Der Wunsch, Tabubrecher zu sein

Gefangener seiner Obsessionen Martin Walsers umstrittener Roman "Tod eines Kritikers"
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Eine Figur, deren Tod man für vollkommen gerechtfertigt hält, das wäre Realismus". Martin Walser lässt diesen denkwürdigen Satz den Schriftsteller Hans Lach in seinem Buch "Der Wunsch Verbrecher zu sein" schreiben. Wenn der Schriftsteller eine seiner Figuren bis auf den Tod zu hassen beginnt, verlässt er das Terrain der Kunst. Denn auf was liefe der vollkommenste Realismus in der Kunst anderes hinaus als auf das Leben? Unausgesprochen schwebt Lachs Erkenntnis über der neuesten Walser-Fehde. Nicht nur in der erbitterten Debatte werden Kunst und Leben wieder einmal umstandslos in eins gesetzt. Auch in Walsers Buch fahnden alle Protagonisten nach den Motiven für den Mord an dem TV-Starkritiker André Ehrl-König. Kriminalhauptkommissar Wedekind