Wenn Norbert Elias das noch erleben hätte dürfen!
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